"Betrügen lernen" - Die Chance, das Scheitern einer Ehe aufzuhalten
„Betrügen lernen“ lautet der Titel des Romans von Werner Bartens. Schon zu Beginn der ersten Seiten erschließt sich dem Leser wohin die Reise geht: Fokus der Handlung ist das Ehepaar Alex und Clare, die sich nach etlichen Ehejahren nach einer „Erfrischung“ sehnen, denn die Ehe droht aufgrund jeglichem Fehlen von gegenseitigem Austausch an Zärtlichkeiten zu scheitern...
Beide entwickeln dazu ihre ganz eigenen Vorgehensweisen, um der Ehe noch eine Chance zu geben, jedoch darf man sich nicht vorschnell vom Titel leiten lassen. Alex ist Tierforscher. Er untersucht das Sexualverhalten von Tieren unterschiedlichster Art. Während des Romans wird der Leser in die unterschiedlichsten Paarungsverhalten der Tiere eingewiesen und lernt dadurch so manche Parallelen zum Sexualverhalten des Menschen kennen, denn Alex versucht immer wieder das Fehlen von Zuneigungen seiner Ehefrau mit dem Verhalten der Tiere zu vergleichen, bei denen es oft nicht anders zugeht.
Ein Problem, zwei Perspektiven
Alex versucht immer und immer den passenden Moment, um seiner Frau näher zu kommen, was allerdings immer scheitert. Oft wird sein Vorhaben von seiner Frau durchschaut, sodass er sich neue Ideen und Tricks einfallen lässt, um nicht „ertappt“ zu werden. Geht Clare zu Bett, wartet er absichtlich einen gewissen Zeitpunkt, ehe er hinterher schleicht. Würde er Clare sofort folgen, würde sie ihm nur wieder zu verstehen geben, dass sie heute müde sei und einfach nur schlafen möchte. Alex unterlässt keine Möglichkeit, um sich Clare zu nähern, doch scheint es so, als ob er sich bei jedem weiteren Male unfreiwillig noch mehr davon zu entfernen scheint.
Clare hingegen fühlt sich von Alex bedrängt und wünscht sich mehr Aufmerksamkeiten von ihrem Ehemann und will nicht als reines Lustobjekt für ihn herhalten müssen - Dabei erfährt der Leser, dass Clare zu allem Übel auch noch Urologin ist und - im wahrsten Sinne des Wortes jeden Tag mit dem männlichen Geschlecht konfrontiert wird.
Feldstudien, Vorträge und echte Affären
Der Leser entwickelt während des Romans ein beidseitiges Verständnis, jedoch scheint das gemeinsame Zusammenführen des Paares zunächst ausgeschlossen. Aufgrund Alexs außergewöhnlichen Berufs ist dieser oft in den unterschiedlichsten Ländern unterwegs, um Feldstudien zu führen oder Vorträgen zu lauschen. Die Vermutung liegt nahe, dass er keine Gelegenheit verpasst, um sich auf Reisen dem weiblichen Geschlecht zu nähern, was jedoch immer und immer nach hinten los geht, denn Alex Annäherungsversuche entpuppen sich vielmehr als ungewollte Abwehrversuche.
Während Alex Abwesenheit nutzt Clare die Gelegenheit, um ein Seminar für eine erfolgversprechende Partnerschaft zu besuchen. Auch dieses Vorhaben geht mächtig nach hinten los. Anstatt neue Anreize für die Ehe zu sammeln, lernt Clare den Seminarleiter persönlich kennen und verbringt mit diesem eine gemeinsame Nacht. Auch Alex hat eine Frau kennen gelernt. Bevor er sie ungewollt mit seinen missglückenden Annäherungsversuchen weg scheuchen kann, wird dieser aber überraschenderweise von ihr verführt, doch bevor es ernst wird, erleidet Alex auch noch einen anaphylaktischen Schock und wird Hals über Kopf nach Hause geflogen, wo er erstmal im Krankenhaus landet....Die Lage scheint ausweglos, doch schließlich findet das Ehepaar wider Erwartens doch noch zueinander.....
Schwache Handlung, aber mit Humor in Szene gesetzt
„Betrügen lernen“ ist nicht so originell, wie der Titel es verkündet. Hauptgegenstand des Romans ist das andauernde Verlangen des Ehemanns mit seiner Ehefrau intim zu werden, welches beinahe auf jeder Seite ausführlich beschrieben wird, sodass der Leser bald von dem immer gleichen Thema gelangweilt wird. Auch ist der Handlungsstrang leicht durchschaubar, sodass der Leser auf einen einseitigen Pfad geleitet wird, der auch keine anderen überraschenden Momente zulässt.
Trotz des leidigen immer gleich bleibenden Themas des sexuellen Triebes des Protagonisten, wird der Leser durch die gut eingesetzten Pointen dazu animiert, in Schmunzeln zu verfallen und mit dem Protagonisten mitzufühlen. Bartens setzt dazu eine geschickte, ironische und sarkastische Darstellungsweise ein, welche das Dilemma des Protagonisten besser nicht darstellen kann: urkomisch und stellenweise absolut witzig!
Autor:Nathalia Klingelt aus Gladbeck |
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