Zu Besuch bei Christian Nienhaus

Masterpiece in the making: Christian Nienhaus an der Leinwand. | Foto: Gerd Kaemper
3Bilder
  • Masterpiece in the making: Christian Nienhaus an der Leinwand.
  • Foto: Gerd Kaemper
  • hochgeladen von Deborrah Triantafyllidis

Bei einem Besuch in seinem Atelier und Showroom in Buer erzählt der international bekannte Künstler Christian Nienhaus von seinem Arbeitsprozess und der letzten Vernissage.

Ungefähr 600 Leute kamen bei der Vernissage zum Thema „Evolution“ in das Nienhaussche Atelier am Nordring 30a. Viele der ausgestellten Werke sind eine Woche später bereits verkauft; nur einige Exemplare hängen noch an den weißen Wänden. Allerlei Gerätschaften sind in dem großen Raum zu sehen, es riecht nach Farbe und Reinigungsmittel. Inmitten dieser Landschaft steht Christian Nienhaus und strahlt Gelassenheit und Tatendrang zugleich aus.

Faszinierende "Schichtarbeiten"

Seine Werke sind faszinierende Schichtarbeiten aus Leinwänden und kinetischen (High-Tech-) Objekten. Immer wieder wandert der Blick des Betrachters über die Oberflächen und bestaunt, analysiert, findet Neues. Stundenlang könnte man vor einem einzelnen Gemälde verharren und sich doch nicht satt gesehen haben. Farben über Farben, darunter Zeichnungen, Texte und Strukturen, die zum Anfassen einladen.

"Die Kunst ist die Therapie des Künstlers"

Hinter diesen Werken stecken viele Stunden Arbeit - oder, wie Nienhaus selbst sagt, Therapie: „Die Kunst ist auch irgendwie die Therapie eines Künstlers. Ich verarbeite in meinen Werken Geschichten und Erfahrungen, arbeite sie so auf“, erklärt er. Ob es ihm nicht schwerfällt, diese persönlichen Werke zu verkaufen? „Nein, im Gegenteil: Für mich hat es immer etwas Befreiendes, wenn das Werk das Atelier verlässt. Ich gebe die Geschichte oder Erfahrung damit ja nicht ab, lediglich ihre Aufarbeitung. Sie bleibt trotzdem in meinem Herzen und meinen Gedanken.“

Vom Tagebuch auf die Leinwand

Doch wie entsteht so ein Werk, das seinen Ursprung in einem Gedanken oder einer Geschichte hat? „Ich schreibe sehr viel Tagebuch, dabei kristallisieren sich dann die Ideen für neue Themen und einzelne Kunstwerke heraus“, versucht Nienhaus den ersten Schritt in Worte zu fassen. Nach dem Tagebuch geht es an Skizzen und Zeichnungen. „Irgendwann, wenn es dann nicht mehr anders geht, spanne ich die Leinwand und beginne, die Geschichte malerisch zu verarbeiten.“ Doch manchmal reicht dieses zweidimensionale Arbeiten auch nicht mehr aus, und Nienhaus kreiert ein kinetisches Objekt. „Damit kann ich dem Betrachter weitere visuelle Räume in die Geschichte geben.“

Alles aus einer Hand

Bei den Werken auf Leinwand handelt es sich um Schichten über Schichten von Kunst, weshalb Nienhaus auch seine eigenen Leinwände spannen muss: „Ich benötige eine gewisse Qualität des Leinens und eine besondere Spannung, damit das Gemälde nicht in sich zusammenfällt unter der Last der Schichten.“

Nicht selten kommt es vor, dass beide Seiten einer Leinwand herhalten müssen und bemalt, beschrieben, bezeichnet und beklebt werden. Die immer wieder neuen Ebenen erstellt Nienhaus durch Seidenpapier, die manchmal nur stellenweise, manchmal großflächig aufgeklebt werden und so beizeiten für eine fast komplett neue, weiße Leinwand sorgen, auf der er von Neuem beginnen kann. Über diese vielschichtigen Kunstwerke gibt Nienhaus Schellack oder Aceton, um „die Geschichte wieder sichtbar“ zu machen: „Bei diesem Schritt habe ich nicht die volle Kontrolle über das Ergebnis“, erklärt der Künstler sein Vorgehen.

Voll strukturierter Alltag

Nienhaus‘ Alltag ist sehr strukturiert und lässt wenig Zeit zum Faulenzen. „Um 9 Uhr komme ich ins Atelier und treffe mich zum Meeting mit meinen Angestellten. Dann kommen meist Besucher ins Atelier um sich Arbeiten anzusehen und danach geht es an die Schreibtischarbeit: Mails beantworten und so weiter. Erst gegen Mittag beginnt die eigentliche kreative Arbeit: „Dann wird es Zeit für mich, mich in den hinteren Teil des Ateliers zu begeben und ‚meinen Tag aufzuräumen‘. Das geht bis in den Abend hinein.“

Nachts arbeitet Nienhaus am liebsten

Abends nimmt der 38-Jährige weitere Termine wahr oder kocht sich einfach etwas zu essen in seiner Studio-Küche, in der ab und zu bekannte Sterne-Köche den Kochlöffel schwingen. „Ab 21 Uhr werde ich dann richtig aktiv und erhalte nur noch selten Anrufe, dann kann ich mich völlig in meiner Arbeit verlieren.“ Dabei arbeitet Nienhaus auch gerne mal bis 4 Uhr in der Nacht. „Ich brauche nicht viel Schlaf, fünf Stunden reichen mir völlig aus. Da habe ich wohl Glück mit den Genen“, grinst er.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.