Musikschule Gladbeck
Frühlingsgefühle beim Blasorchesterkonzert: Publikum honoriert musikalische Leistung mit Standing Ovations
Als am Samstag, 25. Mai der letzte Ton des Jahreskonzerts des Großen Blasorchesters der Musikschule der Stadt Gladbeck endete, folgten minutenlanger Applaus und Standing Ovations. Zuvor hatten das Unterstufen Blasorchester, das YouthWind-Ensemble und das Große Blasorchester das Publikum mit einem vielfältigen Programm zwei Stunden lang bestens unterhalten.
Für die jüngeren Musikerinnen und Musiker vom Unterstufen Blasorchester war es der erste Auftritt vor größerem Publikum. Trotz aller Aufregung zeigten sie sich rhythmisch und musikalisch sehr sicher. Unter der Leitung von Benjamin Koriath spielten sie Titel wie March for a festival von John Edmondson oder die Titanic-Titelmelodie My heart will go on von James Horner. Zu Recht waren nicht nur die Eltern stolz, sondern auch Benjamin Koriath. Dieser stellte als Anerkennung jede Musikerin und jeden Musiker der beiden Gruppen einzeln vor – nicht ohne Lob für die konzentrierte Probenarbeit sowie den Hinweis, dass all‘ das mit viel Engagement in der Freizeit geschehe.
Musikalisch auf höchstem Niveau: Das Große Blasorchester
Im Anschluss an den Nachwuchs folgte dann der Auftritt des Großen Blasorchesters unter der Leitung von Rolf Hilgers. Wie schon beim Jubiläumskonzert im vergangenen September präsentierten die knapp 45 Musikerinnen und Musiker sich bestens aufgelegt. Wieder einmal ließen sie das Publikum hören, wie vielfältig das Repertoire eines Blasorchesters sein kann.
Gleich zu Beginn starteten sie mit dem aktuellen Formel 1 Thema des ausgezeichneten Filmmusikkomponisten Bryan Tyler. Dieses anspruchsvolle Stück, das den Thrill und das Tempo eines Formel 1 Rennens vertont, wurde sogar von einem Mitglied des Orchesters arrangiert. Der junge Saxofonist Florian Kolmar nutzte die vergangenen Sommerferien, um das Werk extra für ein Blasorchester umzuschreiben. Beeindruckend!
Doch nicht nur im Kollektiv weiß das Orchester zu überzeugen, auch individuell sind die einzelnen Register sehr gut besetzt. Bei Children of Sanchez der Jazz- und Poplegende Chuck Mangione zeigte Benjamin Koriath am Flügelhorn sein solistisches Können. Gefühlvoll und mit immenser Sicherheit zog er das Publikum in seinen Bann, was dieses mit erstem längeren Applaus honorierte.
Mit der Originalkomposition The Magic Mountain des Österreichers Otto M. Schwarz, komponiert im Auftrag der Österreichischen Bundesbahn, ging es auf die musikalische Reise des Semmering Passes im Osten Österreichs. Das Stück erzählt die Geschichte dieser Eisenbahnstrecke von der ersten Idee bis zu dem Zeitpunkt, an dem der erste Zug seine historische Fahrt über den Pass machte. Mit zahlreichen Percussionelementen, vielen Tempowechseln und großem Spielwitz gelang es dem Orchester genau dieses Ziel zu erreichen – ganz ohne Verspätung, wie es bei der Deutschen Bahn üblich wäre.
Harry Potter, Robbie Williams und 80er-Jahre-Medley
Nach der Pause folgte ein Klassiker der Popmusik: Sweet Caroline von Neil Diamond. Dass dieser Song trotz seines Alters immer noch gut ankommt, konnte man nach dem Konzert hören: So summten einige Menschen die Melodie beim Verlassen der Erich-Kästner-Realschule.
