Alter Friedhof Buer
Geschichte und Geschichten

 Konrad Herz vor der ältesten Grabstätte des Friedhofs. | Foto: Privat

„Hier müssen wir einmal tief Luft holen“, sagt Konrad Herz und zwinkert mit den Augen, „hier beginnt der evangelische Teil.“ Die etwa 25 Teilnehmer schmunzeln und gehen über die gedachte Linie, die den katholischen Bereich des Alten Friedhofs an der Mühlenstraße vom evangelischen Bereich trennt.

Der Buersche Verein für Orts- und Heimatkunde lud zu Allerheiligen zu einem Rundgang über einen der Buerschen Friedhöfe ein.
Die Veranstaltung findet immer im Wechsel jeweils auf dem Hauptfriedhof und dem Alten Friedhof statt – in diesem Jahr war der Friedhof an der Mühlenstraße an der Reihe. Die Führung übernahm Gärtnermeister Konrad Herz, der unterstützt wurde von Dr. Lutz Heidemann, Historiker und ehemaliger Leiter des Stadtplanungsamts.
„Auf diesem Friedhof habe ich im Jahr 1953 meine Ausbildung begonnen“, erklärte Konrad Herz seine besondere Beziehung zu dem Friedhof, „inzwischen bin ich im 66. Lehrjahr“, fügte er schmunzelnd hinzu. Die Teilnehmer erfuhren von ihm viel über die Geschichte des Friedhofs. Als Buer noch ein kleines Dorf war, wurden die Toten zunächst in der und dann rund um die Urbanus-Kirche bestattet. Im Jahr 1819 wurde ein Totenacker an der Mühlenstraße angelegt, zunächst auf der anderen Straßenseite gegenüber des heutigen Friedhofes.

Ältestes Grab besteht noch

Der wurde erst zum Ende des 19. Jahrhunderts hin errichtet: 1886 fand die Einsegnung statt, 1887 die erste Beerdigung. Dieses Grab besteht heute noch, wie Konrad Herz den Teilnehmern zeigte – jemand hatte zu Allerheiligen dort eine Grableuchte aufgestellt, wie der Gärtnermeister erfreut feststellte.
Unterwegs erfuhren die Rundgangsteilnehmer viel Wissenswertes zu einzelnen Gräbern: So etwa zu dem des ehemaligen Urbanus-Küsters Halbeisen, dessen Grabstein eine Sanduhr ziert. Als Beispiel einer imposanten Grabstätte diente die der Familie von Vorst, und auch zur Priestergruft wusste Konrad Herz viel zu erzählen.
Über den eingangs bereits erwähnten evangelischen Teil des Friedhofs ging es weiter zum kleinsten Abschnitt: Dem jüdischen Teil. Bis 1938 wurden hier die Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Buer bestattet, in der Pogromnacht vom 9. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten die Grabsteine. Heute erinnern zwei Denkmäler an diesen dunklen Teil der Geschichte: Eine Steinsäule mit Davidstern mahnt zum Gedenken an die im Holocaust ermordeten Juden, auf einer großen Steintafel stehen die Namen der Menschen, die auf dem Friedhof begraben sind und deren Grabsteine entfernt wurden. Konrad Herz selbst hatte die Initiative zu dieser Tafel ergriffen: „Es war mir wichtig, dass die Toten ihre Namen zurückbekommen.“

Rhododendron-Park auf dem Alten Friedhof

Seit einigen Jahren werden auf dem Alten Friedhof verstärkt Rhododendren gepflanzt, inzwischen ist ein Rhododendron-Park entstanden, der von Spenden lebt. Auch die Bueranerin Agnes Simon hat sich zu ihrem 90. Geburtstag einen Rhododendron geschenkt: Während des Rundgangs wurde der Baum mit ihrer Mithilfe eingepflanzt.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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