Stadt Gladbeck weist Eltern-Vorwürfe zurück
Vierjähriger "türmte"aus Kindergarten
Eigentlich glauben Eltern ihren Nachwuchs im Kindergarten in sicherer Obhut. Aber das kann manchmal auch ein Irrglauben sein.
Aufregung in Zweckel: Am 8. Dezember begab sich ein vierjähriger Junge auf Erkundungstour durch den Stadtteil, nachdem er aus dem städtischen Naturkindergarten am Frochtwinkel "getürmt" war. Zum Glück kam der Kleine bei seinem Ausflug nicht zu Schaden, nun jedoch üben besorgte Eltern in einem anonymen Schreiben an das Jugendamt der Stadt Gladbeck heftige Kritik an der Leitung des Kindergartens.
Anonymes Schreiben besorgter Eltern
Dem Schreiben, das der STADTSPIEGEL-Redaktion in Kopie vorliegt, ist zu entnehmen, dass der Junge bis zur LIDL-Filiale am Scheideweg gelangte, dort von einer Passantin angesprochen wurde, die auch umgehend die Polizei alarmierte. Bis zum Scheideweg musste der Junge also mehrere Straßen und Kreuzungen überqueren. Im Naturkindergarten sei das Fehlen des Kindes erst nach einer Stunde registriert worden. Zudem fordern die Briefeschreiber, bei denen es sich angeblich um "besorgte Eltern" handelt, Konsequenzen für die "überforderte Kindergartenleitung".
Seitens der Stadt Gladbeck werden auf Anfrage der Vorfall selbst und der Eingang des Beschwerdebriefes bestätigt. Das sind aber auch sogleich die einzigen Übereinstimmungen.
So ist der Stellungnahme durch David Hennig (Amt für Kommunikation) zu entnehmen, dass das Verschwinden des Vierjährigen innerhalb weniger Minuten festgestellt worden sei. Sofort sei eine Suche ausgelöst und ebenso umgehend seien Polizei und Eltern informiert worden. Die Polizei habe den Jungen auch zurück zur Kita gebracht und es seien intensive Gespräche mit der betroffenen Familie geführt worden, wobei die Situation vollständig geklärt worden sei.
Verschwinden wurde sofort bemerkt
Weiter schreibt David Hennig: "Die Kita-Leitung geht im Nachgang ganz transparent mit diesem Vorfall um: Am Montag hat bereits ein Treffen mit dem Elternbeirat der Einrichtung stattgefunden und das Landesjugendamt wurde ebenfalls in Kenntnis gesetzt, zudem wurden die Eltern der übrigen Kinder am Dienstag in einem Schreiben entsprechend über diesen Vorfall informiert."
Fakt ist auch, dass das pädagogische Konzept vorsieht, dass zwei bis drei Kinder für einen begrenzten Zeitraum von maximal 30 Minuten den Außenspielbereich ohne Begleitung der Fachkräfte nutzen können. Grundlage für die Entscheidung der Fachkräfte, welche Kinder dieses Angebot wahrnehmen können sind: das Alter, die Entwicklung, das selbstständige Handeln, die Zuverlässigkeit des Kindes und die Konstellation der Kleingruppe. Mit den Kindern wird im Detail abgesprochen, welcher Spielbereich genutzt wird. Eine Kollegin geht innerhalb der 30 Minuten in regelmäßigem Kontakt zu den Kindern und ist bei Bedarf jederzeit zur Stelle.
Aus Sicht der Stadt Gladbeck entspricht zudem die Sicherung des Kindergarten-Geländes den gesetzlichen Anforderungen. Demnach ist das das Tor durch einen Überwurfriegel und einen entsprechenden Griff gesichert. Aufgrund des Vorfalls soll jedoch kurzfristig der Türmechanismus überarbeitet werden, so dass diese noch schwerer zu öffnen ist und sich ein solcher Fall nach Möglichkeit nicht wiederholt. Deshalb sollen nun kurzfristig, neben dem Anschreiben an die Eltern, auch weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Weitere Maßnahmen sind schon geplant
Zu diesen Maßnahmen sind erneut intensive Gespräche mit allen Kindergartenkindern bezüglich der Regeln im Außenspielbereich ebenso geplant, wie auch eine pädagogische Reflektion der Situation mit dem gesamten Team. Es sollen auch Hinweise an die Eltern herausgegeben werden, wonach das Tor unter keinen Umständen von den Kindern zu betätigen ist und auch kein Spielgerät darstellt. Geplant ist außerdem die Anbringung eines Stopp-Schildes an dem Tor, um die Grenze des Geländes für die Kinder zu verdeutlichen.
"Es war auch der erste Vorfall dieser Art in besagter Kita. Die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder stehen für das Personal der Kindertageseinrichtung Frochtwinkel 11 und für die Stadt Gladbeck natürlich an erster Stelle," schreibt David Hennig abschließend in seiner Stellungnahme.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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