Solidarität in Zeiten von Corona
Horster Nachbarn heißen Flüchtlingskinder aus Moria willkommen - abendliche Balkon- und Fensteraktion
Seit Freitag, 20. März machen Mieter in der Hesterkampssiedlung/Devensstraße in Gelsenkirchen-Horst jeden Abend eine Fenster- und Balkon-Aktion. Solidarität in Corona-Zeiten zu zeigen mit der Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit von Pflegekräften, Jugendlichen, Verkäufern, Arbeitern u.v.m., daraus entstand die Initiative. Unsere jeden Tag pünktlich um 19.30 Uhr beginnende Aktion ist nicht zu überhören: 3 Minuten lang Klatschen, Topfdeckelschlagen, Tröte, Trillerpfeifen und manchmal auch mit Glocke vom Balkon eines Nachbarn. Damit unterstützen wir auch die Forderung von Pflegekräften sowie Arbeitern in der Industrie für ausreichenden Gesundheitsschutz und höhere Löhne für sie und gegen die Sparmaßnahmen an Mensch und Gesundheit in den letzten Jahren.
Am Samstag 18.4.20 unsere Aktion einen besonderen Schwerpunkt – inspiriert durch einen Aufruf der Solidaritäts- und Hilfsorganisation „Solidarität International e.V.“ und des „Freundeskreises Alassa & Friends“. Gestern wurden – endlich – Kinder aus dem Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos nach Deutschland geholt. Es war uns ein Anliegen, sie herzlich willkommen zu heißen! Dazu malten mehrere Nachbarn liebevoll Schilder (siehe Fotos).
47 Kinder wurden gerettet, aber was ist den anderen 42.000 Kinder, Frauen und Männern, die unter katastrophalen unmenschlichen Bedingungen in den Camps in der Ägäis leben müssen? Warum werden sie behandelt wie Menschen dritter Klasse? „Gesundheitsschutz für ALLE – Sammelunterkünfte für Flüchtlinge auflösen!“ wurde auf einem Schild gefordert. Zurecht wurden 250.0000 Urlauber aus der ganzen Welt von der Bundesregierung nach Hause geholt. Aber 40.000 werden weiter in den Camps zurück gelassen. Der Stadtverordnete Jan Specht (AUF Gelsenkirchen) berichtete, dass er sich an den Oberbürgermeister Baranowski gewendet hat mit der Forderung, dass Gelsenkirchen Flüchtlinge aus den Camps auf den griechischen Inseln aufnimmt. Genug Kapazitäten gibt es in Gelsenkirchen und „Gelsenkirchen ist eine solidarische Stadt.“- das sprach vielen aus dem Herzen. Als Gast hatte Jan Specht Alassa,/Flüchtling aus Kamerun auf seinen Balkon eingeladen. Er berichtete, dass sich in den Camps wie in Moria 250 Menschen eine Gemeinschaftstoilette teilen müssen, zu siebt in einem Zelt schlafen, obwohl es schon positiv getestete Corona-Infizierte gibt. Sie haben nur 2 Stunden am Tag Zugang zu Trinkwasser. „Wir Flüchtlinge emigrieren nicht aus Freude, … wir flüchten weil die Verhältnisse in unseren Ländern so instabil geworden sind, … Krieg herrscht oder jemand von seiner Regierung bedroht wird“.
Es ist inzwischen Tradition, dass wir jeden Abend gemeinsam ein Lied singen und hören. Dieses mal war es „all we want is freedom“ - ein Lied von Flüchtlingen aus der LEA in Ellwangen und deutschen Freunden. Natürlich wie jeden Abend endete die Aktion mit dem Steigerlied.
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