Gala der Gelsenkirchener Wirtschaftsinitiative im Zeichen der Gesundheit
"Herz-lich willkommen!" zur Wirtschaftsgala Gelsenkirchen

Das Bürgerforum des Hans-Sachs-Hauses war fast bis auf den letzten Platz gefüllt und die Besucher genossen sowohl das Programm auf der Bühne als auch die Gelegenheit zu Gesprächen beim anschließenden Büffet. Foto: Gerd Kaemper
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  • Das Bürgerforum des Hans-Sachs-Hauses war fast bis auf den letzten Platz gefüllt und die Besucher genossen sowohl das Programm auf der Bühne als auch die Gelegenheit zu Gesprächen beim anschließenden Büffet. Foto: Gerd Kaemper
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Die Gala der Wirtschaftsinitiative stand ganz im Zeichen der Gesundheitswirtschaft Mit den Worten „Herz-lich willkommen, liebe Patienten“ begrüßte Moderator Lars Tottmann die Gäste der Gala der Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen, die in diesem Jahr unter dem Motto „Alles fit!“ stand im Hans-Sachs-Haus. Das passende „Herz“ dazu befand sich im Foyer des Hauses und war groß genug, um es „begehen“ zu können.

Dass sich die Gala gerade in Zeiten einer drohenden Epidemie des Corona-Virus mit dem Thema Gesundheit befasste, war allerdings reiner Zufall, wie der Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen, Roland Hundertmark, in seiner Begrüßung erläuterte.
„Wir haben die Planungen für den heutigen Tag bereits vor zehn Monaten aufgenommen. Da war von Corona noch lange keine Rede“, schilderte Hundertmark. Lars Tottmann führte aus, dass das Thema eher dem Stellenwert der Gesundheitswirtschaft geschuldet ist, denn pro Tag werden von ihr in Deutschland rund eine Milliarde Euro an Umsatz erwirtschaftet.
Für Gelsenkirchen bedeutet das, dass im Bereich der Gesundheit, der vom Institut Arbeit und Technik in Form eines Zwiebelprinzips ausgehend von einem stationären Krankenhausaufenthalt über die ambulante Behandlung, Rehabilitationen und Arztbesuche bis hin zu Sport und gesunder Ernährung reicht, 10699 Jobs und damit 13 Prozent der Arbeitsplätze angesiedelt sind. „Damit lösen sie die Beschäftigungszahl, die Kohle und Stahl einst in der Arbeitswelt hatten, ab. Denn es gibt inzwischen 550 Betriebe in Gelsenkirchen, die sich mit Gesundheit befassen“, erklärte Tottmann.
In einer Gesprächsrunde sprachen Oberbürgermeister Frank Baranowski und der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, der in Gelsenkirchen praktizierende Mediziner Dr. Johannes-Albert Gehle, darüber, wie gut Gelsenkirchen in Sachen Gesundheit aufgestellt ist.
Baranowski räumte ein, dass man in der Stadt vielleicht nicht für jede Therapie und Behandlung gut aufgestellt ist, aber dafür mitten in der Metropole Ruhr gut verortet ist.
„Jeder fünfte Arbeitsplatz in Gelsenkirchen zählt zur Gesundheitsbranche. Einzig der Nachwuchsmangel sorgt für eine Grenze nach oben. Daran wird sich aber nichts ändern, so lange sich die Akzeptanz dieser harten Knochenarbeit und die Bezahlung nicht ändern. Darum sollte man sich schon heute Gedanken darüber machen: Was kommt nach den Babyboomern?“, stellte Baranowski in den Raum.
