Ausgezeichnetes Ehrenamt
Auch in unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es Menschen, die kaum ausreichend zu essen haben. Die Mitglieder des Vereins „Gelsenkirchen packt an! – Warm durch die Nacht e.V.“ haben das erkannt. Sie unterstützen und versorgen bedürftige und obdachlose Menschen in ihrer Stadt. Dafür haben sie den zweiten Preis im diesjährigen Wettbewerb „Westfalen bewegt“ erhalten.
„Menschen sehen die Not, in der andere Menschen sich befinden. Sie nehmen sich ihrer an, wollen ihnen einfach nur der Nächste sein und verlassen sich nicht allein darauf, dass der Staat es schon richten wird. Das ist beispielhafter bürgerschaftlicher Einsatz“, begründet Dr. Peter Paziorek, Vorsitzender des Vereins Westfalen-Initiative, die Entscheidung, warum die Jury das Projekt ausgezeichnet hat.
Auch die Stiftung „Schalke hilft!“ ist von der Initiative überzeugt. Sie hat sich deshalb an der Auszeichnung beteiligt. „Hier übernehmen Ehrenamtler soziale Verantwortung in unserer Stadt. Sie schauen nicht weg, sondern sind mit ihrem Engagement beispielhafte und nachahmungswürdige Vorbilder“, sagt Geschäftsführer Sebastian Buntkirchen.
Entstanden ist „Gelsenkirchen packt an! – Warm durch die Nacht“ im Dezember 2014 als Bürgerinitiative. Der Verein selbst wurde Anfang 2016 gegründet. „Die Gründer der Bürgerinitiative haben gesehen, dass der Strukturwandel und die hohe Arbeitslosigkeit viele Menschen an den Rand der Gesellschaft drängen“, schildert Volker Ulatowski die Ausgangslage.
Seit etwa einem Jahr gehört er zu den rund 40 Aktiven, die abwechselnd abends als Trio oder Quartett mit zwei Bollerwagen losziehen, um die Not zu lindern. Organisiert werden die Einsätze über eine geschlossene Facebook-Gruppe. Daneben gibt es eine offene Facebook-Gruppe mit weitergehenden Informationen für die Öffentlichkeit, die inzwischen 1.200 Personen erreicht.
Der Weg führt die Helfer durch die Innenstadt, wo bereits der ein oder andere Bedürftige versorgt wird, zu einem Treffpunkt in der Nähe des Bahnhofs. Vielfach mit Heißhunger erwarten sie dort um 20 Uhr Menschen, die oft seit dem Morgen nichts mehr im Magen haben. Für sie gibt´s eine heiße Suppe, entweder aus der Konserve oder gespendet von einer Metzgerei.
Eine Bäckerei steuert belegte Brötchen zu, die im Tagesverlauf nicht verkauft wurden. Im Wesentlichen aber sichern Spenden von Bürgern, Firmen und anderen Hilfsinitiativen aus Gelsenkirchen das Hilfsangebot. Denn „um die Bedürftigen alle satt zu kriegen, muss schon richtig was kommen“, weiß Ulatowski.
Bis zu 40 Personen warten am Monatsbeginn auf den Bollerwagen. Am Monatsende sind es doppelt so viele. Denn dann ist bei vielen Sozialhilfeempfängern Ebbe in der Haushaltskasse. Deshalb beschränkt sich die Hilfe auch nicht auf Nahrung. Hygieneartikel und Kleidung werden ebenfalls verteilt.
Mit seinem Ansatz erfüllt das Projekt alle wesentlichen Kriterien des Wettbewerbs „Westfalen bewegt“. Der war in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben. Er richtet sich an Gruppen in Westfalen, die in nachahmenswerter Weise die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand nehmen und nicht allein auf staatliche oder bereits institutionalisierte Hilfe bauen. Dieses beispielhafte bürgerschaftliche Engagement fördert die Westfalen-Initiative in diesem Jahr im Einzelfall mit bis zu 10.000 Euro. Insgesamt stehen in diesem Jahr 40.000 Euro zur Verfügung. An das Gelsenkirchener Projekt wurde ein Preisgeld von 2.500 Euro vergeben.
Die Westfalen-Initiative will die westfälische Identität schärfen und das bürgerschaftliche Engagement in Westfalen stärken. Sie setzt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Westfalens Impulse für die Region, damit diese sich im Wettbewerb der Regionen behauptet und ihre in Geschichte und Tradition entwickelten Stärken voll entfaltet.
Die Aktivitäten der Westfalen-Initiative sind vielfältig. Sie reichen von kulturellen Projekten über die Stärkung der Stadt- und Regionalentwicklung bis zu Innovationsprojekten.
Die Westfalen-Initiative im Internet: www.westfalen-initiative.de. Hintergrund
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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