Von zwei Gladbecker Grundschülerinnen, Quarantäne und einer ratlosen Mutter
Der tägliche Corona-Wahnsinn

Kann die Vorgehensweise der Behörden nach Bekanntwerden eines positiven Corona-Tests und der Verordnung von Quarantäne für Kontaktpersonen nicht nachvollziehen: Sina Mind. | Foto: Archiv
  • Kann die Vorgehensweise der Behörden nach Bekanntwerden eines positiven Corona-Tests und der Verordnung von Quarantäne für Kontaktpersonen nicht nachvollziehen: Sina Mind.
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Die Inzidenzwerte für Gladbeck sinken seit Tagen. Was natürlich keineswegs bedeutet, dass es keine Corona-Neuinfektionen mehr in der Stadt gibt.

So geschehen in Stadtmitte. Dort besuchen zwei der drei Töchter von Sina Mind die "OGS" der Lambertischule, wo ja erst wieder seit dem 22. Februar, unterrichtet wird. Selbstverständlich unter Einhaltung aller geltenden Corona-Schutzvorschriften.

Zu diesen Schutzmaßnahmen gehört unter anderem, dass die Kinder in Gruppen aufgeteilt unterrichtet und von einer Person beaufsichtigt werden. Sowohl die Jungen und Mädchen als auch die erwachsene Person trugen auch am Dienstag, 23. Februar, wie vorgeschrieben Mund- und Nasenschutz. Was aber nicht verhindern konnte, dass beim Schnelltest am Nachmittag ein Test positiv ausfiel. Da der Schnelltest aber nicht amtlich anerkannt wird, musste sich die betroffene Person einem PCR-Test unterziehen.

"Ausschluss aus der Schule, bereits am zweiten Schultag. Ach was solls, mit dem Distanzlernen kennen wir uns ja nun aus," sieht es Sina Mind noch mit einer gewissen Portion Galgenhumor. Doch für die alleinerziehende Mutter drängt sich auch eine Frage auf: "Aber wie gehts jetzt weiter?"

Am Folgetag, also am Mittwoch, 24. Februar, setzte sich Mind mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Verbindung. Doch in dem Amt wusste man zunächst gar nichts von dem Corona-Fall in Gladbeck-Mitte. "Ich habe daher extra nachgefragt, ob für meine Töchter, die in einer Gruppe sind, nun Quarantäne angesagt sei," erinnert sich die Gladbeckerin. Die Antwort, die sie erhielt, war für die Fragestellerin total überraschend: "Keine Quarantäne!". Aber der Besuch der Schule wurde den Mädchen untersagt.

Inzwischen hat sich das Ergebnis des Schnelltests bestätigt, ist Sina Mind aber bis in die Mittagsstunden des 25. Februar, nur mündlich bekannt. Was zur Folge hat, dass weder Sina Mind noch ihre Töchter unter Quarantäne stehen. "Die potentiellen Virenschleudern, so werden unsere Kinder ja nun mal dargestellt, dürfen nach erneuter Frage, ausdrücklich mit mir losziehen und einkaufen gehen. Die Gefahr liegt ja noch nicht schriftlich vor, demnach ist sie ja auch noch nicht existent," versteht Sina Mind das Vorgehen der Behörden in keinster Weise.

Die Gladbeckerin ist allerdings davon überzeugt, dass die von der ganzen Familie gefürchtete Quarantäne kommen wird. Allerdings nur für eines der Mädchen wird die amtliche Anordnung erwartet.

Bei der Ausführung "Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen!" huscht ein Lächeln über das Gesicht von Sina Mind. "Ja es klingt unglaublich, aber es ist genau so!"

Denn beide Töchter besuchen zwar den Unterricht in der gleichen Gruppe, doch eines der Mädchen verließ den Unterricht und die Schule am Dienstag schon kurz vor Mittag, da ihr unwohl war, was eventuell dem dauerhaften Tragen der Schutzmaske geschuldet war. Ihre Schwester blieb in der Schule zurück und nahm dort auch das Mittagessen ein. Beim Essen musste sie zwangsläufig die Maske ablegen, was ihr nun die Quarantäne einbringt. Da hilft es wenig, dass das Mädchen an ihrem Platz den Sicherheitsabstand von 1,50 Meter wahrte und auch während des Mittagessens aufgrund des frühlingshaften Wetters die Fenster des Klassenraumes durchgehend geöffnet blieben. Ach so: die im Nachhinein positiv getestete Person trug über die gesamte Zeit ihre Schutzmaske.

Also bleibt der zweiten Tochter von Sina Mind die Quarantäne erspart, nur weil sie das Glück hatte, nicht auch in der Schule zu Mittag gegessen zu haben.

Am Nachmittag des 25. Februar meldet sich Sina Mind per Telefon in der STADTSPIEGEL-Redaktion. Auch ohne Video-Chat sieht man ihr die Ratlosigkeit regelrecht an. "Irgendwie ist das alles zu hoch für mich," gesteht sie offen ein. Der Sarkasmus ist ihr aber geblieben: "Bleibt abzuwarten, ob und wann und wer dann nun so einen tollen Brief bekommt, der die Gefährlichkeit des Virus aktiviert," gibt sie zu Protokoll. Verbunden mit der Zusage.

Am Donnerstag dann gegen 16 Uhr "Entwarnung": Der vermeintliche Positiv-Test war schlichtweg falsch. Also keine weitere Corona-Infektion in Gladbeck und kein Quarantäne-Stress für viele Familien. Auch für Sina Mind und deren Töchter...

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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