"Impfen, so schnell wir können"
Kreis will beim Impfen Gas geben

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Wie lassen sich die Impfquoten im Kreis Recklinghausen beschleunigen? Um diesen Ziel näher zu kommen, macht der Kreis die Impfverfahren noch transparenter. Gleichzeitig wehren sich die Verantwortlichen gegen den Vorwurf, es werde nur mit halber Kraft immunisiert.

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt es: Von der geplanten Auslastung ist das Impfzentrum in Recklinghausen noch weit entfernt. Zwar stiegen die täglichen Impfquoten in den letzten Tagen, aber am 5. März erreichten die Immunisierungen nicht einmal die Hälfte der vorgesehenen 2000 Impfungen am Tag. Da die Impfstoffknappheit inzwischen kein Faktor mehr sein sollte, wurden die Verantwortlichen für den langsamen Fortschritt scharf kritisiert.

Der Kreis als Betreiber des Impfzentrums und auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, die das medizinische Personal im Impfzentrum stellt, wollen sich diesen Schuh nicht anziehen. "Täglich tun im Impfzentrum Verwaltungsmitarbeiter, medizinisches Personal, Rettungsdienstbeschäftigte und Pharmazeuten ihr Möglichstes, um so viele Personen wir möglich mit dem vom Land zur Verfügung gestellten Impfstoff zu versorgen", betonte Landrat Bodo Klimpel am Donnerstag. Vom Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Dr. med. Dirk Spelmeyer, hieß es: "Wir können diese Vorwürfe nicht nachvollziehen. Es gibt Vorgaben des Landes, an die wir uns halten, und tun alle unser Bestes, damit die Impfungen reibungslos laufen. Unterstellungen und subjektive Meinungsäußerungen helfen dabei nicht."

Kreisquote im Landesschnitt, aber NRW hängt hinterher

Tatsächlich liegt die Impfquote im Landesschnitt für das Land NRW, an einigen Tagen sogar etwas darüber. Dennoch sind andere Bundesländer deutlich schneller bei ihren Impfungen. Bei den Erstimpfungen ist NRW nur Mittelfeld, bei den Zweitimpfungen sogar noch langsamer.

Impfquoten im Bundesvergleich: NRW nur Mittelmaß. Grafik: RKI
  • Impfquoten im Bundesvergleich: NRW nur Mittelmaß. Grafik: RKI
  • hochgeladen von Oliver Borgwardt

Der entscheidende Faktor für die Menge an Terminen und Impfungen sei die Menge des dem Kreis vom Land zur Verfügung gestellten Impfstoffes, erklärt Landrat Bodo Klimpel. "Durch das Auftreten von Impfreaktionen in der Anfangsphase der Impfungen mit AstraZeneca haben einige Rettungswachen und Pflegedienste darum gebeten, nicht wie ursprünglich geplant alle Beschäftigten am gleichen Tag zu impfen. Natürlich haben wir diesen Wunsch aufgegriffen und eine gestaffelte Terminvergabe möglich gemacht", so Klimpel. So gab es dann auch einzelne Tage, an denen durch die Umplanung nicht alle Termine ausgeschöpft werden konnten. Der Impfstoff wurde in solchen Fällen aber nicht entsorgt, sondern für die Impfung an einem anderen Tag aufbewahrt.

Die Impfquote im Kreis am 5. März 2021.

Vollauslastung nächste Woche?

Bisher sei das Impfzentrum aufgrund der besonders zu Beginn geringeren Menge an Impfstoff bislang nicht in Vollauslastung gelaufen. "Das wird sich in der nächsten Woche ändern, wenn weiterer Impfstoff zur Verfügung stehen wird und zusätzliche Berufsgruppen impfberechtigt sind", heißt es von Seiten des Kreises.

Derzeit gibt es drei Gruppen, die sich zur Impfung anmelden können: Personen über 80 Jahren, bestimmte Berufsgruppen, und Menschen, die aufgrund einer außergewöhnlichen medizinischen Situation dringend vorzeitig geimpft werden müssen (Höchstpriorisierung). Für jede Gruppe hat das Land einen eigenen Anmeldeweg vorgesehen.

Neue Internetseite soll Verständnis erhöhen

Um deutlich darzustellen, wer impfberechtigt ist und welche Vorgehensweise für welche Gruppe gilt, wurde die neue Seite www.kreis-re.de/coronaimpfung eingerichtet.

"Den Überblick zu behalten, wer sich wo anmelden kann und wer überhaupt gerade impfberechtigt ist, ist nicht einfach. Ab sofort gibt es alle Erklärungen und die Infos zu häufig gestellten Fragen auf einer Seite", so Landrat Bodo Klimpel.

Die Einhaltung dieser Verfahrensweisen ist wesentliche Grundlage für die berechtigten Personen, um geimpft zu werden. Wer sich in einem nicht für die Gruppe vorgesehenen Portal oder unberechtigt angemeldet hat, kann zu dem vereinbarten Termin nicht geimpft werden, da die Impfstoffe entsprechend der Termine und der zugelassenen Personenkreise zur Verfügung stehen.

Keine freie Impfstoffwahl

Das Land hat klare Vorgaben gemacht, welche Personengruppe mit welchem Impfstoff zu versorgen ist, es gibt keine freie Impfstoff-Wahl. Derzeit werden alle Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft, Personen ab 65 Jahren in den meisten Fällen mit BioNTech, in einigen Einrichtungen auch mit Moderna.

Große Nachfrage nach vorgezogener Impfung

In den letzten Tagen ist bei der Kreisverwaltung auch eine Flut von Anträgen auf Impfung mit höchster Priorität eingegangen. Ein Großteil dieser Anträge muss abgelehnt werden. "Anträge auf Höchstpriorisierung, also auf eine vorgezogene, zeitnahe Impfung, können derzeit nur bewilligt werden, wenn es sich um sogenannte Härtefälle handelt. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn jemand vor einer Chemotherapie oder einer Organtransplantation steht", sagt Patrick Hundt, Fachbereichsleiter Soziales und Leiter des Impfzentrums, "diejenigen, die aufgrund von Vorerkrankungen in Prioritätsgruppe 2 aufgeführt sind, werden vom Land gesonderte Impftermine bekommen. Die Verfahrensweise ist aber noch nicht abschließend geklärt."

Vorgezogene Impfungen von Vorerkrankten
Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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