Freundeskreis erinnert an Anwerbeabkommen mit der Türkei
Gekommen, um zu bleiben
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- Tahsin Ünlütürk (2.v.r.) war einer jener Menschen, die in den 1960er Jahren aus der Türkei nach Deutschland kamen und sich hier eine neue berufliche und private Zukunft aufbauen konnten. Foto: privat
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In diesem Jahr jährt sich im Oktober das Anwerbeabkommen mit der Türkei für Arbeitskräfte zum 60. Mal. Auch nach Gladbeck und Umgebung kamen Anfang der 1960er Jahre sogenannte Gastarbeiter, insbesondere in den Bergbau. Der Freundeskreis plant dazu einen historischen Rückblick mit verschiedenen Aktivitäten.
Das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei am 31. Oktober 1961 markierte den Beginn der türkischen Einwanderung nach Deutschland. Zuvor waren bereits mit anderen Ländern wie Italien, Griechenland, Jugoslawien und Spanien „Gastarbeitnehmerabkommen“ zur Anwerbung von Arbeitskräften unterzeichnet worden.
Ausstellung im Museum
In Zusammenarbeit mit dem Team des Museums ist für den Herbst eine digitale Ausstellung mit Bildern und erlebten Geschichten zur Einwanderung geplant. Falls es dann unter Corona Auflagen möglich sein sollte, wird am 29. Oktober, 18 Uhr, in Kooperation mit der VHS im kommunalen Kino der Film „Almanya – Willkommen in Deutschland“ gezeigt, der auf eine unterhaltsame Art die anfänglichen Schwierigkeiten der ersten Gastarbeiter in Deutschland verdeutlicht. Zeitzeugen werden im Anschluss von ihren Erfahrungen berichten.
Darüber hinaus ist passend zum Wahljahr 2021 am 21. April, 19 Uhr, ein Vortrag mit Prof. Hacı-Halil Uslucan vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) in Essen zum Thema „Politische Partizipation und Identifikation von Zuwanderern“ bereits im Programm der VHS verzeichnet. Freundeskreis und VHS planen den entweder unter Einhaltung der dann aktuellen Corona Maßnahmen im Lese Café der Bücherei oder digital.
Außerdem hat die gute Kooperation mit dem Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft, Werner Hülsermann, bei der künstlerischen Gestaltung der Stromkästen dazu geführt, dass der Freundeskreis beim Land einen Antrag für die Erstellung einer Dokumentation der künstlerisch gestalteten Stromkästen gestellt hat. Gemeinsam will man die bisher gestalteten Kästen mit „Vorher“ und „Nachher“ Bildern als Dankeschön für die Sponsoren zusammenfassen und natürlich auch weitere Kästen künstlerisch gestalten lassen.
Neues Leben in Gladbeck
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- Tahsin Ünlütürk (rechts) Anfang der 70er Jahre mit Mutter Sultan und Tochter Hülya. Als examinierte Krankenschwester hat sich Tochter Hülya Haack-Yol süäter mit einem Pflegedienst und einer Tagespflege in Gladbeck selbstständig gemacht und ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin. Foto: Hülya Haack-Yol
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Tahsin Ünlütürk kam 1964 mit 24 Jahren nach Deutschland. Er gehörte zu den ersten angeworbenen „Gastarbeitern“ aus der Bergarbeiterstadt Zonguldak in der Türkei. Nach ein paar Wochen in Gelsenkirchen zog er nach Gladbeck und holte 1968 Frau und zwei Kinder nach. Das dritte Kind, Hülya, wurde in Gladbeck im St. Barbara Krankenhaus geboren.
Tahsin arbeitete bis zu seinem Ruhestand auf dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop. Das Bergwerk hatte für wenige seiner ausländischen Mitarbeiter einen Deutschkurs organisiert. Er nahm daran teil und konnte nach zwei Jahren seine Deutschkenntnisse so gut verbessern, dass ihm über Tage ein Büro zur Verfügung gestellt werden und er als Ansprechpartner und Berater für ausländische Kumpel tätig werden konnte. Es war für ihn auch selbstverständlich, gewerkschaftlich aktiv zu sein. 2017 ist Tahsin Ünlütürk verstorben.
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Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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