Das Mädchen vom Amazonas

Catharina mit ihren großen "Schwester" Sylvia.
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  • Catharina mit ihren großen "Schwester" Sylvia.
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„Das Mädchen vom Amazonas“ - Catherina Rust wird am Mittwoch, 26. September aus ihrem gleichnamigen Buch lesen und über ihre Kindheit bei den Aparai-Wajana-Indianern“ um 19.30 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei erzählen.

Die 41-Jährige wuchs wie ein Indianerkind auf, fernab westlichen Komforts, doch aufgehoben in der Gemeinschaft eines Stammes und im Einklang mit der Natur.
Über ihr Buch,ihre Motivation und ihre Zukunftswünsche führte Svenja Seep ein Interview mit der Autorin.

Warum haben Sie dieses Buch erst so viele Jahre nach Ihrer Rückkehr aus Amazonien geschrieben?
Ich habe schon als Kind, mit elf, zwölf Jahren, fieberhaft geschrieben und alte Eindrücke gesammelt, um nichts zu vergessen. Mittlerweile kommt für mich noch ein weiterer Aspekt hinzu: Du musst den Leuten erzählen, was gerade jetzt am Amazonas passiert. Das Gebiet des Amazonas ist ein riesiges Trinkwasserreservoir, eine gewaltige grüne Lunge für die Erde, und doch werden hier täglich riesige Flächen brandgerodet, um Platz für noch mehr Ackerflächen zu schaffen, auf denen dann jene Pflanzen angebaut werden, aus denen wir „Biosprit“ oder Tierfutter machen.

Woran erinnern Sie sich am intensivsten, wenn Sie an Ihrer Kindheit am Amazonas denken?
Das ist eine Mischung aus allem: Gerüche, Geschmäcker, Menschen. An die Menschen erinnere ich mich ganz intensiv, auf jeden Fall. Ich erinnere mich sehr gut an die Leute, an ihren Charakter. Auch an das Licht, so ein goldenes Licht, wie wir es hier an Sommerabenden haben. Dort gibt es dieses Licht an 365 Tagen im Jahr.

Haben Sie es geschafft, aus Ihrer Kindheit etwas in Ihren heutigen Alltag hinüber zu retten?
Ich habe innerlich eine andere Haltung. Zum Beispiel hinterfrage ich Hirarchien sehr stark. Ein anderes ist die Lebensfreude. Die Menschen dort ruhen sehr in sich selber. Wenn ich hier manchmal so viele unzufriedene Menschen in der Straßenbahn sehe, dann denke ich, wie schade, dass Ihr alle so ausgeknipst seid. Nach dem Schreiben des Buches ist mir klar geworden, was ich mit meiner Tochter anders machen möchte. „Werde unabhängig und frei“, will ich ihr mit auf den Weg geben. Ich behandele meine Tochter auf Augenhöhe, so wie ich es selbst als Kind bei den Indianern erlebt habe.

Was hat sich in der Gesellschaft der Aparai-Wajana-Indianer in den letzten Jahrzehnten geändert?
Früher waren die Frauen dort zum Beispiel sehr gleichberechtigt. Die christliche Missionierung hat dem entgegen gewirkt.

Haben Sie heute noch regelmäßigen Kontakt zu ihrer indianischen Wahlfamilie?
Ich habe keinen direkten Kontakt. Die einzelnen Menschen, vor allem die jungen Männer, sind teilweise verstreut, einige sind weggezogen, aber ich weiß, wo sie sind und wie es ihnen geht. Und ich will auch wieder mit ihnen Kontakt aufnehmen.
Ihr Anliegen ist es, auf die Gefährdung des Regenwaldes aufmerksam zu machen.

Welche konkreten Schritte lassen sich sofort und von jedem unternehmen, um hier zu helfen?
Man kann wahnsinnig viel tun. Ich habe mich neulich mit Politikern getroffen, die frührer in Amazonien das Sagen hatten. „Ihr Deutschen seid maßgeblich mit an der Zerstörung des Regenwaldes schuld“, haben sie mir gesagt. Es gibt auch einige Politiker dort, die die Deutschen sehr hofieren. Wir sind zum Beispiel Großabnehmer für Gold, was verheerende Auswirkungen hat. Man sollte am besten gar kein Gold mehr tragen. Wir alle sollten darauf achten, was kommt aus dem Amazonas und auf was kann ich verzichten. Sich selber mal fragen: Muss ich jeden Tag Fleisch essen und muss es wirklich so billig sein.

Ich gehöre nicht zu den Umweltaposteln, die sagen, du musst verzichten. Aber jeder sollte mal schauen, was es für Alternativen gibt. Zum Beispiel Biokaffee oder auch Fairtrade-Produkte. Es ist wichtig, die Zusammenhänge zu erkennen.

Catharina mit ihren großen "Schwester" Sylvia.
Catherina Rust bei ihrer Rückkehr zum Amazonas.
Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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