Musiktheater im Revier: Ballett erzählt Geschichten

Gleich zweimal Handlungsballett präsentiert das Ballett im Revier in den nächsten Wochen im Musiktheater im Revier: So erzählen die Tänzer zunächst die Geschichte von "Charlotte Salomon - der Tod und die Malerin" und dann Shakespeares "Hamlet".

Klingt so, als könnte man sich leicht für eine der beiden Geschichten entscheiden. "Nein, nein, das ist so unterschiedlich, das muss man beides sehen", sind sich Ballettdirektorin Bridget Breiner und Ballett im Revier-Manager Florian König einig.
"Wenn wir Charlotte Salomons Leben im Großen Haus zeigen, dann entstehen große Bilder und wahnsinnige Eindrücke. "Hamlet" machen wir im Kleinen Haus und durch Cathy Marstons Choreografie braucht man die Geschichte von Shakespeare gar nicht zu kennen, um Marstons Version zu verstehen", versucht König zu erklären.
Und Bridget Breiner schließt sich ihm an: "Cathy ist wie keine andere in der Lage, Geschichten mit Bewegung zu erzählen, ohne dass es pantomimisch wirkt. Das ist ihr sehr besonderes Talent." Für die Tänzer sei es eine sehr intensive Erfahrung so zu arbeiten. "Und im Kleinen Haus ist das Publikum so nah dran, es sieht jede Bewegung und versteht." Bridget Breiner, die Shakespeare liebt, kann man als Hamlets Mutter - aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird - erleben.

"Hamlet" im Kleinen Haus

Im Großen Haus tanzt sie selbst die Charlotte. Die Wiederaufnahme ihrer eigenen Choreografie ist in der heißen Probenphase. "Es ist eine spannende Erfahrung, weil viele der Rollen neu besetzt werden", berichtet sie. "Das ist ein spannender Prozess, weil neue Körper die Bewegungen machen und die Rollen anders ausfüllen, wenn sie sie zum Leben erwecken." Die Wände des Ballettsaals sind mit den rund 1.000 Werken der Malerin dekoriert, allein dadurch entsteht bei den Proben eine besondere Arbeitsatmosphäre. Charlotte Salomon stammte aus einer Familie von Selbstmörderinnen, überlebte selbst, weil sie mutig ihr Leben auf Leinwände bannte und wurde trotzdem nur 26 Jahre alt, weil sie als Jüdin in Auschwitz ermordet wurde. "In diesem Jahr wäre Charlotte 100 Jahre alt geworden, deshalb haben wir uns dafür entschieden, das Stück noch einmal auf die Bühne zu bringen",

"Charlotte Salomon - der Tod und die Malerin" im Großen Haus

erzählt Bridget Breiner. Interessant ist auch, dass das jüdische Museum in Amsterdam ab 20. Oktober die Bilder von Charlotte Salomon zeigt. "Eigentlich ist es nicht erklärlich, warum wir die Geschichte dieser Malerin erst jetzt kennenlernen", wundert sich Florian König, der glaubt, dass es vielleicht daran liegt, dass dieser Teil der Historie von Anne Frank besetzt ist. "Inzwischen gibt es auch eine Charlotte-Salomon-Oper", wissen die beiden Ballett-Experten. Doch Bridget Breiners Version der Geschichte der Malerin - die mit dem renommierten Theaterpreis "Faust" ausgezeichnet wurde - ist immer noch eine ausgesprochen eindringliche.

Die Termine:

"Charlotte Salomon - der Tod und die Malerin":
29. September, 19.30 Uhr;
8. Oktober, 15 Uhr;
14. Oktober, 19.30 Uhr;
29. Oktober, 18 Uhr.

"Hamlet":
15. Oktober, 18 Uhr;
20., 21. und 27. Oktober, 19.30 Uhr.