Mit dem Ohr an den Themen
Der Bürgerverein engagiert sich seit 50 Jahren für Belange der Rotthauser Bewohner
Dönekes gibt es bestimmt eine Menge zu erzählen, wenn man ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat. Der Rotthauser Bürgerverein tut aber lieber Butter bei de Fische. Die lustigen Geschichten gibt`s dann im Mai, wenn der Bürgerverein sein 50. Jubiläum feiert.
„Wir hören zu und versuchen, dann zu helfen“, umreißt Georg Gerecht das Anliegen des Bürgervereins. Das, weiß der Vorsitzende, läuft schon seit der Vereinsgründung Mitte 1965 so, obwohl er selbst erst seit 1981 dabei ist.
Damals, im März 1965, hatte der Herausgeber einer kleinen Zeitung, Willi Zimmermann, zur Bürgerversammlung eingeladen und über Aufgaben und Ziele einer Bürgervertretung referiert. Daraufhin hatte sich der Bürgerverein gegründet und konnte seinerzeit bereits auf 97 Mitglieder verweisen. „Heute liegt der Stand bei stabilen 260 Mitgliedern“, so Gerecht.
Große "Politikerdichte"
Stolz ist der Vereinsvorstand nicht nur darauf, dass einige Rotthauser wie die erste Bürgermeisterin Martina Rudowitz, Bezirksbürgermeister Michael Thomas Fath und sein Stellvertreter Klein, zwei Stadtverordnete sowie ein Bezirksverordneter aktiv in die regionale Politik involviert sind, stolz ist er auch, diese Rotthauser auf der Mitgliederliste zu haben. „Damit ist der kurze Draht zur Verwaltung garantiert.“ Immerhin habe die Politik im Süden Gelsenkirchens nicht so gearbeitet, dass „wir als Bürgerverein überflüssig geworden sind.“
Der Verein, der sich um Öffentlichkeitsarbeit kümmert – die kleine Zeitung von damals gibt es noch – , der eine eigene Website pflegt (www.rotthausen.de), sich um die unterschiedlichsten Anliegen der Rotthauser kümmert und in verschiedenen Rotthauser Gremien mitarbeitet, hat einige Themen auf der Aufgabenliste, die den Rotthausern unter den Nägeln brennen.
Da wäre beispielsweise die Endlosgeschichte der Stützmauer Hartmannstraße oder ein fehlender Spielplatz in Düppel – „ein Wohnbereich mit 3.000 Einwohnern hat nicht mal einen Kinderspielplatz!“. Weiterhin will sich der Bürgerverein um Rotthausens Flächenpotentiale kümmern. Die stillgelegten Zechenflächen sollen stärker als bisher für die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze genutzt werden.
Begleiten und beraten
Da wäre auch das Programm „Soziale Stadt“ zu begleiten. „Endlich ist das Städtebauprogramm auch in Rotthausen angekommen“, sagt Gerecht. Zwar würde dieses Jahr zunächst für die Planung genutzt, aber ab 2016 würden die Arbeiten beginnen. „Jetzt geht es darum, die Bedarfe zu formulieren und Anträge zu stellen.“ Und dabei ist der Bürgerverein mit im Boot.
„Es ist ja nicht so“, wirft Vorstandsmitglied Werner Backhaus ein, „Dass wir hier gar nichts haben, was das Leben lebenswert macht.“ Klar, Neuschwanstein und die Ostsee habe man nicht, aber eine gute Verkehrsanbindung durch den ÖPNV, vier Buslinien, den Bahnhof, eine Wohnungsbaugesellschaft, die sich um Familien kümmert, zudem einen niedrigen Mietspiegel, 2 Grundschulen, eine Hauptschule, und verschiedene religiöse Gemeinden. „Zwei Bänke auf dem Markt wünsche ich mir noch“, gibt Backhaus in Funktion des Seniorenbeauftragten im Stadtteil schmunzelnd zu. Wenn andere abwertend stöhnen „Ach Gott, Rotthausen!“, so sei das dennoch nur eine oberflächliche Außensicht.
Fester Platz im Ortsgeschehen
Der Bürgerverein hat sich etabliert, das ist nicht nur daran zu erkennen, dass die Sprechstunden sonnabends von 10 bis 13 Uhr in den Geschäftsräumen in der Karl-Meyer-Straße in Anspruch genommen werden. „Manchmal so privat wie ein Kaffeeklatsch“, erzählt Georg Gerecht, „und manchmal ist es so voll, dass wir Nummern vergeben müssten. Also wenn jemand das Ohr an der Masse hat, dann wir.“
Was sich der Verein zum 50. wünscht? Gerecht gibt sich bescheiden: „Für den Beginn der nächsten 50 Vereinsjahre wären 50 neue Mitglieder ein gutes Geburtstagsgeschenk.“
Aufgepasst: Ein Döneken gibt es jetzt schon, nämlich die Geschichte, wie Georg Gerecht Mitglied im Verein wurde: Es war auf einem der Vereinsfeste, als ihn jemand ansprach: ‚Hömma, deine Mutter is doch auch im Verein – hier hast‘n Bier – da kannze doch auch eintreten.“
Autor:Silvia Dammer aus Hagen |
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