Bildungsträger möchte Menschen miteinander ins Gespräch bringen
Ein Schatz voller Migrationsgeschichten
In Video-Interviews erzählen bislang 13 Menschen auf berührende Weise von ihren Erfahrungen des Ankommens in Gelsenkirchen. Damit will der Bildungsträger-Verein RE/init Menschen verschiedener Kulturen miteinander ins Gespräch bringen.
Die geplante Auftaktveranstaltung mit großem Kino und Speed-Talking während der Ruhrfestspiele fiel leider der Pandemie zum Opfer. Alternativ stellt der Verein das Projekt „Angekommen in Gelsenkirchen – Migrationsgeschichten aus vier Generationen“ online vor.
„Wir lassen Menschen zu Wort kommen, die in den vergangenen 75 Jahren aus ganz unterschiedlichen Gründen ins Ruhrgebiet gekommen sind“, erklärt Marithres van Bürk-Opahle, Fachbereichsleiterin von RE/init. Sie hat das vom Ministerium des Innern, für Bau und Heimat geförderte Projekt ins Leben gerufen.
Interviews mit großer Themenvielfalt
Die Teilnehmenden der Video-Konferenz sehen das Interview mit Shaw Fen Frohsz aus Malaysia. Sie interessierte sich für die deutsche Sprache, verliebte sich in ihren Brieffreund und zog vor zwanzig Jahren nach Gelsenkirchen, um ihn zu heiraten. Am Anfang fühlte sie sich fremd und einsam, heute fühlt sie sich richtig wohl und schätzt die vielen Kulturen in der Stadt.
„In fast jedem Interview entwickelt sich ein thematischer Schwerpunkt“, beschreibt Projektmanagerin Gerburgis Sommer ihre Erfahrung aus den oft emotionalen Gesprächen mit Menschen im Alter von elf bis 87 Jahren.
So verrät Edo Spadoni, dass er vor 55 Jahren nach Deutschland kam, um sich das Geld für einen 500er Fiat zu verdienen. Nach Italien ist er nicht zurückgekehrt. Auch ihn hält die Liebe fest. Der 15-jährige Antonio Manea aus Rumänien sagt in seinem Interview: „Egal, ob jemand aus Syrien, aus der Türkei oder Rumänien kommt, wir sind alle Menschen und wir sollen uns gut verstehen.“
Einige der Zugewanderten schildern Situationen, in denen sie Rassismus erfahren haben und wie sie damit umgehen. Sie äußern Ideen und Wünsche für ein gutes Zusammenleben verschiedener Kulturen in Gelsenkirchen.
Vielfältiges Workshop-Angebot
Da das Projekt auch in Recklinghausen und Bottrop durchgeführt wird, werden es am Ende insgesamt 60 Videos sein, die auf drei Internetseiten und zwei Video-Stelen veröffentlicht werden. Sieben weitere Interview werden in der Stadt noch folgen. Die Videos liefern vielfältige Gesprächsanlässe für das Workshop-Programm vor Ort, mit dem RE/init das Projekt begleitet.
„Mit Kino-Abenden, Erzähl-Cafés, Online-Besuchen, Mitbring-Buffets und Speed-Talkings wollen wir interessante Gelegenheiten für das Zusammenkommen von Alteingesessenen und Zugewanderten bieten. Diese Veranstaltungen planen wir realistischerweise für die zweite Jahreshälfte und suchen dafür Kooperationspartner“, erklärt Marithres van Bürk-Opahle.
Gastgeber für Video-Stelen gesucht
Die Workshops sind ebenso kostenfrei wie der Verleih der beiden Video-Stelen aus Edelstahl mit Touchscreen und Kopfhören. Einrichtungen wie Bibliotheken, Schulen oder Institutionen mit Foyer können die Stelen in ihren Räumen aufstellen.
„Wir freuen uns, wenn unsere Interviews für die Arbeit im Bereich Migration und Integration genutzt werden“, verabschiedete Gerburgis Sommer die Teilnehmenden der Videokonferenz.
Hintergrund
Bislang sind 46 Interviews in Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bottrop auf der Internetseite www.angekommen-in-ge.de veröffentlicht.
Ansprechpartnerin für interessierte Gastgeber der Video-Stelen und Workshops ist Gerburgis Sommer, Telefon 0157-77207547, E-Mail: gerburgis.sommer@reinit.de.
Autor:Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen |
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