Gelsenkirchener Jürgen Hansen wird in der Zentral-Ukraine aktiv
Hilfsgüter für Krementschuk

Ein solcher Zustand wäre in einem hiesigen Krankenhaus völlig undenkbar, in der Urkaine aber ist er an der Tagesordnung, wie hier im Gebietslazarett in Krementschuk.
Foto: Jürgen Hansen
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In Gelsenkirchen wurde Jürgen Hansen bekannt durch sein Engagement in der Flüchtlingskrise, als er die Taskforce Flüchtlingshilfe ins Leben rief, die sich noch heute mit zwei Help-Läden und der Gemeinschaftsunterkunft an der Adenauerallee um die Belange der Flüchtigen kümmert. Beruflich bedingt hat der Gelsenkirchener von Missständen in der ukrainischen Stadt Krementschuk erfahren und auch das lässt ihn nicht unberührt.

Mit seinem Bauunternehmen erhielt Hansen Aufträge in verschiedenen Städten der Ukraine und lernte darüber Land und Leute kennen. So erfuhr er auch schnell, mit welchen Problemen man in Krementschuk täglich zu kämpfen hat.
"Krementschuk liegt in der Zentral-Ukraine und ist ungefähr so groß wie Gelsenkirchen, aber längst keine Metropole wie Kiew oder Odessa. Dafür liegt die Stadt an einem Stausee und hat landschaftlich sehr viel zu bieten", schwärmt der Gelsenkirchener. "Die Bevölkerung ist von Armut geprägt, denn der Durchschnittsverdienst liegt bei 250 bis 300 Euro. Darum hat die Stadt bereits eine Kooperation mit dem Arbeiter Samariter Bund in Hamburg, über den Kleiderspenden nach Krementschuk geschickt werden."
Als er während seiner beruflichen Tätigkeit vor Ort war, fielen ihm als erstes die vielen streunenden Katzen auf. "Ich habe selbst eine Katze und auch meine Kinder haben Katzen, das ist unser Ding. Als ich dann dort die Tiere sah, habe ich spontan unter den Kollegen auf der Baustelle eine Sammlung für das örtliche Tierheim initiiert. Wir konnte dann Trockenfutter, Streu und mehr spenden", schildert Hansen.
Später lernte er den Leiter des Gebietslazarettes kennen und sein Augenmerk wurde auf die in dem Krankenhaus herrschenden Bedingungen gelenkt. "Als in der DDR aufgewachsener Mensch, kenne ich noch Schlafsäle mit bis zu acht Patienten. Aber was ich dann in der Küche des Lazarettes im Keller des Gebäudes und vor allem dem benachbarten Wäschekeller zu sehen bekam, das hat mich wirklich erschüttert. Dort standen zehn normale Haushaltswaschmaschinen unterschiedlicher Hersteller, von denen vier nicht mehr funktionierten. Weil das natürlich nicht für ein Krankenhaus ausreicht, in dem neben der Bevölkerung auch Soldaten, die in Donezk im Einsatz sind, aufgenommen werden, nimmt das Pflegepersonal Wäsche mit nach Hause. Darum habe ich überlegt, ob man nicht eine Hilfsaktion von hier aus starten kann", berichtet der Gelsenkirchener.
Und wie man ihn kennt, ist er keiner der nur schwafelt, sondern einer der anpackt und so wurde er zurück in Gelsenkirchen direkt aktiv. "Ich habe dann über die Kanäle der Taskforce einen Aufruf gestartet, dass ich gebrauchte Waschmaschinen suche. Die Resonanz war eher gering. Aber dann meldete sich ein Spender, der gern anonym bleiben möchte und spendete mir zehn brandneue Maschinen", freut sich Hansen.
Auch wenn er sich für den Transport den Bulli der Taskforce ausleihen kann, musste er zunächst die Zollformalitäten klären, damit er den Weg über rund 2.400 Kilometer quer durch Polen nicht umsonst macht. Das dauerte fast drei Monate.

Im April bringt Hansen Schulmöbel in die Ukraine

Inzwischen spielte ihm ein Zufall weitere Hilfsmittel in die Hände. Denn die Sternschule an der Franz-Bielefeld-Straße wurde von der Gafög mit neuem Mobiliar bestückt. "Ich habe zufällig davon erfahren und nachgefragt, was denn mit den alten Schulmöbeln passiert. Man sagte mir, dass die entsorgt würden. Da war ich natürlich schnell vor Ort und habe 100 Tische und 250 Stapelstühle vor dem Container gerettet", erzählt Hansen. Denn bei einem Besuch in der Schule in Krementschuk hatte er gesehen, dass dort Schulbänke stehen, in denen man das Pult hochklappen kann und wie sie hier vor 50 Jahren gängig waren.
Wie der Zufall es wollte, wurde der Hausmeister auf die "Rettungsaktion" aufmerksam und verriet, dass auch noch zehn funktionstüchtige Overheadprojektoren auf ihre Entsorgung warten würden. Hansen griff zum Telefon und erhielt die Genehmigung und freundliche Unterstützung des Schulamtes, auch diese auf die Reise schicken zu dürfen. Die Zollformalitäten waren deutlich schneller erledigt als zuvor und nun gehen Waschmaschinen und Overheadprojektoren in der nächsten Woche auf die große Reise.

Großraumzelte dringend gesucht!

Die Schulmöbel will Hansen im April bei einer weiteren Fahrt in die Ukraine bringen, weil der Bulli bereits voll ist. Sollte aber noch jemand über ein oder mehrere Großraumzelte verfügen, die er spenden möchte, wäre der Gelsenkirchener überaus dankbar.
"Dafür wäre auf jeden Fall noch Platz im Auto. Denn die Stadt bräuchte solche Zelte dringend für eine geplante Kinderfreizeit", weiß Jürgen Hansen, der per E-Mail hansenjd@arcor.de oder unter Tel. 0177/3428206 erreichbar ist.

Ein solcher Zustand wäre in einem hiesigen Krankenhaus völlig undenkbar, in der Urkaine aber ist er an der Tagesordnung, wie hier im Gebietslazarett in Krementschuk.
Foto: Jürgen Hansen
Hygiene sähe hier anders aus. Dabei hat die ukrainische Stadt auch mit Corona zu kämpfen. Foto: Jürgen Hansen
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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