Illegaler Welpenhandel lässt Zahlen steigen
Tierheim Gelsenkirchen betreut zurzeit etwa 100 Hunde
Immer mehr Tierheime melden, dass Menschen die Hunde und Katzen, die sie sich während der Lockdowns angeschafft haben, nun nicht mehr haben möchten. Diese Auswirkungen waren bereits zu Beginn der Coronapandemie befürchtet worden. In Gelsenkirchen bewahrheitet sich dieser Trend allerdings nicht. Voll ist das Tierheim an der Willy-Brandt-Allee jedoch trotzdem.
Von Vera Demuth
150 Katzen und rund 100 Hunde warten zurzeit auf neue Besitzer. Hinzu kommen meist 60 bis 80 Kleintiere vom Wellensittich bis zum Meerschweinchen. Die hohe Anzahl an Hunden erklärt sich vor allem aus dem Welpenhandel. „Es sind viele Tiere dabei, die illegal eingeführt und beschlagnahmt wurden“, erläutert Heike Reddig, Pressesprecherin und erste stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins für Gelsenkirchen und Umgebung. „Das hört einfach nicht auf“, bedauert sie. Immer wieder kauften Menschen Welpen aus illegalen Quellen.
„Vielleicht ist die Nachfrage nach den Welpen durch Corona gestiegen“, mutmaßt Reddig. Was auf jeden Fall gestiegen ist, sind die Preise für junge Hunde. Da sie auch Kurse in der Hundeschule gibt, weiß die Pressesprecherin, dass mittlerweile deutlich höhere Preise aufgerufen werden. „Außerdem werden zum Teil Welpen vermittelt, die noch gar nicht geboren sind.“
Decken die Ämter einen Fall von illegalem Welpenhandel auf, werden die Tiere dem Tierheim übergeben. Es hat diese Pflicht von der Kommune übernommen und erhält dafür eine Aufwandsentschädigung. Das Tierheim kümmert sich dann um die tierärztliche Versorgung der Welpen und sorgt für eine Tollwutquarantäne, während der die Tiere weder vermittelt noch sonst wie in die Öffentlichkeit dürfen.
Probevertrag bei der Vermittlung
Vermittelt das Tierheim Hund oder Katze an einen neuen Besitzer, „geben wir uns sehr, sehr viel Mühe“, sagt Heike Reddig. Das Team vermittle Tiere nicht aus einer Laune heraus. Die Interessenten müssen mehrmals vorbeikommen, zu dem Hund eine Verbindung aufbauen und gemeinsam mit Hund und Ausführer Gassi gehen. Als letztes wird ein Probevertrag abgeschlossen. „Wir vermitteln kontrolliert“, so Reddig.
Deswegen gibt es beim Tierheim Gelsenkirchen auch keine spontanen Weihnachtstiere, die als Überraschung unterm Christbaum liegen. „Man kann nicht erst am 22. Dezember kommen und sagen, dass man einen Hund braucht.“ Hunde als Weihnachtsgeschenke seien höchstens möglich, wenn die Menschen Wochen oder Monate zuvor mit dem Tierheim Kontakt aufnehmen, um eine kontrollierte Vermittlung zu ermöglichen. „Wenn es dann passt, vermitteln wir auch ein Tier zu Weihnachten“, erklärt die Pressesprecherin.
Grundsätzlich würde sich Heike Reddig wünschen, dass die Leute sich mehr Gedanken machten, ob überhaupt und welches Tier zu ihnen passt. „Hund oder Katze, Hund oder Hündin, klein oder groß, jung oder alt?“ Kaum jemand würde sich vor einem Neukauf melden, um sich vom Tierheim oder der Hundeschule beraten zu lassen. „Hunde werden nach dem Aussehen ausgesucht, nicht nach der Rasse“, sagt Reddig. Wenn die Menschen sich jedoch mehr mit ihrer Wahl beschäftigten, wäre das Tierheim nicht so voll, ist die Pressesprecherin überzeugt.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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