Der Brieftaubensport in den 50gern!

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Der Brieftaubensport war in den früheren Jahren sehr beliebt. Allein in unserer Siedlung waren es ca. 10 Taubenliebhaber die einen eigenen Taubenschlag hatten. Mein Vater hatte auch einen, in dem sich eine ganze Menge dieser Tiere zu hause fühlten. Einige hatten ihren Taubenschlag im eigenen Garten, aber überwiegend war er auf dem Dachboden der Siedlungshäuser, in denen man nur zur Miete wohnte. Heute wäre so etwas sicher nicht mehr möglich. An den Wochenenden drehte sich alles in der Familie nur um diesen Sport. Vater suchte seine besten Tauben aus und packte diese in einen Taubenkorb. Dann ging es ab zum Vereinslokal. Hier wurden die Tauben gesetzt, das heißt es wurde Geld auf jede Taube gesetzt, in der Hoffnung, dass sie später mit unter den ersten zu Hause ankamen. Überwiegen war es aber immer ein Verlustgeschäft. Selten kam einmal ein dicker Gewinn dabei heraus. Sonntagmorgens trafen sich einige Taubenväter in unserem Garten auf der Bank. Die Diskussionen “wer wird heute wohl die erste Taube bekommen”, wurden immer sehr lautstark durchgeführt.

Wenn dann die Uhrzeit der Freilassung bekannt war, wurde die Ankunftszeit ausgerechnet. Es passierte auch schon einmal, dass eine Taube früher eintraf als man erwartet hatte. Dann konnte man sich über die Schnelligkeit der alten Herren wundern. Es war schon erstaunlich wie schnell sie ihren Taubenschlag erreichten. Schließlich war ja jede Minute bares Geld wert. Das sah schon ulkig aus, wenn man in der Runde blickte und sah deren Köpfe in den Dachfenstern.

Die gegenseitige Verständigung funktionierte nur durch lautes Rufen wie: ”Heini, ich glaube der olsche Hünning hat gerade eine bekommen, oder: “Karl beim Maier ist auch gerade eine runter gegangen.” Wir Zuschauer auf der Gartenbank mussten mucks Mäuschen still sein, wenn Vater mal eine bekam. Vor allen Dingen wurde ordentlich mitgefiebert, wenn sie mal vor dem Schlag gelandet ist und auch trotz Vaters verzweifeltes Flöten nicht in den Schlag rein wollte. Er musste die Taube ja noch einfangen, den Gummiring abziehen, in eine Messinghülse stecken diese dann in einem Loch in der verplombten Uhr versenken. Durch drehen des Schlüssels verschwand die Hülse und die Zeit wurde in der verplombten Uhr konstatiert. So nannte man diese Registrierung. Die Uhr brachte er dann anschließend zum Vereinslokal, wo sie unter Aufsicht geöffnet wurde um den Registrierstreifen zu entnehmen. Meistens wartete er dort, wie die meisten Taubenväter, bei einem leckeren Pils natürlich, bis das die ersten Ergebnisse vorlagen, was manche Hausfrau zur Weißglut brachte. Das Mittagessen musste nämlich auch wieder aufgewärmt werden.
Es wurde meistens immer sonntags nachmittags oder abends wenn Vater wieder zu hause ankam. Meistens leicht angesäuselt und sehr selten mal mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. Dann wussten wir natürlich sofort. ”Wieder ein Verlustgeschäft.”

Bild 1) Mein Vater und seine Brieftauben
Bild 2) 4 Taubenväter und ich auf einer Bank im Garten.

Autor:

Gerd Szymny aus Bochum

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