Dr. Gehle regte an, dass bei den drei Trägern der Krankenhäuser in Gelsenkirchen weniger Konkurrenzkampf wünschenswert und stattdessen das Bündeln der Kräfte das Ziel wäre: „Wirtschaftlicher Druck ist hier der falsche Anreiz. Zum Wohle der Patienten wäre ein gemeinschaftliches Konzept sehr viel wünschenswerter.“
In Sachen Corona-Virus gab Frank Baranowski zu bedenken: „Wir sind vorbereitet und beobachten die Entwicklung. Es gibt natürlich Notfallpläne, aber die Realität kann letztendlich ganz anders aussehen. Trotzdem gibt es keinen Anlass für Panik und es müssen auch keine Hamsterkäufe weder in der Apotheke noch sonst wo getätigt werden. Es ist wichtig zu überprüfen, woher die Infos stammen, die derzeit im Umlauf sind. Denn darunter befinden sich sehr viele sogenannte Fake-News.“
Dem stimmte Dr. Gehle zu: „Befeuert durch die Bilder aus China werden Überreaktionen erzeugt. Dabei wird vergessen, dass die Influenzawelle vor zwei oder drei Jahren 20.000 Menschen in Deutschland das Leben gekostet hat. Einige von ihnen waren auch Gelsenkirchener. Das geht inzwischen so weit, dass die Uniklinik in Münster lahmgelegt wird, weil dort so viele Menschen vor der Tür stehen und einen Abstrich zur Untersuchung auf das Corona-Virus verlangen.“
In einer zweiten Gesprächsrunde erläuterten mit Nicolaus P. Hüssen, der Geschäftsführer von medicos.AufSchalke, Dr. Jürgen Geßner, der Vice-President der Knapp AG, die in Gelsenkirchen als Apostore bekannt ist, und Markus Wild, der Geschäftsführer von Wilddesign, drei „Perlen der Gesundheitswirtschaft in Gelsenkirchen“, wie Lars Tottmann sie nannte, ihre Tätigkeiten im Bereich der Gesundheitswirtschaft.
Das reichte vom Sport- und Reha-Angebot über den Einsatz von Robotik in Apotheken, etwa wenn die gewünschten Medikamente von einem Roboter statt einem Menschen herausgesucht und durch eine Klappe oder Rutsche bereitgestellt werden, und die Entwicklung eines Designs der Medizintechnik, die bedienerfreundlich und funktional ist.
Alle drei lobten den Standort Gelsenkirchen, weil es hier dank der Dichte der Universitäten viel Nachwuchs gibt und aufgrund der Bevölkerungsdichte auch viele Kunden. Dr. Geßner erklärte: „Der Standort ist besser als sein Ruf. Hier ist das Malochen bekannter als das Chillen. Das hilft.“ Markus Wild erklärte sogar, dass er sich inzwischen als echter Gelsenkirchener fühle.
Die dritte Gesprächsrunde gestalteten Dr. Sebastian Merkel vom Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen und Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Partner in der Industrie Life Sciences & Health Care. Dabei ging es um die zunehmende Digitalisierung auch in der Gesundheitsbranche. Dr. Merkel gab zu bedenken, dass eine Vielzahl der Technik und Digitalisierung noch gar nicht am Markt angekommen ist, weil das medizinische Personal noch gar nicht fit gemacht wurde für den Umgang damit. Dr. Elbel brach hingegen die Lanze für die Digitalisierung, weil diese den Patienten zugute kommt.
Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch Filmeinspieler von Frank Bürgin und seiner Filmproduktion Zeitlupe.tv. Da gab es eine „Bestandsaufnahme“ und „Medizin 4.0 - Was bringt die Digitalisierung?“. Die Zuschauer erfuhren auf charmant-unterhaltsame Weise, was ein internationaler Pflegedienst anders macht als andere, wie aus der Großgastronomie Wessel die Wesselgruppe wurde, die heute Rehakliniken betreibt, und was der Studiengang Medizintechnik an der Westfälischen Hochschule bewirkt.
Für Unterhaltung pur sorgte Kabarettist Dr. Ludger Stratmann, der die Besucher mit seinem Alter Ego „Jupp“ vertraut machte und erklärte, was man unter Gesundheitswirtschaft im Ruhrpott so versteht.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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