Dank Foodsharing werden Lebensmittel vor der Tonne bewahrt und auf den Teller gebracht
Rettet die Lebensmittel
Sicher ist es jedem schon mal passiert, dass er Lebensmittel eingekauft und sich dabei verkalkuliert hat, wie viel er tatsächlich braucht. Oder aber die Familie, die eigentlich verwöhnt werden sollte, hat ganz vergessen zu sagen, dass sie unterwegs und zum Essen nicht da ist. Es gibt viele Gründe, warum im Haushalt Lebensmittel plötzlich zu viel vorhanden sind, die zu schade für die Tonne sind, aber auch nicht so schnell verzehrt werden können. Und genau da kommt Foodsharing ins Spiel.
Seit fast vier Jahren gibt es auch in Gelsenkirchen eine Gruppe von Foodsharing.de, die sich bemüht, dass möglichst wenige noch genießbare Lebensmittel am Ende im Müll landen. Mit Hilfe einer Fairteilerstelle werden diese Lebensmittel an Menschen weitergegeben, die sie gern noch auf den Teller bringen.
Mitmachen kann jeder und ganz schnell
Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach. Wer Interesse hat, ehrenamtlich bei Foodsharing.de/gelsenkirchen mitzumachen, kann sich auf der Seite registrieren und schon kann es los gehen.
Am anderen Ende der Leitung stehen dann die Gelsenkirchener Botschafterinnen Inga Clever, Sabrina Wende und Susanne Goerke sowie ihre Mitstreiter, die sich immer über neue Food-Saver freuen, Betriebe, die ihre nicht verkauften Lebensmittel zur Weitervergabe spenden möchten, Fairteilstellen zum Ablegen und Abholen von Lebensmitteln sowie Betriebsverantwortliche, also Ehrenamtler, die den Kontakt zu den Spender-Betrieben halten.
Inga Clever ist eine von drei Botschafterinnen, die für den Bezirk Gelsenkirchen verantwortlich sind. Die 25-Jährige ist studierte Sozialarbeiterin und arbeitet in Gelsenkirchen. Foodsharing hat sie in Ludwigsburg für sich entdeckt und bei ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt Gelsenkirchen gleich zur hiesigen Gruppe Kontakt aufgenommen.
„Unser System ist dabei noch barrierefreier als die Tafeln, mit denen wir aber auch kooperieren und sogar Lebensmittel abholen, wenn dort gerade ein Überhang besteht“, schildert Inga Clever. „Denn im Gegensatz zu den Tafeln kann sich jeder, der Interesse hat, egal ob bedürftig oder nicht, bei uns Lebensmittel abholen. Für Bedürftige bedeutet das aber auch, dass sie sich nicht als solche zu erkennen geben müssen. Sie gehen einfach zur Fairteilstelle und holen sich aus dem Kühlschrank oder Schrank, was sie gebrauchen können.“
In Gelsenkirchen werden derzeit fünf Betriebe von den Lebensmittel-Rettern angefahren, um übrig gebliebene Waren, die von der Tafel nicht abgeholt werden können, einzusammeln. Das sind Lebensmittelhändler wie Supermärkte oder Bäckereien.
40 bis 50 Foodsaver in Gelsenkirchen
In Gelsenkirchen sind zwischen 40 und 50 Foodsaver aktiv, die sich nach ihren persönlichen Möglichkeiten in einem Terminkalender eintragen und mit der Rettung der Lebensmittel loslegen. „Um Foodsaver zu werden, müssen die Interessenten ein Quiz absolvieren, bei dem es um den Umgang mit Lebensmitteln geht. Aber auch der Umgang mit den kooperierenden Betrieben wird dabei abgefragt. Wer Hilfe bei dem durchaus anspruchsvollen Quiz benötigt, kann sich gern an uns wenden“, rät Inga Clever, die zu den Botschaftern von Foodsharing.de in Gelsenkirchen gehört.
Es geht auch um das Umdenken im Kopf
Neben dem reinen Bewahren von Lebensmitteln vor der Tonne geht es den Aktivisten aber auch darum, die Menschen zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln zu bewegen. „Auf diese Weise wird den Menschen vor Augen geführt, wie viele noch genießbare und gute Lebensmittel jeden Tag im Müll landen. Wir hoffen auf einen bewussteren Umgang mit den Lebensmitteln. Andererseits sparen Betriebe, die uns ihren Überhang überlassen, auch an Müllkosten. Und bestenfalls überdenkt zum Beispiel die ein oder andere Bäckerei, ob sie vielleicht ihre Produktion ein wenig zurückfährt“, hofft Clever.
Gesammelt und weitergegeben werden von den Foodsavern Obst, Gemüse und Milchprodukte. Lebensmittel, die mit einem Verbrauchsdatum, also dem bekannten Satz „zu verbrauchen bis“ gekennzeichnet sind, können nicht gesammelt und weitergegeben werden.
Auch die Corona-Pandemie hinderte die Foodsaver nicht an ihrer Tätigkeit. „Wir können zwar die Fairteilstelle derzeit nicht öffnen, weil das Alfred-Zingler-Haus geschlossen ist, aber wir holen weiterhin Lebensmittel ab und verteilen sie an Privatleute und Obdachlosenhilfseinrichtungen“, schildert die Gelsenkirchenerin.
Sobald das Haus am Margaretenhof 10-12 wieder den Betrieb aufnimmt, wird dort auch die Fairteilstelle wieder zugänglich sein. Wenn es nach der Gelsenkirchenerin und den anderen Botschaftern geht, soll die Fairteilstelle zukünftig rund um die Uhr zugänglich sein für Spender und Abholer.
Mehr als 16 Tonnen gerettete Lebensmittel
Bis Freitag, 5. Juni, um 12 Uhr hat Foodsharing.de/gelsenkirchen 16.262 Kilogramm Lebensmittel vor der Tonne gerettet, wie Inga Clever mit einem Blick auf die Foodsharing-Seite im Internet berichtet. "Rette mich" schreit dieses Gemüse, das definitiv zu gut für die Tonne ist.
Foodsharing Gelsenkirchen
Wer sich bei Foodsharing.de/gelsenkirchen anmelden möchte, kann einfach auf die Homepage gehen und sich in der Werkzeugleiste unter „Mach mit!“ anmelden. Hier erfährt man alles nötige zu Hygiene und den Regeln im Umgang mit Lebensmitteln und kann sich registrieren.
Wer weitere Infos braucht, kann sich per E-Mail an die Gelsenkirchener Botschafter wenden: gelsenkirchen@foodsharing.network. Die E-Mail kann auch benutzt werden für Anregungen, Ideen, interessierte Betriebe oder Anbieter von neuen Fairteiler-Standorten. „Wir antworten gern und mit Freuden“, verspricht Inga Clever.
Sobald das Alfred-Zingler-Haus am Margaretenhof 10-12 wieder öffnet, ist auch die dortige Fairteilstelle wieder in Aktion.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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