In der Ruhe liegt die Kraft

Christian Spura ist einer der Schützen, der auch für den BC Gelsenkirchen bei Turnieren antritt. | Foto: Privat
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  • Christian Spura ist einer der Schützen, der auch für den BC Gelsenkirchen bei Turnieren antritt.
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Bogenschießen ist eine Sportart, die jedem bekannt sein dürfte, meist doch nur vom Hörensagen. Der BC Gelsenkirchen ist der örtliche Bogenschützenverein und genau hier wird dem Mysterium Bogenschießen auf den Grund gegangen.

Die Sekunden, die verstreichen, bis das wohlwollende "Plöp" erklingt. Sie lassen so machen Schützen erzittern und erschaudern. Denn das, was so banal nach einem Geräusch klingt, ist für Bogenschützen das Zeichen, dass der Pfeil getroffen hat.
"Die Gründung des Vereins war am 7. Dezember 1972. 45 Jahre jung ist er", erzählt Ralf Wielens, erster Vorsitzender des BC Gelsenkirchen. Und wie die vereinseigene Homepage verrät, entstammt der Club dem Bürgerschützenverein Erle und ist der einzige dieser Sportart in Gelsenkirchen.
Der hauseigene Schießplatz an der Bergstraße 46 strahlt keineswegs alten, maroden Charme aus. Gerade jetzt in den Sommermonaten pulsiert hier das Leben der Hobbyschützen. Die Bäume grünen, die wilden Kaninchen treiben ihr Unwesen am angrenzenden Waldrand und mittendrin reihen sich Schützen dicht an dicht. "Es sind insgesamt 13 Scheiben", stellt Vereinsmitglied Ines lachend fest. Sie musste selber nachzählen.
Von April bis Ende September wird hier trainiert. Mittwoch, so heißt der Stichtag. Von 17 bis 19 Uhr ist dieser Tag im Kalender der Schützen rot markiert, denn dann heißt es: Ran an den Bogen, es wird geübt.
Vereinsmitglieder, die eine gewisse Zeitspanne lang Teil des Vereins sind, bekommen einen Schlüssel für das Tor des Bogensportplatzes.
Der Wind streicht warm und leicht durch die Bäume, die Blätter rascheln leise. Hochkonzentriert stehen die Bogenschützen mit einer Menschensruhe, die einen Puls von 26 vermuten lässt, an der Schusslinie und zielen. Sehne spannen, anvisieren, ankern, loslassen. "Plöp". Ein weiterer Pfeil ist ins Goldene gegangen.

Leistungsbogner und Spaßschützen

"Der Verein ist wettbewerbsorientiert, ja, aber es ist nicht zwingend für alle Mitglieder. Natürlich haben wir hier auch 'Spaßschützen'", erklärt Ralf Wielens. Und mit "Spaßschützen" meint er genau jene, die kommen, wenn es die Zeit erlaubt, und nicht strikt auf Leistung trainieren. Aber bei knapp 100 Vereinsmitgliedern ist es denkbar, dass die Intentionen des Einzelnen variieren.
"Insgesamt sind wir 90 aktive Mitglieder. Ja, hier gibt es keine passiven Teilnehmer", lacht er.
Der Verein habe in der Vergangenheit einige Trophäen und Medaillen gesammelt. Und auch Topschützen ausgebildet. Barbara Mensing sei eine von ihnen, wie Ralf Wielens erzählt: "Sie hat zusammen mit der deutschen Mannschaft 1996 Silber in Atlanta geholt und 2000 Bronze in Sydney. Ebenfalls Barbara Mensing hat den Deutschen Rekord auf 50 Meter aufgestellt." Eine echte Olympiaschützin und Rekordsammlerin also, die aus den heimischen Gefilden vom BC Gelsenkirchen stammt.
Gleichzeitig hört man im Hintergrund Gesprächsfetzen durch die Luft schweben. Unterm Carport hat sich eine kleine Gruppe Schützen versammelt und zelebriert ihre Pause mit einer Tasse Kaffee. Eine Pause muss auch mal sein, da sind sich alle einig. Manchmal auch zwei, bedarf es doch großer Konzentration und einer sauberen Technik beim Schießen, die kräftezehrender ist, als sie scheint.

Bogen ist nicht gleich Bogen

Andere Schützen zielen währenddessen auf eine Scheibe, die den Anschein erweckt, beinahe im Wald zu stehen - Beachtliche 90 Meter entfernt steht diese. Doch die Scheibe hat für Anfänger keinen besonderen Wert. Sie ist reserviert für "Compoundschützen".
Neben der Trainingsart variiert auch die Bogenart stark, ist ein Bogen schließlich nicht gleich ein Bogen.
"Die Schießstile, die wir anbieten, sind Blankbogen, Langbogen, Jagdbogen, Compoundbogen und Recurvebogen", zählt Wielens auf. Dabei sind die beiden gängigsten Arten der Recurvebogen, der das allgemeine Bild eines Bogens geprägt hat, und der Compoundbogen, der durch Rollen und Kraftverteilung eine höhere Zugkraft erlaubt.

Eigene Werkstatt auf dem Gelände

Und das besondere am Verein? "Der Unterschied zu anderen Bogensportvereinen ist, dass wir einen eigenen Platz mit Material besitzen und eine Werkstatt mit Werkzeug für Sehnenbau, eine Bogenpresse, Pfeilsäge und vieles mehr haben. Die Mitglieder haben freie Trainingszeiten. Wir haben zwar keine eigene Halle, aber drei Hallenzeiten in der Wintersaison."
Besagte beginnt Anfang Oktober, dann steht der Umzug in die Sporthalle der Gesamtschule Berger Feld an. Dort sind die Schützen dann für ein halbes Jahr beheimatet und trainieren auf 18-Meter-Scheiben, ebenfalls wieder mit den Haupttrainingszeiten am Mittwoch.
Doch bis dahin zieht sich noch die Zeit. So lange frönen die Schützen noch ihrem Hobby und genießen die frische Luft und die warmen Strahlen der Sonne auf dem Platz in Beckhausen. 

Kontakt

Wer Interesse zeigt und sich gerne selbst ein Bild von dieser Sportart und dem Verein machen will, der kann an einem der Anfängerkurse teilnehmen. Der nächste Kursus wird voraussichtlich dienstagsnachmittags stattfinden.
Für Erwachsene wird ein Entgelt von 15 Euro fällig und für Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren kostet der Kurs 10 Euro. Inbegriffen ist die Bereitstellung eines Recurvebogens und des kompletten Materials.
Ansprechpartner und erster Vereinsvorsitzender ist Ralf Wielens, zur Kontaktaufnahme kann man ein Kontaktformular auf der Vereinswebsite www.bc-gelsenkirchen.com nutzen.

Christian Spura ist einer der Schützen, der auch für den BC Gelsenkirchen bei Turnieren antritt. | Foto: Privat
Ob 18, 30 oder 70 Meter, auf jeder Distanz gilt es, die goldene Mitte zu treffen.
Autor:

Nikola Leinweber aus Gelsenkirchen

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