Institut Arbeit und Technik verabschiedet geschäftsführenden Direktor
Ruhestand für einen Vordenker
Auf über 30 Jahre Tätigkeit am Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen blickte der Soziologe und Gesundheitsökonom Prof. Dr. Josef Hilbert zurück, als er gestern in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Hilbert baute am IAT den Forschungsschwerpunkt „Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität“ auf und leitete das Institut seit 2011 als geschäftsführender Direktor.
Sein Team organisierte zum Abschied eine Fachtagung, die Kernthemen seiner Arbeit in den Mittelpunkt stellte. Hochkarätige Referenten und langjährige Wegbegleiter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik trugen zum Programm bei.
Hilbert ist Honorarprofessor an der medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied im Vorstand der MedEcon Ruhr, der Gesundheitswirtschaftsinitiative der Metropole Ruhr. Er gehört zu den Gründern und ist Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Deutsche Gesundheitsregionen. Stationen seines Berufswegs führten von der Universität Bielefeld über das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin und die Gesamthochschule Paderborn an die Ruhr-Universität Bochum.
Bewegter Lebenslauf
Anfang 2003 habilitierte er an der Universität Duisburg-Essen in „Berufsbildungsforschung“; 2007 habilitierte er an der Ruhr-Universität Bochum im Fachgebiet Gesundheitsökonomie und lehrt dort seitdem an den Fakultäten für Medizin und Sozialwissenschaft.
Seine Kollegen und Kooperationspartner schätzen ihn als Teamplayer, der aus konstruktiver Zusammenarbeit Gewinn und Inspiration zieht. Oft verblüffte Hilbert damit, dass er die Entwicklungsdynamik von wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen vorausahnte. Wichtig war ihm immer, dass seine Arbeiten im 'wahren Leben' auf Interesse stießen und er hoffen konnte, dass sie Wirkung hinterlassen. Am IAT war er damit bestens aufgehoben.
Inhaltliche Akzente setzte der Wissenschaftler mit seinen Arbeiten zur Berufsbildungspolitik und einem neuen „korporatistischen Ansatz“ zum Berufsbildungsgeschehen in den Gesundheitsberufen. Für die regionale Innovations- und Strukturpolitik waren Veröffentlichungen zur Frage „Können Konkurrenten Partner werden?“ wegweisend. Die Ergebnisse flossen ein in die Gründung von Gesundheitsregionen deutschlandweit. Unter dem Stichwort „Das virtuelle Altenheim“ starteten bereits Mitte der 90er-Jahre Forschungsprojekte zur Nutzung der Digitalisierung für gute Arbeit und bessere Qualität in der Pflege. „Den Staat neu denken“ lautete 1995 der Titel eines von ihm mit herausgegebenen Buches, in dem der „Aktivierende Staat“ umrissen wurde. Dieses staatstheoretische Konzept wurde in vielen Kontexten – von der Verwaltungsmodernisierung über die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik bis zur Kulturpolitik – aufgegriffen.
Fokus auf Gesundheit und Soziales
Seit der Jahrtausendwende legte Hilbert den Fokus auf die Entwicklung der Dienstleistungswirtschaft, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Soziales. Am IAT stellte er die Weichen für künftige Entwicklungen: Heute arbeiten seine Kollegen im IAT-Forschungsschwerpunkt Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität in nationalen wie internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten für digital gestützte Versorgungslösungen bei Diabetes oder Herzinsuffizienz und für gesundes und aktives Alter(n). Der neu gegründete IAT-Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel setzt neue Akzente für eine veränderte Arbeitspolitik im Gesundheits- und Sozialsektor: Die Instrumente der Mitbestimmung und Mitgestaltung und damit die Potenziale der Beschäftigten lassen sich als Erneuerungs- und Zukunftsressourcen nutzen – zum einen, um die Qualität, Wirtschaftlichkeit und Sozial- und Umweltverträglichkeit zu verbessern, zum anderen, um die Arbeitsplätze aufzuwerten und attraktiver zu machen. Für Hilbert „eine Überlebensfrage für die alternde Gesellschaft und – neben der Lösung der ökologischen Herausforderungen – eine der ganz großen Zukunftschancen für eine nachhaltige Wirtschaft!“
Autor:Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen |
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