Ebenfalls für viel Begeisterung sorgte ein Medley aller acht Harry Potter Verfilmungen. Die geradezu magischen Melodien von vier Komponisten nahmen das Publikum mit auf eine Reise durch die Welt von Hogwarts. Während dieses 12-minütigen Werkes von Arrangeur Jerry Brubaker wechselten sich ruhige mit äußerst temporeichen Passagen ab, die von allen Registern höchste Konzentration und spielerisches Können verlangten.
Es folgte mit Swing when you are winning von Robbie Williams ein weiteres Medley. Angeblich wollte Robbie Williams schon immer Songs von Dean Martin, Sammy Davis jr. und Frank Sinatra neu interpretieren. Im Jahr 2001 tat er genau das. Frank Bernaerts formte aus den Songs Have You Met Mrs. Jones?, Mack The Knife, Somethin' Stupid, Things und Beyond The Sea ein tolles Swingmedley. Toll und wirklich swingend performte auch das Große Blasorchester diese Titel.
Dass Musik auch eine politische und gesellschaftskritische Botschaft transportieren kann, verdeutlicht Schrei nach Liebe der Berliner Punk-Rock-Band Die Ärzte. Der Song aus dem Jahr 1993 war eine Reaktion auf die rechtsradikalen Anschläge in Solingen, Rostock oder Mölln. Als Zeichen gegen die aktuell wieder vorhandenen rechten Strömungen wolle das Orchester klare Kante beziehen, so Moderator Simon Heidebroek.
Für den gefeierten Abschluss sorgte das Große Blasorchester mit der 80er KULT(Tour). Arrangeur Thiemo Krass und das gesamte Blasorchester versetzten das Publikum zurück in die 80er-Jahre und die musikalische Ära der Neuen Deutsche Welle. Krass hat in seinem Medley fünf Kulthits miteinander verbunden und sich dabei sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten zunutze gemacht. Die Interpretation von Skandal im Sperrbezirk, Ohne dich (schlaf´ ich heut Nacht nicht ein), 1000 und 1 Nacht (Zoom!), Sternenhimmel und Rock me Amadeus lösten bei den Anwesenden so viel Begeisterung aus, dass das Orchester die Passagen mit den Songs Sternenhimmel und Rock me Amadeus als Zugabe vor der Zugabe performen musste.
So begeistert wie das Publikum äußerte sich auch Musikschuldirektor und Orchesterleiter Rolf Hilgers über die Leistung seines Orchesters. In gerade einmal neun Monate habe das Orchester dieses äußerst anspruchsvolle Programm einstudiert. Das sei auch deswegen so besonders, da die überwiegende Mehrheit beruflich stark eingespannt sei und auch trotz teils weiterer Anfahrt freitags konzentriert und mit viel Engagement probe. Das sei eben auch nur möglich, weil das Orchester seit Jahren in einer sehr konstanten Besetzung zusammenspiele – die Urkundenverleihung für langjährige Orchestermitglieder während des Programms spricht eine deutliche Sprache.
Finale aller Musikerinnen und Musiker: Barbie Girl
Es folgte das große Finale mit dem 90er-Jahre Hit Barbie Girl der Band Aqua, zugleich auch ein Song aus dem Kinohit Barbie aus dem Jahr 2023. Gemeinsam mit dem Großen Blasorchester zeigten die jüngeren Musikerinnen und Musiker, dass sie schon sehr gut mithalten können. Für mindestens so viel Begeisterung wie der Titel an sich sorgte eine Idee einer Trompeterin aus dem YouthWind-Ensemble: So zog Benjamin Koriath eine blonde Perücke aus einer Tüte, bat Rolf Hilgers diese aufzuziehen und das Stück zu dirigieren. Diesen Spaß machte Musikschuldirektor Hilgers bereitwillig mit und sorgte sowohl im Orchester als auch im Publikum für eine gelungene Showeinlage.
Autor:Simon Heidebroek aus Gladbeck |
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