Nicht nur im Büroalltag gibt es manchmal auch gute Tage
Als am Montag „Endlich Freytag“ verkündet wurde, da konnte das Café Stilbruch einen Besucherrekord verbuchen, denn es war so voll wie nie zuvor. Während Till Frey über das große Interesse an seinem Debüt-Programm begeistert war, wurde Harry Michael Liedtke, der Organisator der Kleinkunstbühne auf der Rentforter Straße in Gladbeck, von dem großen Andrang völlig überrascht. Denn als über einhundert Besucher in das Café Stilbruch strömten, mussten auf die Schnelle noch ein paar Stühle aus einer benachbarten Gaststätte organisiert werden.
Mit Flipchart und Metaplanwand ausgestattet erzählte dann der Kabarettist vom Büroalltag eines Angestellten, dessen Laufbahn als „Plankton“ am Ende der Nahrungskette beginnt. Dass dies nicht alles nur erdacht, sondern auf eigenen Erfahrungen beruht, konnte man dem Vortrag des engagierten Künstlers deutlich anmerken.
So findet der Angestellte einen Brief mit einer Jahreskarte für den Tierpark Hagenbeck in Hamburg auf seinem Schreibtisch. Endlich eine Anerkennung vom Chef, denkt er. Auf Nachfrage erhält er vom Abteilungsleiter die Auskunft, dass er nach der Kündigungsfrist doch viel Zeit hätte. Noch glaubt er, dass es sich um einen Fehler in der Matrix handelt, aber nach zwei Gesprächen mit der Geschäftsleitung kündigt er selbst und macht die Erfahrung - im Elefantenhaus ist es auch im Winter schön warm.
Ausdauer, Geduld und Gelassenheit sind die wichtigsten Eigenschaften beim Bewerbungs-Marathon, erfuhr das Publikum. Da sich der eigene Lebenslauf wie ein Schadensbericht anhört und man als Bewerber aus der Übung ist, kann „Das perfekte Vorstellungsgespräch“ von Hesse und Schrader auch nicht wirklich weiterhelfen.
Für die immer gleichen Standardfragen hat Till Frey drei Standardantworten entwickelt, bis Glück und Erlösung nach einundzwanzig Bewerbungsgesprächen zu einem Job führen.
In der Serie Star-Treck fragt James T. Kirk in der Sterbeszene Mr. Spock: „Haben wir etwas bewegt?“ Was Till Frey dazu veranlasst, ein Unternehmen mit einem Tanker, der einen vorgegebenen Kurs eingeschlagen hat, zu vergleichen. Er, der kleine Angestellte, will nun mit einem Ruderboot den Kurs des Tankers ändern, was ihm mit viel Ausdauer dann auch tatsächlich gelingt. Nur leider befindet sich der Tanker in einem Pool auf einem Kreuzfahrtschiff, das Konzern genannt wird, und dieses Schiff hat einen festgelegten Kurs.
Immer wieder ist es dem jungen Kabarettisten gelungen das Publikum mit solchen außergewöhnlichen Darstellungen zu verblüffen. Selbst erfahrene Büroangestellte staunten über die Hamster- und Piranha-Strategie sowie das Organisationsprinzip bei den Indianern. Und sehr erfolgversprechend ist es, die Verhaltensweisen des Chefs zu beobachten und zu imitieren, meint der Kabarettist.
Doch was Till Frey an diesem Abend den Besuchern im Café Stilbruch mit seiner spritzigen Art auf sehr unterhaltsame Weise präsentierte, hatte durchaus Hand und Fuß und so waren auch immer wieder Rufe wie „kenn ich“ von dem begeisterten Publikum zu hören. Es gab viel zu lachen an diesem Abend im Café Stilbruch, auch wenn nicht immer alles ganz ernst gemeint war. Am Ende erhielt der Künstler einen lange andauernden Applaus und er stimmte noch einmal das Lied „Günni, deine Schläfen werden langsam grau...“ an. Auch nach der Vorstellung verweilten viele der Gäste im Lokal und unterhielten sich angeregt, denn das Programm hatte für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Ich weis nicht, ob James T. Kirk in der Star-Treck-Serie etwas bewegt hat, Till Frey hat zumindest sein Publikum nachdenklich über den ganz normalen Wahnsinn des Büroalltags gemacht und somit auch etwas bewegt!
Autor:Michael Petrikowski aus Gladbeck |
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