Filmstadt Gladbeck 2. - Die Tomaten sind reif und die Wäsche hängt
GLADBECK - Die Dreharbeiten zum ARD-Film "Landauer", der im nächsten Jahr gesendet wird, laufen derzeit in Essen. Um die Monatswende Juli/Aug. geht es in Gladbecks Schlägel & Eisensiedlung zur Sache. Heute habe ich mich über den Stand der Kulissenarbeiten informiert, bzw. mir optisch einen neuen Eindruck verschafft.
Wie gut, dass man sich für eigene, private Musikfilm-Produktionen noch vor ein paar Wochen mit Szenen vor Ort in der Schlägel & Eisen-Siedlung eingedeckt hatte, denn jetzt aktuell wurden z. B. für den Landauer-Film einige Fenster durch Lattenkreuze ausgetauscht, verändert und/oder kaschiert.
Überhaupt sind weitere Veränderungen auf dem Gelände vorgenommen worden, wie z. B. auch einige aus dem Dach wachsenden Bäumchen, die entfernt werden mussten, um die Realität der Häuser in einen kriegsbeschädigten, notdürftig bewohnten Zustand zu versetzen.
So hat man ein Dach der Stallungen komplett mit Teerpappe belegt und diese an einigen Stellen durch Flickwerk wieder ersetzt, um so einen notwendigen, damals provisorischen Reparatur-Touch zu erzeugen. Hatte man keine Dachpappe mehr, musste ein Stück Linoleum od. Stragula* herhalten. (*ehemalige Fußbodenbeläge)
Wäsche auf der Leine, wie es früher war:
Der "Gilb" war zu Vorkriegszeiten noch kein Thema und so sieht entsprechend auch die Wäsche auf der Leine aus: Nicht einmal die alte Gardine mit der Goldkante gab es und selbst Werbe-Ikone "Klementine" hätte garantiert ein schlechtes Gewissen bekommen, hätte sie die Wäsche an der Leine im Vorfeld nur gefühlt.
Die Tomaten sind reif:
Der Security-Mann erzählt mir, (für ihn war der Tag heute einsam) dass er den neu angelegten "Garten" auf dem Filmgelände gießen müsse, damit die Tomaten od. Salatköpfe nicht vertrocknen. Sogar schon fast reife Äpfel lassen sich in der Pflanzensammlung finden. Wie das früher so war, in den eingefassten Frühbeeten befand sich eine Auswahl "Grünzeug", worunter auch Mangold nicht fehlen durfte.
Allerdings hatte ich kein "Viehzeug" wie Schwein/Huhn/Kaninchen entdeckt. Ich denke aber, dass wird den Requisiteuren nicht entgehen.
Zufälligerweise hatte ich von einem ehemalg. Bewohner dieser Siedlung Anfang der 70er Jahre mal 21 Hühner gekauft und sie selbst für Eier-Eigenbedarf gehalten.
Bayrische Wäscheklammern?
In einer Schubkarre (Foto) befand sich ein Eimer mit ganz einfachen Wäscheklammern, die ich so aus meiner Jugend hier nicht kenne. Wir hatten doch diese rund-gedrehten Wäscheklammern mit einem gedrehtem "Schachspiel-Bauer"-Köpfchen zum draufstecken auf die Wäsche.
Steine "kloppen"
Ein Haufen Abbruchsteine zeugt aus der Zeit. Eine passende Steintransport-Schubkarre steht auch gleich daneben.
Selbst das musste ich früher als Kind auch tun, weil Abbruchsteine vom Pütt od. ähnl. ungeputzt billiger waren, als neu gebrannte Ziegelsteine und sogen. Zechenziegel waren damals als verdammt knochenharte Steine bekannt. Der Stein wurde also vom Mörtelrest befreit/gekloppt (Maurerhammer), was immerhin als stark Rücken-belastende Tätigkeit bekannt war.
Kohlenwaage - Knochenmaloche
Ich sehe an den Stallgebäuden die Kohlen-Waage, ein vertrautes Gerät aus Kinderzeiten, wie sie beim Kohlenhändler "Strangemann" einst in Gladbeck an der Berliner-Str./heutige Voßstr. stand.
Zentnerweise wurden so einst die Kohlen gewogen und mit der Schütte am Griff dann die Wiegeschale nieder gezogen, damit die Kohlen in den untergestellten einzelnen Sack rutschen konnten.
Die Kohlensäcke bestanden ja aus sehr stabilem Seil-Material und wenn sie nass waren, besaßen sie ein bedeutend höheres Eigengewicht.
Der Kohlenhändler nahm sie vom Pferdewagen am Griff auf die Schulter, um die Kellertreppen zu begehen. Natürlich waren Kohlenhändler von Schornsteinfegern kaum zu unterscheiden, so zeichnete sich der Kohlenstaub in Wäsche und am Körper ab.
Eigene Kindheit
Man kommt ins grübeln und wird zum Nachdenken animiert, wenn man das alles so sieht, was aktuell auf der Freifläche aufgestellt ist. Einzig einen großen Eisenwagen/Trichter-Behälter (Foto) kann ich nicht zuordnen. Nahm man ihn fürs Land zum "kälken", oder wozu wurde er sonst verwendet?
Fotos: Kariger
Autor:Wolle Gladbeck aus Gladbeck |
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