„Besondere Zeiten erfordern besonderes Handeln“ heißt es bei "Warm durch die Nacht"
Notfallplan während Corona bei WDDN
Dass die Bürgerintiative "Warm durch die Nacht" nicht nur Sprüche klopft, sondern auch anpackt, sagt schon ihr Namenszusatz: „Gelsenkirchen packt an!“ Nun heißt es von Seiten des Vereins „Wir sind sicher, wir GElsener kriegen das GEwuppt“ und das meint man auch genau so.
Inzwischen dürfte auch dem letzten Gelsenkirchener klar geworden sein, dass wir gerade eine ganz besondere und auch gefährliche Zeit erleben. Denn die Maßnahmen, die die Bundes- und Landesregierung sowie die Stadt Gelsenkirchen den Bürgern derzeit verordnen, sind begründet und dabei wird in Kauf genommen, dass sich unser aller Leben sehr einschränkt. Gerade darum stellt sich "Warm durch die Nacht" derzeit neu auf und passt sich den Gegebenheiten an.
„Wir haben letzte Woche den Zug mit dem Bollerwagen über die Bahnhofstraße und die „Versammlung“ zur Suppenausgabe am Bahnhofsvorplatz eingestellt. Schon davor haben wir von unseren geliebten Ritualen Abschied genommen und uns einander nicht mehr die Hand gereicht und uns in den Arm genommen, wenn es nötig war oder einfach dazu gehörte. Dabei haben wir aber allen versichert: Wir haben Euch trotzdem lieb!“, erzählt Petra Bec. „Anschließend hieß es dann von den Vereinsmitgliedern: Der Chef entscheidet und der bin im Moment ich, also machte ich mir einen Kopf.“
In Absprache mit Sozialdezernent Luidger Wolterhoff entschied sich Petra Bec dazu, die Versorgung der Bedürftigen und Wohnungslosen nicht auszusetzen, sondern sie zu dezentralisieren.
„Erst einmal haben wir Spuckschutzwände angeschafft, die wir nun nutzen, weil unsere Gäste oft zur Hochrisikogruppe gehören. Und dann rote Teppichfliesen. Das habe ich in einer Fernsehsendung über Dänemark gesehen, da wurden rote Punkte auf dem Boden angebracht, um deutlich zu machen, welche Abstände derzeit zwischen den Menschen einzuhalten sind. Wir nutzen nun unsere Teppichfliesen als Abstandsanzeiger“, schildert Bec.
Um den Gästen, die sonst den Bollerwagen aufgesucht haben, weiterhin gerecht zu werden, packt "Warm durch die Nacht" nun Care-Pakete. Darin enthalten sind in der Regel kleine Suppen- oder Fertiggerichte, Fischkonserven, Obst, Papiertaschentücher, Instantkaffee, Portionsmilch, Trinkpäckchen, hartgekochte Eier, Minisalamis, etwas Süßes, belegte Brötchen, die in der "backfactory" übrig sind, und so fort. Die Care-Pakete sind immer für zwei Tage ausgestattet.
„Diese Pakete verteilen wir zur Zeit montags, mittwochs und freitags von 20 bis etwa 20.30 Uhr am Rolltor am Bahnhofsvorplatz. Dann heißt es im Moment: Tüte in die Hand und Tschüss. Am Montag haben wir in kürzester Zeit 50 solcher Care-Pakete verteilt. Dafür brauchen wir aber andere Sachen als die, die sonst benötigt werden und es wäre toll, wenn wir weiterhin Spenden erhalten könnten“, hofft Bec.
Gäste, die eine Wohnung haben und diese derzeit nicht mehr verlassen, weil sie zur Hochrisikogruppe gehören, werden von "Warm durch die Nacht" auch persönlich mittels Zuwurf der Care-Pakete durch ein Fenster versorgt. Es findet sich also immer ein Weg, um zu helfen.
„Diese Menschen tauchen in keinem Katatrophenplan auf. Für sie ist es auch nicht möglich, die einfachsten Hygienemaßnahmen zu ergreifen, weil sie nicht kostenlos die Hände waschen können. Darum sind sie derzeit noch mehr auf die Hilfe derer angewiesen, die sich in ihre Wohnungen zurückziehen und abwarten können, wie es weiter geht“, appelliert Petra Bec an den Gemeinschaftssinn der Gelsenkirchener, denn "Warm durch die Nacht" ist mehr denn je auf Spenden angewiesen.
Wer helfen möchte, erfährt mehr über das, was "Warm durch die Nacht" besonders dringend benötigt auf der Facebook-Seite des Vereins: facebook.com/groups/Gelsenkirchenpacktan.warmdurchdienacht/permalink/2906995556026171/.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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