Westernhagen rockt den Pott

Mit sich im reinen und seinen Fans zutiefst verbunden präsentierte sich Marius Müller-Westerhagen in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen.
Foto: Jörg Steinmetz/Virgin Records
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Auch mit beinahe 70 Jahren kann Marius Müller-Westernhagen es nicht lassen. Dabei wollte er, wie er selbst während des Konzertes ausplaudert, gar nicht mehr auf Tour gehen und vor Publikum spielen. Doch er braucht seine Fans ebenso sehr, wie diese ihn brauchen.

Das wird spätestens bei seinem dritten Lied „Ladykiller“ deutlich, als das Publikum in der Oberhausener Arena nichts mehr auf den Plätzen hält. Und MMW hat es eigentlich auch gar nicht anders erwartet: „Ich habe Ärger mit dem Veranstalter bekommen, als ich in einer Stadt das Publikum dazu aufrief, aufzustehen, mitzumachen und mitzusingen, sich zu lieben und friedlich und freundlich miteinander zu sein. Aber ich wusste, wenn ich hierher komme in den Pott, dann muss ich das nicht. Das macht Ihr von ganz allein!“
Dafür begeistert er mit Klassikern, wie „Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz“, „Weil ich Dich liebe“ oder „Sexy“, aber auch neueren Kompositionen, wie dem Duett mit seiner Gattin Lindiwe „Luft um zu atmen“, „Alphatier“ oder auch „Liebe (um der Freiheit willen)“.
Und Westernhagen bleibt sich treu: Er bringt Botschaften rüber. So erinnert er an die arabische Revolution, Trump als „Operetten-Direktor“ und fordert dazu auf, Demokratie zu leben, „denn sie fordert Beteiligung, sonst geht sie verloren.“ Und das gerade in einer Zeit des Populismus, wie wir sie gerade erleben.
Der Musiker nimmt sich selbst nicht zu ernst, wenn er sagt: „Ich war zwölf als ich das Lied geschrieben habe. Wer lacht da? Heute bin ich 35!“ Und präsentiert sein 35 Jahre altes „Lass uns leben“.
Ein weiteres Markenzeichen des großen alten Mannes ist seine Demut: „Ich fühle es als eine Ehre, dass ich mit diesen wahnsinnig talentierten Musikern auftreten darf“. Und sorgt dann für Lacher, wenn er meint, dass er sich in seinem Alter nicht mehr alle Namen merken kann, aber mit Kevin Bents ein Bandmitglied und seinen Musical Director hat, dass die Vorstellung gern gegen ein kleines Extrahonorar übernimmt.
Und wenn dann Clueso als Gast von Jan Böhmermann im Neo Magazin Royale erzählt, dass er einen Anruf erhalten habe, bei dem er um eine Gitarre gegebeten wurde, die er einst erhalten hatte und das mit den Worten, „wir brauchen die, weil Westernhagen auf Tour geht“, glaubt man es ihm nach dem Konzert aufs Wort. Derart fliegende Wechsel von Gitarren hat man selten bei einem Konzert erlebt.
Westernhagen verzichtet auf eine Pause und spielt mit zwei Zugaben, ohne die ihn die Fans nicht hätten ziehen lassen, beinahe drei Stunden durch. Dabei überraschte er auch mit seiner Interpretation von David Bowies Meisterwerk „Heroes“ und machte Bowie alle Ehre.
Outfit-Wechsel braucht er nicht, dafür aber seinen Mund als Instrument, eine Mundharmonika und seinen Körper. Denn als Westernhagen in der Oberhausener Arena die Hüften kreisen lässt, zückt nicht nur Gattin Lindiwe das Smartphone, um ihn und die Reaktion eines außer Rand und Band geratenen Publikums zu filmen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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