Gladbeck: Ausstellung über "Verlorene Orte"

Die Musik ist aus, die Zuhörer gegangen: In diesem Raum ist der Klang des Klaviers nur noch Erinnerung. Foto: Torsten Schmidt
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  • Die Musik ist aus, die Zuhörer gegangen: In diesem Raum ist der Klang des Klaviers nur noch Erinnerung. Foto: Torsten Schmidt
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Die Räumlichkeiten des Pflegedienstes Stefan Horn in Gladbeck präsentieren eine besondere Ausstellung: Lost Places, Fotografien verlassener Orte. Heruntergekommene Gebäude, nutzlos gewordene Innenräume und verfallene Gegenstände erzählen unglaubliche Geschichten über die Spuren der Zeit, Heimat und Dissolution. Als Jäger verlassener Schätze durchforstet Torsten Schmidt Lost Places – verlassene Orte in ganz Europa – um ihnen einen letzten großen Auftritt zu verschaffen.

„Es ist diese Stille und Einsamkeit, die so sehr fasziniert“ sagt Jelena Albijanic, die Pflegedienstleiterin des Pflegedienstes Stefan Horn, während sie sich bei der täglichen Arbeit am Anblick der exponierten Bilder erfreut. „Die Stille ausgerechnet dort vorzufinden, wo das Leben einst pulsierte, ist besonders spannend.“

Die verlassenen Orte haben etwas Unwirkliches, Skurriles und Faszinierendes. Wo früher einmal Menschen lebten oder arbeiteten, liebten und lachten, erobert sich nun die Natur immer mehr ihren Platz zurück.

Nun liegen einst prächtige Kathedralen, brodelnde Fabriken, stolze Villen, luxuriöse Sanatorien seit Jahrzehnten verlassen da, verborgen von der wuchernden Natur, die sie langsam und unerbittlich zurückerobert. Ob ein verlassenes Krankenhaus in Belgien, eine Therme in Südfrankreich oder eine Villa in Frankreich, wo einst Aristokratie und Bourgeoisie herrschten – die Motive des Essener Fotografen Torsten Schmidt zeigen, wie sich das Grün die Bauten der Menschen wieder einverleibt.

Geheime Orte eingefrorener Zeit

Wer solch geheimnisvolle Orte entdeckt, fühlt sich, als sei er mit einer fragilen Zeitkapsel gereist: Längst Vergangenes besteht hier unverändert weiter - wenn auch nicht für die Ewigkeit: Die brüchigen Gemäuer bröckeln, stauben, wanken, drohen ganz zu verschwinden - dabei hätten sie, wie greise Zeitzeugen vergangener Kriege, noch viel zu erzählen.

Die Fotografen der Szene halten bewusst die Standorte der von ihnen aufgespürten Geisterorte geheim und halten sich an folgenden Kodex: „take nothing but pictures leave nothing but footprints“ - nichts mitnehmen, nichts verändern, nichts zerstören, denn das Zerbrechlichste an den zerbrechenden Ruinen ist nicht ihr poröses Fundament - sondern ihr Charme, der von dem Gefühl rührt, dass hier die Zeit eingefroren ist.

Die Zukunft der Orte, die dem Zerfall ausgesetzt sind, liegt oft im Ungewissen. Bebauungspläne, Restaurationen oder ein kompletter Abriss der Lost Places sind meist nicht leicht in die Tat umzusetzen. Torsten Schmidt dokumentiert in seiner Bilderserie Orte, über die man sonst nichts erfahren würde, damit der Glanz unserer Vergangenheit erhalten bleibt. Dabei verändert und arrangiert er nichts. „Das Authentische und Unberührte möchte ich festhalten ohne es zu beeinflussen und zu bewerten“ sagt der 37jährige Torsten Schmidt.

Die Ausstellung kann man sich bis auf Weiteres in den Räumlichkeiten des Pflegedienstes Stefan Horn auf der Möllerstraße 42 in Gladbeck-Rentfort anschauen. Das Büro ist werktags zwischen 9 und 14 Uhr besetzt, außerhalb dieser Zeit nach telefonischer Vereinbarung unter 02043/64440.

(Mit Material der Firma Horn)

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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