Sport: Ja - Randale: Nein!
Nicht nur die Vereine SSV/FCA und DJK TuS Rotthausen sind stolz auf die Sportanlage Auf der Reihe, die immerhin über zwei Kunstrasen, einen Naturrasen- und einen Ascheplatz verfügt. Hier können sich Fußballer, aber auch Leichtathleten richtig austoben und davon profitieren zahlreiche Mannschaften von den Allerjüngsten bis hin zu den Alt-Herren. Nur leider werden ihnen immer mal wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Es könnte so schön sein auf der Sportanlage, wenn nicht immer wieder ganze Horden von Leuten auf die Plätze stürmen würden, um dort ihren Freizeithobbies nachzugehen. Nicht, dass das Betreten der Anlage grundsätzlich nur den Vereinen, die sie bespielen und betreuen, vorbehalten wäre, die Anlage steht interessierten Sportlern offen, die sich regelkonform verhalten und den Platz nicht verdrecken und durch ihr Verhalten ruinieren.
Diese Problematik eskalierte kürzlich als 50 bis 60 Jugendliche und jüngere Erwachsene die Platzanlage regelrecht stürmten, sich auf dem Mittelkreis „breit“ machten und mit Straßenschuhen, Fahrrädern, Kinderwagen, dem Holzkohlegrill und passenden Speisen und Getränken den Platz besetzten. Fußballtore, die eigentlich nicht für den Kunstrasenplatz gedacht sind, wurden auf genau diesen gezerrt und als Abgrenzung genutzt.
Der Platzwart, der versuchte einzuschreiten und die Gruppe auf den Tennenplatz umzulenken, der jedem offen steht und auch für weniger sportliche Ambitionen frei gegeben ist, wurde von der Gruppe aufs Übelste beschimpft, bedroht und schließlich so lange mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen bis er sich in sein Büro rettete, um die Polizei zu verständigen.
Vor Ort informierten sich nun Dr. Günter Pruin, Tanja Eigenrauch und Thomas Kinner von Gelsensport, Bezirksbürgermeister Michael Thomas Fath und Bürgermeisterin Martina Rudowitz bei Holger Wilbrandt, dem Geschäftsführer des SSV/FCA Rotthausen, über die Geschehnisse.
„Gerade erst wurden zwei Kabinen in der oberen Etage des Gebäudes aufgebrochen und der DJK TuS Rotthausen eine mobile Musikanlage und ein Ballnetz mit 13 Bällen gestohlen“, schilderte Wilbrandt, der über die Ereignisse der letzten Wochen wirklich verärgert ist. „Wir versuchen alles um die Anlage in Schuss zu halten und dann kommen Halbstarke und machen unsere ganze Arbeit zunichte.“
Denn die beiden Vereine haben mit Gelsensport einen Vertrag, dass sie die Sportanlage eigenverantwortlich nutzen können und dafür im Gegenzug für Ordnung sorgen, während sich Gelsendienste um Arbeiten wie Rasenschnitt, Begleitgrün und andere Dinge kümmert. „Darauf können die Vereine auch stolz sein, denn dies hier ist der einzige Platz in Gelsenkirchen, der von einer Platzgemeinschaft zusammen betreut wird“, erklärte Gelsensport-Geschäftsführer Dr. Pruin.
Bezirksbürgermeister Fath, der selbst Rotthauser ist und die Anlage wie seine zweite Westentasche kennt, ergänzte: „Beide Vereine haben eine Platzkommission gegründet und regeln die Dinge der Infrastruktur und Nutzung. Umso schlimmer ist es, wenn ihre Arbeit und ihre Maßnahmen derart mit Füßen getreten werden.“
Und die Vereine sehen sich wirklich arg gebeutelt: „Nachdem an den Kabinen inzwischen alle vier Türen kaputt gemacht wurden, haben wir keine Chance mehr Materialien zu lagern. Die Toilettenanlage ist ebenfalls dem Vandalismus zum Opfer gefallen, dort wurde sogar ein Lagerfeuerchen entfacht“, schilderte Wilbrandt.
Doch damit ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Vandalismus erreicht: Regelmäßig werden die Schlösser, die die Fußballtore, wenn sie nicht gebraucht werden, an Ort und Stelle halten sollen, geknackt und entfernt; die Tore, die eigentlich gar nicht für den Kunstrasenplatz gedacht sind, werden unsachgemäß auf den Platz gezogen; die Tornetze werden regelmäßig zerstört, indem sich die „Besucher“ zum Schaukeln in die Netze hängen; durch eine Grillaktion wurden Stücke des Kunstrasens zerstört, die erneuert werden mussten und so lässt sich die Liste fortsetzen.
Die Tore, von denen hier die Rede ist, werden von den Vereinsmitgliedern übrigens regelmäßig in den Schatten der Tribüne am Naturrasenplatz stationiert, wo sie auch zum Einsatz kommen können. Doch auch vor der Tatsache, genau diese Tore über 50 Meter weit zu transportieren, schrecken die Leute nicht zurück.
Die kriminelle Energie, die hier zu Tage tritt, ist nicht zu verachten. So wurde dem sportlichen Leiter eines Vereins, der es wagte das Wort gegen die Randalierer zu ergreifen, eine Scheibe am Auto eingeschlagen, einem anderen Vereinsmitglied die Reifen angestochen. Der Zaun, der an der Sportanlage vorbei zum offen zugänglichen Gesundheitspark Nienhausen führt, wurde mit einem dicken Ast so lange traktiert, bis er ganz eingedrückt war und einen bequemen Durchgang zur Anlage darstellte.
„Der Kunstrasen ist ein hochwertiges Spielgerät, das vor zweieinhalb Jahren angeschafft wurde, um den Vereinen und Schulen hier im Bezirk bessere Möglichkeiten zu bieten“, ärgert sich Michael Thomas Fath, der bedauert, dass dieses Engagement der Stadt und auch der Vereine von anderen mit Füßen getreten wird.
Doch es ist Abhilfe in Sicht, wie Tanja Eigenrauch, die stellvertretende Geschäftsführerin von Gelsendienste, ankündigte: „Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst sind von uns sensibilisiert worden. Und auch wenn die Beamten nicht offen sichtbar sind, werden sie einen Blick auf die Anlage haben und regelmäßig vor Ort sein. Außerdem stehen wir weiterhin in Gesprächen zu Maßnahmen, die ergriffen werden können, um die Anlage zu schützen. Der Platzwart ist außerdem instruiert schon bei kleinsten Auffälligkeiten die Polizei zu verständigen. Und diese wird sobald das Stichwort ‚Auf der Reihe‘ fällt, aktiv werden.“
Denn letztendlich entstehen durch den unsachgemäßen Umgang bis hin zum Vandalismus Schäden, die mit der Zeit ins Geld gehen. Darüber zeigte sich auch Bürgermeisterin Rudowitz verärgert, die als Rotthauserin stolz auf die ansonsten gepflegte und sehr gut angenommene Sportanlage ist. „Hier wird sehr viel für die Jugend getan. Das ist in einer Stadt wie Gelsenkirchen sehr wichtig und darum ist es umso trauriger, wenn diese gute Arbeit der Vereine so entlohnt wird“, bedauerte Rudowitz.
„Bisher hat Gelsensport immer schnell reagiert und wurde aktiv, wenn eine Torstange kaputt war oder ähnliches. Aber Gelsensport hat genau wie die Stadt nichts zu verschenken“, erinnert der Bezirksbürgermeister.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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