Corona-Krise
Hilfe bei Gewalt in Familien

Gerade in Zeiten der Kontakteinschränkungen und des "Stay Home" befürchtet die Stadt, dass die Belastungen in den Familien zunehmen.   | Foto: Krusebild
  • Gerade in Zeiten der Kontakteinschränkungen und des "Stay Home" befürchtet die Stadt, dass die Belastungen in den Familien zunehmen.
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Die Corona-Pandemie sorgt in vielen Lebensbereichen für einen Ausnahmezustand. Einige Familien sorgen sich womöglich um ihre Existenz, haben Geldnöte oder Angst vor Jobverlust. Hinzu kommt eine Situation, die für viele Familien ungewohnt ist: Kinder gehen nicht in Kita oder Schule, Eltern arbeiten im Homeoffice, die Corona-Anordnung mit dem dringenden Appell, zuhause zu bleiben – all dies kann zu Spannungen und Reibereien führen.

Opferverbände sowie Wissenschaftler befürchten daher einen Anstieg der häuslichen Gewalt als Folge der Corona-Pandemie. Mit einem breiten Hilfs- und Beratungsangebot und vielen beteiligten Akteuren steht die Stadt Gelsenkirchen Familien in solchen kritischen Situationen zur Seite.
Gerade bei Fällen von Kindeswohlgefährdungen ist die Stadt derzeit verstärkt auf Meldungen und Hinweise angewiesen, da das sonst übliche Meldesystem über Kitas und Schulen im Moment weitgehend wegfällt. „Eltern, Verwandte oder Nachbarn sollten sich bei Anzeichen von Kindeswohlgefährdungen dringend bei uns melden“, betont Wolfgang Schreck, der Leiter des Referats Erziehung und Bildung – und weist zugleich darauf hin, dass die Mitarbeiter des Jugendamtes weiterhin zu erreichen sind, auch wenn Teile der Belegschaft inzwischen im Homeoffice arbeiten. Die Kinderschutz-Hotline ist unter Telefon 169-4646 erreichbar.
„Viele Gelsenkirchener wissen nicht, dass sie auch weiterhin unsere Hilfe in Anspruch nehmen können, vor allem auch dann, wenn jetzt aufgrund der neuen Situation vermehrt Probleme auftauchen, weil die Familien jetzt sehr viel Zeit auf engem Raum miteinander verbringen. Wir haben niederschwellige Beratungsangebote – und ich möchte betonen, dass es den Mitarbeitern des Jugendamtes nicht darum geht, möglichst viele Kinder aus den Familien herauszuholen. Vielmehr geht es darum, den Familien gezielte Hilfsangebote zu vermitteln“, sagt Wolfgang Schreck.

Noch keine gestiegenen Fallzahlen

Die Beratung werde der Situation angepasst, erfolge derzeit oft telefonisch oder per Skype, „aber in begründeten Einzelfällen fahren unsere Sozialarbeiter auch in die Familien“, betont Wolfgang Schreck. Eine gestiegene Fallzahl sei in Gelsenkirchen derzeit noch nicht zu verzeichnen. „Aber da ist es schwer, eine Prognose abzugeben. Viele Fälle von Misshandlungen oder Vernachlässigung werden wohl erst im Nachhinein auffallen“, sagt der Referatsleiter. Da das warme Mittagessen in Kitas oder Schulen ausfalle, könne auch Mangelernährung ein Thema werden. „Für Kinder, die in schwierigen Verhältnissen leben, verschlimmert sich die Situation in der derzeitigen Lage wahrscheinlich noch“, betont Schreck.
Deshalb wünschen sich die Mitarbeiter des Jugendamtes die Ausweitung der Kriterien für die Notbetreuung an Kitas und Schulen auch für Kinder aus besonders belasteten Familien. Der Städtetag hat in dieser Woche das Land NRW gebeten, den Erlass entsprechend auszuweiten. In Gelsenkirchen schätzt Schreck die Zahl der Kinder im Grundschulalter, für die diese Hilfe notwendig sei, auf etwa 50.

Tagesstruktur für Halt

Vielen Familien könne auch schon zu Hause geholfen werden, erklärt Schreck, der noch einen Tipp parat hat: „In Krisensituationen wie diesen hilft es, wenn man den Tag gut durchstrukturiert. Es sollten daher feste Regeln für die Schlaf- und Aufstehzeiten, für Schularbeiten, regelmäßige Mahlzeiten, aber auch für Freizeit- und Spielzeiten geben. Diese verlässlichen Strukturen sorgen für Sicherheit. Das kann übrigens nicht nur für Kinder, sondern auch für die Erwachsenen gelten“, so Schreck.
Bei Unsicherheit oder Unterstützungsbedarf könne man sich direkt an die Mitarbeiter des Jugendamtes wenden. Die Erziehungsberatungsstellen sind unter Telefon 169-5390 (im Stadtsüden) und 169-5400 (im Stadtnorden) erreichbar. Das Familienbüro der Stadt beantwortet Fragen unter Telefon 169-6900. Falls ein Anruf nicht direkt angenommen werden kann, werden Anrufer gebeten, auf den Anrufbeantworter zu sprechen und eine Rufnummer zu hinterlassen. Die Mitarbeiter sind zudem per E-Mail an referat.51.kinder.jugend.und.familie@gelsenkirchen.de zu erreichen.
Eine Übersicht über alle Beratungs- und Hilfsangebote sowie konkrete Tipps, was Familien in Krisensituationen tun können, findet sich auf der Corona-Website der Stadt unter gelsenkirchen.de/corona. 

Telefonische Erreichbarkeit

Viele Anlaufstellen sind gerade in der schwierigen Zeit telefonisch erreichbar:

  • Die Frauenberatungsstelle Gelsenkirchen e.V. unter Telefon 207713, erreichbar Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr sowie Freitag von 9 bis 14 Uhr;
  • Das Frauenhaus Gelsenkirchen unter Telefon 201100;
  • Die Hotline im Familienbüro unter Telefon 169-6900, Montag bis Donnerstag von 9 bis 15.30 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr;
  • Das Angebot im Familienbüro für Eltern, die besser Türkisch sprechen, unter Telefon 169-3026, Montag bis Donnerstag von 9 bis 15.30 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr;
  • Der Allgemeine Städtische Sozialdienst unter Telefon 169-7915;
  • Die Schrei-Ambulanz in Gelsenkirchen unter Telefon 369 227;
  • Das städtische Referat Kinder, Jugend und Familie im Falle von Kindeswohlgefährdung unter Telefon 169-9300;
  • Die 24 Stunden täglich erreichbare Beratungshotline des bundesweiten Hilfetelefons unter 0800 116 016;
  • Der Online-Chat unter www.hilfetelefon.de;
  • Die Telefonseelsorge unter der Hotline 0800 1110111;
  • Die Kinderschutz-Hotline unter Telefon 169-4646;
  • Die Erziehungsberatungsstellen der Stadt unter Telefon 169-5390 im Stadtsüden oder Telefon 169-5400 im Stadtnorden.
Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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