"Grup Yorum" in Gladbeck: 1000 Besucher feierten friedlich und fröhlich
Gladbeck. Eine gigantische Bühne mit umfangreicher TV-Ausstattung, gute Musik, etwas zu viel Regen, aber ein gut gelauntes Publikum aus vielen Teilen Europas feierten ihre Lieblingsgruppe, die auch in der Türkei die Massen begeistert.
Nur ein Beispiel: Zu einem eintrittsfreien „Volkskonzert“ in Istanbul erschienen „eine Million Besucher!“ Immerhin konnte die Musikgruppe bisher 20 Alben heraus bringen, denn die Fangemeinde ist auch im Westen Europas sehr groß. Das zeigte sich auch in Gladbeck: Busse mit niederländischen, französischen, italienischen und belgischen Nummernschildern parkten in der Nähe des Festplatzes, darunter sogar ein Kleinbus aus Enfield, der Gladbecker Partnerstadt.
Die Besucher auf dem Festplatz nahmen das nasse Wetter gelassen. Zuerst gab es etwas schrille Saxofon-Töne mit der „Compania Battaclan“ aus Bochum, dann spielte der Volkssänger Ozan Safak aus Krefeld auf seiner Saz, aber danach ging es „richtig rund“, die „Grup Yorum“ brachte, mit roten Halstüchern ausstaffiert, ein breit gefächertes Musikprogramm auf die Bühne. Zu der beliebten Formation gehören 30 Musiker, die ein Super-Programm zu Gehör brachten, darunter ein trauriges Lied über das Sivas-Massaker 1993, bei dem 37 Aleviten verbrannten. In türkischer Sprache sang Yorum „die Arbeiter von Wien“, „Bella Ciao“ oder einfach nur schöne Balladen.
Die Musik kam gut an, die rund eintausend Besucher klatschten, sangen und tanzten begeistert mit. Viele Besucher schwenkten rote Fahnen und riefen immer wieder: „Hoch die internationale Solidarität!“ „Yorum“ brachte ein Repertoir in kurdischer, türkischer und arabischer Sprache, das auch den einheimischen Besuchern gefiel, sogar Hilmi Jarici, ein Abgeordneter der türkischen Partei CHP, sang auf der Bühne mit. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Dieter Dehm von der Linkspartei hielt eine feurige Anti-Erdogan-Rede und stimmte das Einheitsfront-Lied von Bert Brecht an, sein Kommentar dazu: „Das ist hier mein erster Musik-Auftritt!“
In den Pausen gab es kurdisch-türkisches Essen, die DKP als Veranstalter („ein Herz, eine Stimme gegen den Rassismus“) zeigte sich tolerant, sogar die maoistische KPD-ML aus Gelsenkirchen-Horst (früher ein Erzfeind der DKP) durfte einen Info-Stand belegen. Ähnliche Veranstaltungen liefen am Samstag übrigens nicht nur in Gladbeck, sondern auch in Berlin, Hamburg, München und Leipzig.
Die Polizei präsentierte sich mit einem Riesenaufgebot an Mannschaftswagen und Ordnungskräften, der Staatsschutz zeigte sich im Hintergrund. Nach Polizei-Angaben stoppten sie gegen Mittag den Versuch einer türkischen „rockerähnlichen“ Gruppe, die sich „Osmanen“ nennen. Bei der Durchsuchung fanden sich Schlagringe, Pfefferspray und Messer. Die Polizei setze fünf „Osmanen“ vorübergehend in Gewahrsam. Der Festplatz wimmelte zudem von freiwilligen Ordnern, die in ihre Orange-Westen zusammen mit der Polizei für die Sicherheit garantierten. Ein deutscher Besucher witzelte: „Sind das hier Fans der holländischen Nationalmannschaft?“
Zwischenfälle gab es kaum: Ein Fan, der vor Freude über das Konzert eine „bengalische Fackel“ entzündete, erhielt eine Verwarnung und ein Bus aus Belgien konnte gegen 21 Uhr nicht abfahren, weil ein „kleiner Besucher“ unbedingt bis zum Ende auf dem Fest bleiben wollte.
Die Anwohner der Bergmannstraße bekamen die Dezibel-Töne der gigantischen Musikanlage „voll mit“, aber – wie vereinbart – pünktlich um 22 Uhr beendete Antje Potratz von der DKP das Musikfest und hielt sich damit an die Vorgaben. Die Gruppe „Yorum“ zeigte sich mit dem Verlauf sehr zufrieden und sie riefen: „Gladbeck Dankeschön – wir kommen gerne wieder!“
Wer sich das Konzert nachträglich ansehen möchte, die Gruppe stellte es in professioneller Qualität auf „You Tube“ ein!
Fotos/Text: Peter Braczko
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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