Gießkannenhelden gießen fürs Klima
Kostenfreie Regenwassertanks für Baumpaten

In der Tageseinrichtung für Kinder und Familienzentrum Wiehagen wurde das Projekt vorgestellt. | Foto: Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen
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Viele junge und ältere Bäume leiden unter den Folgen des Klimawandels. Vor allem an heißen, regenfreien Tagen im Sommer erhalten sie nicht genug Wasser. Sie benötigen Hilfe, um zu überleben. Dies veranlasste eine Gruppe von Unternehmen und städtischen Einrichtungen dazu, für den Schutz der Bäume aktiv zu werden. Das Netzwerk aus acht Projektpartnern will dafür sorgen, dass ehrenamtliche Baumpaten möglichst viele Stadtbäume auf einfachem Wege bewässern können. Dafür erhalten sie 1000 Liter Wassertanks, die an Regenfallrohre von privaten und öffentlichen Gebäuden, wie Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder angeschlossen werden.

Damit wird das ehrenamtliche Engagement der Bürger technisch unterstützt. Die Wassertanks, sogenannte IBC-Container, werden kostenfrei platziert, montiert und per Schenkungsurkunde überreicht. „Die Gießkannenheldinnen und -helden sind ein sinnvolles und wichtiges Projekt, denn es bindet die Stadtgesellschaft aktiv in den Klimaschutz ein und stärkt das Ehrenamt“, so Oberbürgermeisterin Karin Welge anlässlich der Vorstellung des Projektes.

Damit nun nicht mehr nur private Wasseranschlüsse genutzt werden, hat sich das Projekt Gießkannenheld:innen zur Aufgabe gemacht, nach Essener Vorbild der Baumpaten mit Regenwassertanks zu versorgen, um ergänzend in längeren Trockenperioden für Nachschub an Wasser zu sorgen. „Das Projekt bewirkt, dass vermehrt Regenwasser von Dachflächen den Bäumen zugeführt wird, anstatt in der Kanalisation zu verschwinden“, erläutert Gelsenwasser-Vorstand Henning R. Deters. „Wir steuern zusätzlich Wasser für die Tanks von unseren Trinkwasser-Baustellen und vom Betriebshof bei und bringen es mit einem Wasserfahrzeug zu leeren Tanks. Es wird an Baustellen auch Möglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger geben, selbst Wasser zur Bewässerung abzuholen. Wenn in einer Hitzeperiode darüber hinaus Wasser für die Bäume benötigt wird, stellen wir in einem Notfallkonzept Wasser aus Standrohren zur Verfügung.“

Damit ab dem Frühjahr möglichst viele Wassercontainer angeschlossen werden können, leistete die Gelsenwasser-Stiftung finanzielle Unterstützung für das Anschaffen und Ausrüsten der Container, den praktischen Part übernehmen die Gelsenkirchener Werkstätten für angepaßte Arbeit. „Der Klimawandel führt dazu, dass es in den Städten heißer und trockener wird. Die Böden trocknen immer tiefer aus und selbst große Bäume erreichen mit ihren Wurzeln nicht mehr genug Wasser. Sie werden schwach und anfällig für Schädlinge. Viele altern dadurch schneller und müssen letztlich gefällt werden. Mit jedem verlorenen Baum wird das Überleben für die verbleibenden Bäume noch schwieriger. Ihre Umgebung wird noch heißer und trockener und die Bodenfeuchte sinkt weiter“, erläutert Georg Nesselhauf vom Referat Umwelt der Stadt Gelsenkirchen die aktuelle Situation.

Emschergenossenschaft

„Der für die Umsetzung der Förderanträge zuständigen Emschergenossenschaft / Lippeverband EGLV kommt für die Realisierung unseres Projektvorhabens eine elementare Bedeutung zu“, ergänzt Georg Nesselhauf dankbar. Die Baum-App wurde von Gelsendienste und Stadt in Zusammenarbeit mit Gelsen-Net Mitte 2020 entwickelt. Mehr als 68.000 Stadtbäume sind aktuell in der App erfasst und können von Bürgern durch Gießpatenschaften adoptiert werden. Perspektivisch wird auch das Projekt Gießkannenheld:innen in die Baum-App eingebunden, so dass man von dort direkt auch als Gießkannenheld aktiv werden und sich registrieren lassen kann. Die Weiterentwicklung der Idee Baum-App mit Gießkannenheld:innen begrüßt Gelsen-Net „Digitalisierung ist stets im Fluss, unabhängig, ob wir virtuell oder im Realen eine Weiterentwicklung fördern. Das Projekt Gießkannenheld:innen unterstützen wir deshalb gerne“, bestätigt Oliver Heimann, Bereichsleitung der Smart City Einheit der Gelsen-Net. Durch die Verbindung von digitalen und realen Anwendungen werde der Nutzen für jeden Bürger sichtbar und erlebbar.

