60 Jahre Verbraucherzentrale
Standort in Gelsenkirchen feiert Jubiläum

Wolfgang Schuldzinski, Martina Rudowitz und Heike Higgen standen am Mittwoch, 21. September in Gelsenkirchen in der Verbraucherzentrale, die das 60-jährige Bestehen feiert. Foto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services
  • Wolfgang Schuldzinski, Martina Rudowitz und Heike Higgen standen am Mittwoch, 21. September in Gelsenkirchen in der Verbraucherzentrale, die das 60-jährige Bestehen feiert. Foto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services
  • hochgeladen von Carolin Plachetka

1962 öffnete die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW in Gelsenkirchen erstmals ihre Türen. Rund 923.000 Ratsuchende haben seither auf die Dienstleistungen der Verbraucherschützer:innen gesetzt. Bei einem Jubiläumsempfang zum 60. Geburtstag blickten im Beisein von Bürgermeisterin Martina Rudowitz der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, Wolfgang Schuldzinski, und Beratungsstellenleiterin Sigrun Widmann auf sechs Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit in Gelsenkirchen zurück.

Gelsenkirchen. Zudem gingen sie auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen ein. Insbesondere die Energiepreiskrise führt derzeit zu einem hohen Bedarf an Unterstützung und Beratung.
„Die förmlich explodierenden Kosten für Energie und die generell steigenden Lebenshaltungskosten stellen viele Menschen vor große Probleme. Aber nicht nur für Bürger*innen, die ohnehin wenig Geld zur Verfügung haben, ist der Konsumalltag aktuell eine besondere Herausforderung. Kompetenter Rat und konkrete Hilfestellung bei verbraucherrechtlichen Fragen und Nöten sind daher besonders gefragt“, sagte Wolfgang Schuldzinski. Es gelte, Verbraucher*innen vor Übervorteilung zu schützen und sie bei der Durchsetzung ihrer berechtigten Interessen gegenüber Anbietern zu unterstützen.

Beratungsangebote immer wieder angepasst und ausgeweitet

Gestartet ist die Beratungsstelle mit praktischen Informationen zu Haushaltsgroßgeräten und Hinweisen zu wirtschaftlichem Haushalten. Das Auskommen mit dem Einkommen stand dabei im Fokus. Immer wieder wurde das Beratungsangebot im Laufe der Jahre an neu auftretende Probleme
angepasst: Beratungen zu sittenwidrigen Krediten, zum Recht auf ein Girokonto oder dem ersten Computervirus bescherten der Beratungsstelle im Laufe der Jahre große Anfragewellen.

Hilfe bei Fallstricken im Verbraucheralltag

Bei den Anfragen wurden im Lauf der Jahre regelrechte „Dauerbrenner" sichtbar, die – bei gleichzeitiger Liberalisierung unter anderem von Telekommunikations-, Energie- und Finanzdienstleistungen – bis heute bestehen, erläuterte Beratungsstellenleiterin Sigrun Widmann: Telefonwerbung, Überrumpelung an Haustüre und im Geschäft sowie Beschwerden zu „Vertragsstörungen“, weil die vereinbarte Leistung nicht oder nur schlecht erbracht wird. Insbesondere angesichts der aktuellen Energiepreiskrise habe sich ein regelrechter Wildwuchs entwickelt, dem die Verbraucher*innen meist hilflos gegenüber stehen.


1962 war die Aussteuerberatung sehr gefragt

1962 wurde die Gelsenkirchener Verbraucherzentrale zunächst als „Hauswirtschaftliche und Verbraucher-Beratungsstelle“ eingerichtet. Das beliebteste Beratungsangebot damals war die Aussteuerberatung, berichtete Sigrun Widmann. Nach und nach wurde die Beratungsstelle personell aufgestockt und das Beratungsangebot kontinuierlich ausgebaut. Heute umfasst es neben der Allgemeinen Verbraucherberatung auch die spezialisierte Energie- sowie die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung. Zwei Kolleginnen widmen sich der Schuldenprävention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Eine weitere Beraterin unterstützt Verbraucher*innen mit Energieschulden. Das breite Beratungsangebot verdankt die Verbraucherzentrale in Gelsenkirchen nicht nur Finanzmitteln des Landes, sondern vor allem auch der Finanzierung durch die Stadt Gelsenkirchen selbst. Sigrun Widmann dankte den politisch Verantwortlichen dafür ausdrücklich.

„Wichtig gerade für Menschen mit geringem Einkommen“

Bürgermeisterin Martina Rudowitz hob in ihrem Glückwunsch die besondere Bedeutung der Verbraucherzentrale für die Stadt Gelsenkirchen hervor: „Die Gelsenkirchener Verbraucherzentrale ist eine wichtige Dienstleistungs- und Beratungsinstitution für die Menschen in dieser Stadt. Das Angebot ist aus unserer Mitte einfach nicht wegzudenken“, unterstrich sie. In Anbetracht der massiven Kostensteigerungen bei Lebensmittel- und Energiepreisen begrüßte sie besonders, dass die Verbraucherzentrale sich nicht nur um große Streitwerte kümmert, sondern sich gerade auch bei
Menschen mit geringen Einkünften dafür einsetzt, durch Abwehr unberechtigter Forderungen Geld zu sparen und Verschuldung zu verhindern. „Selbst wenn es sich nur um kleinere Beträge handelt, sichern diese den nächsten Großeinkauf oder die nächste Abschlagszahlung für Strom“, so die Bürgermeisterin.

Gesellschaftlicher und digitaler Wandel

„Digitalisierung umfasst inzwischen nahezu alle Lebensbereiche, mit spannenden Möglichkeiten, aber auch neuen Tücken und Fallen. Hier gilt es, die Verbraucher*innen vor neuen Methoden der Abzocke zu schützen“, so Sigrun Widmann. Dies betrifft aber auch die Differenzierung der Beratungswege. Dem Wunsch der Bürger*innen nach telefonischer Beratung mit digitaler Unterstützung wird nachgekommen, ohne dabei diejenigen auszuschließen, die hiermit überfordert und weiterhin auf einen persönlichen Kontakt angewiesen sind.
Dem zunehmend größer werdenden Anteil an älteren und pflegebedürftigen Menschen trägt die Gelsenkirchener Verbraucherzentrale mit ihrem Beratungsangebot zum Gesundheits- und Pflegerecht Rechnung.
Ein in diesen Tagen besonders wichtiges Angebot ist die Budget- und Rechtsberatung Energiearmut. Hier finden Verbraucher:innen, die Probleme mit ihrer Energierechnung haben oder denen Strom oder Gas abgestellt wurde, schnelle Hilfe. Das Angebot ist dank der finanziellen Unterstützung
von Land und Stadt seit Beginn des Jahres ein dauerhaftes Beratungsangebot der Beratungsstelle in Gelsenkirchen.

Aktionen zum Jubiläum

Am Donnerstag, 6. Oktober, ab 19 Uhr bietet die Verbraucherzentrale Gelsenkirchen einen Onlinevortrag mit dem Titel „Geldanlage in schwierigen Zeiten“ an.
Am Mittwoch, 19.Oktober, von 10 bis 16 Uhr gibt es in Gelsenkirchen-Buer einen besonderen Beratungstag zum Thema „Energie“.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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