Hundefutter für ganz Deutschland
Seit Corona ist die Tiertafel Gelsenkirchen bundesweit aktiv
Schon lange unterstützt die Tiertafel Gelsenkirchen Hunde- und Katzenbesitzer nicht nur in Gelsenkirchen. Seit Beginn der Coronapandemie packen die Ehrenamtlichen Pakete mit Futter und Spielzeug für Tierhalter in ganz Deutschland. Monatlich gehen mehrere Hundert Pakete von der Neumarktgasse aus auf die Reise.
Von Vera Demuth
Erst Ende 2018 wurde die Tiertafel eröffnet. Doch seitdem hat sich die Nachfrage rasant entwickelt. „Als wir aufgemacht haben, dachten wir an vielleicht 50 Kunden“, erinnert sich Cornelia Keisel (55), eine von insgesamt sieben Ehrenamtlichen, die sich bei der Tiertafel engagieren. Schon nach einem Monat stieg die Kundenzahl auf 200 an. Mittlerweile liegt sie bei 400 Kunden in Gelsenkirchen, und weitere 350 werden deutschlandweit über die Tiertafel online betreut.
Die Online-Kunden sind seit 2020 in Folge der Coronapandemie hinzugekommen. „Viele Tafeln mussten wegen der vielen Auflagen dicht machen“, erklärt Keisel. Hier ist die Tiertafel Gelsenkirchen eingesprungen. Zweimal im Monat an jeweils zwei Tagen packen und versenden die Ehrenamtlichen die Pakete mit Futter in Dosen und in Tüten und mit FFP2-Masken für die Tierbesitzer als zusätzlichem Service.
Futtermenge wird abgewogen
Genau wie die Unterstützung für Kunden vor Ort, die die Pakete einmal im Monat selbst abholen, deckt die Ration jeweils den Monatsbedarf eines Tieres. Katzen erhalten 4,8 Kilogramm Nassfutter und ein Kilogramm Trockenfutter. Bei den Hunden geht es nach Gewicht. Für einen 30 bis 40 Kilo schweren Hund sind zum Beispiel vier Kilo Trockenfutter und 14 Kilo Nassfutter vorgesehen. Außerdem gibt es für alle Tiere noch Leckereien als Belohnungen. Benötigt ein Tier Spezialfutter, weil es etwa Getreide nicht verträgt, nierenkrank ist oder Diabetes hat, wird dies ebenfalls berücksichtigt.
Innerhalb kürzester Zeit hat die Tiertafel Gelsenkirchen ihre Arbeitsabläufe immer mehr professionalisiert. Die Kunden sind mit ihren Tieren im Computersystem registriert. Über eine Kundennummer kann nicht nur das Paket exakt nach den individuellen Bedürfnissen der Katzen und Hunde befüllt werden, sondern falls das Paket verschickt wird, wird anhand der Nummer auch das passende Adressetikett erstellt.
Maschinelle Unterstützung
Um die bis zu 30 Kilogramm schweren Pakete beim Versand vor Schaden zu bewahren, hat die Tiertafel eine gebrauchte Umreifungsmaschine angeschafft. Damit werden die Pakete mit einem Band verschnürt. Eine weitere Maschine dient dazu, Luftpolster herzustellen, um damit etwaige Hohlräume im Paket auszufüllen. Und per Lastenwaage stellen die Ehrenamtlichen sicher, dass das Paket nicht zu schwer und kein höheres Porto fällig wird.
Damit die Regale der Tiertafel an der Neumarktgasse für die Versorgung von Hund und Katze, aber auch Hamster und Meerschweinchen, immer gut gefüllt sind, nimmt die Tafel Futter- und Spielzeugspenden von Privatpersonen entgegen, tauscht sich aber auch mit befreundeten Vereinen aus. Hinzu kommen die Spenden von Futterherstellern, wenn diese Produkte oder Designs umstellen. „Dann rufen die an und sagen: ,Wir haben was'“, sagt Cornelia Keisel. Daher sind zwei der Ehrenamtlichen auch regelmäßig unterwegs, um Spenden abzuholen – sei es in München, Ulm, Frankfurt oder Lohmar.
Nachfrage nimmt zu
Bei zehn Tonnen Futter liegt der Verbrauch der Tiertafel pro Monat. „Vor der Ausgabe sind die Regale voll, danach sind sie leer“, erzählt Keisel. Und die Nachfrage nach Unterstützung steigt weiter. „Die Zahlen gehen nicht mehr zurück. Das Gas und vieles andere wird teurer. Da helfen auch zwölf Euro Mindestlohn nicht.“
Wer die Hilfe der Tiertafel Gelsenkirchen in Anspruch nehmen möchte, muss einen Nachweis erbringen, dass er zum Beispiel ALG II bezieht oder obdachlos ist. „Für viele ist das Tier der letzte Halt“, sagt Keisel über die Tafelkunden. Mit Ausnahme der Obdachlosen bekommen die Kunden die Unterstützung nicht kostenlos. Für Nassfutter werden zwei Euro fällig, und wenn die Tiertafel die Kosten für eine tierärztliche Behandlung übernimmt, müssen sich die Kunden ebenfalls mit einem symbolischen Betrag von zwei Euro beteiligen. „Das ist, damit die Leute nicht das Gefühl haben zu betteln.“
Mithelfer gesucht
20, zum Teil auch 30 Stunden engagieren sich Cornelia Keisel und die übrigen Ehrenamtlichen pro Woche bei der Tiertafel. „Das macht Spaß. Man lernt immer neue Leute kennen.“ Entlastet werden die Frauen und Männer, die meist über 60 Jahre alt sind, von Menschen, die vom Gericht geschickt werden, um Sozialstunden abzuleisten. Über mehr Mitstreiter würden die Ehrenamtlichen sich trotzdem freuen. „Wir können immer helfende Hände gebrauchen“, lädt Keisel ein.
Kontaktdaten sowie Informationen zu Spendemöglichkeiten und den Ausgabezeiten gibt es unter www.tiertafel-gelsenkirchen.de.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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