Ein runder Abend im Café Stilbruch in Gladbeck!

Peter Schwarzwald live! | Foto: Michael Petrikowski
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Nein, wir haben nicht in einem Stuhlkreis zusammen gesessen! Vielmehr handelte es sich bei dem gestrigen Abend um eine gelungene und ausgewogene Mischung, ähnlich wie beim Wein. Er ist rund, wenn sich Tannine, Säure und Alkohol ergänzen und keines dominiert. Und genau so ein ausbalanciertes Mischungsverhältnis erwartete am gestrigen Abend das Publikum im Café Stilbruch an der Rentforter Straße 58 in Gladbeck. Harry Michael Liedtke, dem Organisator der Veranstaltung, kamen daher schon bei der Anmoderation fast vor Freude die Tränen, als er wieder in ein gut gefülltes Lokal blicken konnte.

Den Beginn machte Peter Schwarzwald, der mit seinen Gitarren und der kompletten Technik für eine gelungene musikalische Unterhaltung sorgte. Die Balladen des 1963 geborenen und heute in Bottrop lebenden Künstlers haben das Publikum schnell den Stress des Alltags vergessen lassen, wobei einige Stücke von ihm selbst komponiert wurden. Sein Repertoire ist vielfältig und reicht von Country über Rock, Folk und Pop. Inspiriert hat ihn schon vor 30 Jahren das Desperado-Album von den Eagles und so gründete er bereits 1984 eine eigene Band, nachdem er schon während seiner Schulzeit in verschiedenen Rockbands mitspielte und in Teestuben und Jugendzentren des Ruhrgebiets auftrat. Seitdem war er auf Stadt- und Schulfesten zu hören und konnte 1987 eine erste Solo-LP mit dem Titel „The Way I Choose“ herausbringen.

Als die Gäste so schon einmal „eingestimmt“ waren, betrat Tom Daut die Lesebühne, der mit Lyrik seine schriftstellerische Laufbahn begann, mit Kurzgeschichten fortsetzte und Ende 2011 einen ersten Roman nach über zweijähriger Arbeit fertig stellte. Schwerpunktmäßig verlagert er sich auf Phantasie-Themen.
Gestern Abend hat er eine spannende Geschichte mit dem Titel „Blutdurst“ vorgetragen. Und wie der Titel schon ankündigte, handelte es sich tatsächlich um eine blutdürstige Geschichte: Dieter will töten, lauert einem Pärchen auf… Tom Daut hat mit kräftiger und ausdrucksstarker Stimme dem blutrünstigen Inhalt Rechnung getragen und konnte am Ende mit der Erkenntnis, dass es doch nur ein Traum war, den Adrenalinspiegel der Gäste wieder senken.

Nachdem Peter Schwarzwald mit einem Gitarrenwechsel und dieses Mal ohne Kappe, aber dafür mit Mundharmonika, für Abwechslung sorgte, musste die nächste Autorin zunächst einmal die Höhe des Mikrofons für sich richtig einstellen. Dagmar Schenda, Jahrgang 1952, ist aus Mülheim angereist und zählt die Aquarellmalerei seit über 30 Jahren zu ihrem Hobby. „Der vermeintliche Verlust“ war ihr Erstlingswerk und aus „Besondere Alltäglichkeiten“ hat sie am gestrigen Abend zwei Kurzgeschichten ausgewählt. In „Zu spät“ begegnet Roland einem unbekannten Wesen, das ihn in Form eines Päckchens erreicht und in „Doch nicht allein“ wird Carla während eines Einkaufes von Gilda ein Angebot gemacht, doch mit ihr den Planeten Erde auf Nimmerwiedersehen zu verlassen. Beide Geschichten hat Dagmar Schenda routiniert stehend vorgetragen, wonach sie die Gäste in die Pause verabschiedete.

Peter Schwarzwald begeisterte ab 22.00 Uhr zunächst mit nun allseits bekannten Musikstücken (Hotel California von den Eagles und My Lord von George Harrison) das Publikum, um dann das Mikrofon an Dietmar Ostwald weiter zu reichen. Der 1953 in Thüringen geborene Autor hat 1975 in Arnsberg ein neues Zuhause gefunden und ist in diversen Literaturgruppen tätig. Er hat Anthologien herausgebracht und ein Theaterstück sowie einen Roman veröffentlicht. Für das Café Stilbruch hat er gestern das Märchen „Die verschreckten Buchstaben“ ausgewählt. Dietmar Ostwald war anscheinend vom berühmt berüchtigten Lampenfieber geplagt, so dass der Vortrag recht „holprig“ ausfiel. Einige Versprecher störten so das immerhin sehr nachdenklich stimmende Märchen, in dem es um die Buchstaben „S“ und „F“ ging, die immer wieder von der Bildfläche verschwanden. Die Buchstaben bemängelten, dass es ihnen an Geschichten fehlt. Während dieses Vortrags war es leider im hinteren Bereich des Cafés sehr unruhig geworden, was Dietmar Ostwald vielleicht auch noch zusätzlich irritiert haben mag.

Wieder hat Peter Schwarzwald u. a. mit einem, wie er meinte, schönsten Liebeslied das Publikum verwöhnt und Peter Scholz aus Dormagen betrat als letzter Autor des Abends gegen immerhin mittlerweile 23.00 Uhr die Bühne. In seiner Geschichte „Und wenn sie nicht gestorben sind“ wird Kindern in einer Kita ein Märchen vorgetragen, wobei bis auf ein Mädchen, die wirklich versteht, alle anderen nur Desinteresse zeigen. Sie applaudieren ohne echte Begeisterung und wollen nur noch nach Hause. Anders aber die Gäste im Café Stilbruch! Der Applaus, der Peter Scholz zuteil wird, ist echt, trotz der vorgerückten Stunde und natürlich will hier auch jeder nach Hause! Obwohl bei einem Programm dieses Kalibers kaum jemand bemerkt haben wird, wie schnell die Zeit verging! Harry Michael Liedtke bedankte sich bei den Zuhörern für ihr Durchhaltevermögen und Peter Schwarzwald lies es sich nicht nehmen, ein letztes Stück zum Abschied zu spielen, als Ausklang für einen runden Abend!

Autor:

Beatrix Petrikowski aus Gladbeck

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