Demonstration und Kundgebung
Gedenken an die November-Pogrome von 1938

Unter anderem wurde in Gelsenkirchen das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtgarten, an dem im vergangenen Jahr die Gedenkveranstaltung zum 9. November stattfand, in diesem Sommer mit unerträglichen Naziparolen beschmiert und damit geschändet.  | Foto: Gerd Kaemper
  • Unter anderem wurde in Gelsenkirchen das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtgarten, an dem im vergangenen Jahr die Gedenkveranstaltung zum 9. November stattfand, in diesem Sommer mit unerträglichen Naziparolen beschmiert und damit geschändet.
  • Foto: Gerd Kaemper
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Die "Demokratische Initiative Gelsenkirchen" ruft am Samstag, 9. November, ab 18.30 Uhr zu Kundgebung und Schweigezug auf, um mit der Teilnahme, jeder Form von Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Denn: Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.

Ausgangspunkt des diesjährigen Schweigezugs ist der Alte Friedhof Mühlenstraße, der Zugang ist möglich über den Nordring, Nähe Dorstener Straße. Hier wurde 1947 das erste Gelsenkirchener Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung errichtet.
Rabbi Chaim Kornblum spricht zunächst das Kaddisch, das Gebet der Trauernden, deshalb werden die männlichen Besucher gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Judith Neuwald-Tasbach hält die Gedenkrede, ehe sich der Schweigemarsch in Bewegung setzt.
Der Weg führt zum Gustav-Bär-Platz und dem Mahnmal für die frühere Synagoge in Buer, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 von SA und SS angezündet wurde und bis auf die Grundmauern abbrannte. Dort finden das gemeinsame Gedenken und Bekunden, dass die Menschen in Gelsenkirchen dieses Verbrechen nicht vergessen haben und deshalb heute für Toleranz, Frieden und Demokratie eintreten, statt.
Nach einem Musikbeitrag hält Oberbürgermeister Frank Baranowski, der auch Schirmherr der demokratischen Initiative Gelsenkirchen ist, eine Erinnerungsrede. Zum Abschluss singen alle Schweigezug-Teilnehmer gemeinsam das Lied vom Moorsoldaten.
Seit 1964 gedenken die Menschen in Gelsenkirchen jedes Jahr am 9. November der Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung im Jahr 1938. Seit 1933 waren jüdische Deutsche durch zahlreiche antisemitische Maßnahmen diskriminiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden. 

Eine Tradition, die leider immer aktuell bleibt

Die Novemberpogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 waren der vorläufige Höhepunkt der andauernden Hetze. Die Nationalsozialisten sprachen zynisch von der „Reichskristallnacht“, doch war es ein Schlüsselereignis der Gewalt- und Verbrechensgeschichte des „Dritten Reiches“.
Auch 2019 gehören Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft leider nicht der Vergangenheit an. Ganz im Gegenteil, der brutale Anschlag in Halle (Saale) zeigt einmal mehr in trauriger Deutlichkeit die Gewaltbereitschaft rechtsextremer Terroristen. Am höchsten jüdischen Feiertag und Tag der Versöhnung Jom Kippur sind Menschen wegen ihres Glaubens angegriffen worden. Zwei Menschen sind ermordet worden. Nur um Haaresbreite ist der Plan des Täters gescheitert, weitaus mehr Menschen zu töten.
Auch in Gelsenkirchen ist ein beträchtlicher Anstieg rechter Straftaten zu verzeichnen. Rechtsextreme Drohgebärden und Übergriffe gehören mittlerweile ebenso zum Alltag wie auch antisemitische Ausfälle keine Ausnahmen mehr sind. Das Ziel solcher Attacken ist die friedliebende und freie Gesellschaft in ihrer Gesamtheit, für die sich die demokratische Initiative allerdings gerade deswegen weiterhin einsetzen will.

Erinnerungen verpflichten, Entwicklungen zu bekämpfen

Zudem sind von bestimmten bundesdeutschen Parlamentariern einer rechtsgerichteten Partei weiterhin menschenfeindliche Parolen zu vernehmen ebenso wie Äußerungen, die die Lehren, die unsere Gesellschaft aus ihrer Geschichte gezogen hat, durch die Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen in Frage stellen.
Die Erinnerung an die Novemberpogrome von 1938 verpflichtet, diese Entwicklungen entschlossen zu bekämpfen. Die demokratische Initiative steht aktiv für demokratische Errungenschaften, Grund- und Menschenrechte ein und demonstriert so, dass es in Gelsenkirchen keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und völkisches Denken gibt.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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