Reiterverein bangt um Existenz
Im März 2020 muss der Reiterverein Gelsenkirchen sein Grundstück an der Willy-Brandt-Allee in Erle verlassen, denn der Pachtvertrag läuft aus. Für die Verlagerung zum neuen Gelände fehlt das Geld. Die Mitglieder fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen.
GE. Die Geschichte des Reitvereins ist lang und traditionsreich. Bereits seit 1953 dreht sich im Herzen Gelsenkirchens alles rund ums Pferd und den Reitsport. Susanne Hopfenberg ist Geschäftsführerin, kennt den Verein schon seit Jahrzehnten und versichert: „Soviel Zusammenhalt ist selbst für einen gemeinnützigen Verein besonders, wir stecken alle unglaublich viel Kraft und Zeit hier rein“.
Neben der Reitausbildung und dem Unterricht, finden vor Ort auch immer wieder kleine und große Turniere statt. Dass unter anderem in sehr hohen Klassen geritten wird, ist für den Verein keine Seltenheit. Daher waren auch schon namhafte Reiter wie beispielsweise die Olympionikin Helen Langehanenberg zu Besuch. „Solche großen Events und Turniere sind nur möglich, weil uns unsere ehrenamtlichen Mitglieder so sehr unterstützen“, berichtet Pressesprecher Karsten Bodeux.
Dieter Scheermann ist der erste Vorsitzende und bereits seit 1962 Mitglied. Den Verein kennt er wie seine eigene Westentasche. „Früher war das Reiten noch ein elitärer Sport für reiche Leute, das hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert“, erinnert er sich. Mittlerweile sei der Reitsport für jedermann zugänglich und dazu leistet der Verein gerne seinen Beitrag und stellt sogar Schulpferde zur Verfügung: „Wir versuchen der Gelsenkirchener Jugend einen erschwinglichen Einstieg in den Reitsport zu ermöglichen“, so Donato Di Cosola.
Pachtvertrag läuft ab, Zukunft ungewiss
Die Jugendarbeit genießt im Verein einen sehr hohen Stellenwert und wurde in den letzten Jahren immer mehr intensiviert. Dazu zählen auch Kooperationen mit Schulen. Eine davon ist die Gesamtschule Berger Feld, die den Zugang zum Reitsport bereits seit Jahren mit einer Schul-AG fördert. Schulleiterin Maike Selter-Beer ist von der Zusammenarbeit begeistert und findet es bewundernswert, wie viel soziale Verantwortung von so einem kleinen Verein übernommen wird: „Die Resonanz bei den Kindern ist durchweg positiv und als Schule sind wir dankbar für die tollen Chancen, die unsere Schüler da bekommen“.
Nun ziehen allerdings dunkle Wolken über den Reiterverein auf. Im März 2020 läuft der Pachtvertrag für das Grundstück ab, verlängert wird er diesmal nicht. „Wir als Verein zahlen hier nur eine geringe Pacht und wenn die Stadt das Gelände gewerblich verwerten kann, sind das natürlich viel größere Einnahmen“, so Hopfenberg. Der Nachbar Gelsenwasser soll laut Vorstand schon länger ein Auge auf das Grundstück geworfen haben, welches mit seiner großartigen Lage punkten kann.
Neues Grundstück ohne Wasser und Strom
Einfach rauswerfen möchte die Stadt den Verein jedoch nicht und so wurde ein alternatives Gelände als zukünftiges Grundstück vorgeschlagen. Dieses ist allerdings noch völlig unerschlossen, nicht einmal Strom- und Wasseranschlüsse gibt es vor Ort.
Die immensen Kosten für die Aufbereitung und Verlagerung kann der gemeinnützige Verein allein nicht stemmen. „Wir sind zwar in Verhandlungen mit der Stadt, Kreditinstituten, Unternehmen und anderen Sportvereinen aber es ist einfach sehr schwer, die nötigen Gelder zu generieren“, erzählt Bodeux besorgt.
Gerade von der Stadt zeigen sich die Mitglieder enttäuscht. „Durch die anderweitige Verwertung des Grundstücks wird die Stadt bald ja große Einnahmen machen, deswegen hätten wir uns mehr Unterstützung bei der Verlagerung erhofft“, erzählt Scheermann. Hopfenberg berichtet zudem, dass bei den Verhandlungen noch mehr Einsatz versprochen wurde, bisher sei die Hilfe allerdings mau.
"Stadt und Gelsenwasser unterstützen uns kaum"
Auch von Gelsenwasser hat der Verein mehr erwartet. Das Unternehmen habe bisher bloß zugesagt, die Abrisskosten für das momentane Grundstück zu übernehmen: „Wir werden hier ja geradezu von denen verdrängt, da könnten die Verantwortlichen uns wenigstens beim Aufbau der neuen Reitanlage unterstützen“, sagt Scheermann eindringlich.
Der Verein rechnet mit Kosten zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro, doch selbstverständlich planen sie nicht, das gesamte Geld auf einmal zahlen zu müssen. „Wenn wir bloß einen Bruchteil de Geldes zusammenkriegen könnten, um bei den Banken einen Kredit beantragen zu können, wäre unsere Zukunft fürs erste schon gesichert", sagt Hopfenberg nachdrücklich.
Spendenkonto wurde eingerichtet
Deswegen wendet sich der Verein nun auch an alle Gelsenkirchener Bürger, Unternehmen und Institutionen, denen der Reitsport am Herzen liegt. "Wir freuen uns über jeden Spende, so klein sie auch sein mag", so Bodeux. Wer den Verein finanziell unterstützen möchte, richtet seine Spende an das Konto vom Reiterverein Gelsenkirchen bei der Sparkasse Gelsenkirchen. Die IBAN lautet DE79420500010116021500.
Autor:Fotini Kouneli aus Gelsenkirchen |
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