Innerhalb von fünf Jahren sollen bis zu 1000 Regenwassertanks an Wohnhäusern, Tageseinrichtungen für Kinder, Schulen und weiteren Gebäuden aufgestellt und betrieben werden. Die Gelsenwasser-Stiftung finanziert das Projekt bis 2025 pro Jahr mit jeweils 25.000 Euro und die Volksbank Ruhr Mitte stellt 40.000 Euro zur Verfügung. Damit können die Kosten für die Wassertanks, die Anschlüsse sowie die Personalkosten und Begleitkosten für die Betreuung der Ehrenamtlichen im Projekt gedeckt werden.

Dr. Bärbel Kerkhoff von der Gelsenwasser-Stiftung ist sich sicher: „Durch die Aufstellung der Tanks an Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder und begleitende Schülerprojekte leisten wir so auch einen signifikanten und aktiven Beitrag zur nachhaltigen Bildung.“ Um den Wasserbedarf eines Baumes besser einschätzen zu können werden die Paten mit Messdaten unterstützt. Dazu stattete Gelsendienste im Rahmen eines Pilotprojektes mit der Vernetzten Stadt insgesamt 100 Bäume an 26 Standorten mit Feuchtigkeitssensoren aus.

Eine zentrale Rolle bei der Organisation kommt der Ehrenamtsagentur zu. Bürger, Schulen, Tageseinrichtungen für Kinder, die mit oder ohne Wassertank mithelfen wollen, Stadtbäume zu gießen, können sich dort melden. Die Agentur ist Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Gießen und die Organisation der Aufstellung der Wassertanks sowie der Zubehörlogistik. „Wir freuen uns sehr, mit diesem Projekt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können und bedanken uns bei den Förderern, die dies ermöglichen“, freut sich Iris Schappert, Vorsitzende der
Ehrenamtsagentur.

Referat Umwelt

Interessierte melden sich bei der Ehrenamtsagentur, Tel. 0209/179893–0 oder per E-Mail an ehrenamtsagentur@gelsenkirchen.de. Auf der Webseite der Ehrenamtsagentur können sich Bürger und weitere Interessierte über das Projekt informieren und online registrieren.

„Als erstes werden wir die bisherigen Baumpateninnen und -paten und einige Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder mit Tanks versorgen“, informiert der Projektinitiator Georg Nesselhauf vom Referat Umwelt der Stadt Gelsenkirchen. „Darüber hinaus suchen wir weitere Freiwillige, die Baumpatenschaften mit oder ohne Tankaufstellung übernehmen.“

Voraussetzung für die Aufstellung eines Tanks ist, dass sich der Standort idealerweise eineinhalb Quadratmeter an einem Regenfallrohr befindet und der zu gießende Straßenbaum in der Nähe steht. Die Tanks werden fachgerecht angeschlossen und gehen dann in den Besitz der jeweiligen Tankpaten über. Das Netzwerk bittet aber alle Antragsteller um Geduld, da zunächst nur eine beschränkte Anzahl von Tanks zeitnah aufgestellt werden kann.

Um sicherzustellen, dass nur die Gießpaten den Wassertank nutzen können, sind die Container mit einem Zahlenschloss versehen. Alle Tank- und Baumpaten werden bei der Aufstellung in ihre Aufgabe eingewiesen. Hierbei erfahren diese auch, wann und wie die Bäume optimal gewässert werden sollten.

„Alle Partnerinnen und Partner sind nachhaltig unterwegs und wollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Engagement der Pateninnen und Paten dauerhaft unterstützen und begleiten“, sagt Ingo Abrahams vom Vorstand der Volksbank Ruhr Mitte. Das Netzwerk hofft daher, in den nächsten Jahren weitere Tanks aufstellen zu können und viele Baumpaten zu finden.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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