Stadtspiegel-Leser im Hans-Sachs-Haus

Neugierig warteten die Stadtspiegel-Leser auf der Ebertstraße auf Einlass ins Hans-Sachs-Haus. Foto: Gerd Kaemper
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Der Stadtspiegel hatte Leser eingeladen, sich zu bewerben, wenn sie schon vor den offiziellen Tagen der offenen Tür einen Blick hinter den Bauzaun und in das neue Hans-Sachs-Haus werfen wollten. Und sehr viele wollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Doch da die Baustelle noch voll im Gange war, konnten nur 16 Leser ausgelost werden.

Vor dem Hans-Sachs-Haus an der Ebertstraße traf sich die Gruppe mit dem Projektleiter Hans-Sachs-Haus, Thilo Steinmann, der höchstpersönlich die Führung übernahm, obwohl zu diesem Zeitpunkt beinahe stündlich Abnahmen im Haus anstanden.
Der von Steinmann ausgewählte Weg führte die Besucher über das Treppenhaus an der Vattmannstraße in die fünfte Etage, wo bis auf Bau-Dezernent Michael von der Mühlen, der Verwaltungsvorstand schon sehr bald seinen Sitz haben wird.

Treppenhaus als Reminiszenz an Alfred Fischer

„Dieses Treppenhaus ist nachempfunden beim Architekten des Hans-Sachs-Hauses Alfred Fischer. Wie sie sehen sind einige zeitgemäße Elemente, wie dickere Handläufe berücksichtigt worden, aber zu Ehren Fischers haben wir seine Vorgaben berücksichtigt“, erläuterte Steinmann.
Ebenfalls eine Erinnerung an das alte Hans-Sachs-Haus bietet das Farbleitsystem, das Max Burchartz 1927 zur Fertigstellung des HSH beisteuerte. Auch dieses findet sich heute wieder im neuen Hans-Sachs-Haus.

„Schießschartenfenster“ dank Denkmalschutz

In der obersten Etage angekommen erinnerte Steinmann daran, dass drei Seiten der alten Fassade erhalten geblieben sind. Das bedeutet aber auch, dass die allseits bekannten „Schießschartenfenster“ im obersten Stockwert weiterhin Bestand haben. Denn die Fassade entspricht dem Denkmalschutz und auch die anderen Fenster sind historisch, nur mit neuer Verglasung. Die Geschosshöhen sind den früheren angepasst.

Der Hotelturm als Zeitfenster

Auf dem Weg zum erhalten gebliebenen Hotelturm erläutert der Projektleiter, dass Glas und Transparenz ein wesentliches Merkmal dem neuen Hans-Sachs-Hauses sind. Dabei erinnerte er daran, dass das Haus früher nur zu einer Seite Büros bot, während der Rest durch den Saal und die Räume für sonstiges belegt war. Heute jedoch gibt es rundherum Büros.
Den Hotelturm erklärt Stallmann „das ist ein Zeitfenster wie Architekten dazu sagen. Hier sehen Sie das einzig erhalten gebliebene Bauelement als Zeichen für die Bauweise aus den 20er Jahren. Damals wurde mit vielen Stützen gearbeitet, die etwa alle dreieinhalb Meter verbaut wurden. Und sie sehen die zartig anmutenden Geschossdecken, auf denen im Saal früher die Polka getanzt wurde.“

Ein Franke-Möbel im früheren Fischer-Haus

In Zukunft kann der Hotelturm bei Führungen auch bestiegen werden. Die Führungen organisiert das Kulturamt, das sich direkt daneben befindet. „Hier sehen Sie auch ein originales Franken-Möbel. Der Architekt Josef Franke war der Erbauer der Heilig Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße und seine Erben stellten zur Erinnerung an ihn und seine Bauwerke in Gelsenkirchen dieses Möbel zur Verfügung. Es wurde restauriert und aufbereitet und erstrahlt nun wieder im ursprünglichen Glanz“, berichtet der Projektleiter.

Einblicke ins OB-Büro

Im Wartebereich vor dem Dienstzimmer des Oberbürgermeisters können sich die Besucher von der durchgängigen Ausstattung überzeugen: dunkle Böden, helle Flächen und echtholz verkleidete Türen und Accessoires. Und da das Stadtoberhaupt in der nächsten Woche einziehen soll, stehen auch schon seine neuen Möbel bereit, die die Stadtspiegel-Leser noch vor dem OB besichtigen können.
Ein begeisterter Projektleiter erläuterte an dieser Stelle vermutlich zu x-ten Mal die Betonkerntemperierung des Hauses, die im Sommer durch kühles Wasser für Kühlung und im Winter durch warmes Wasser für Wärme sorgen soll.
Ein Leser interessiert der Feuerschutz im Haus. Der Fachmann berichtet: „Das Haus ist flächendeckend gesprinklert, dabei aber brandabschnitts-orientiert. Wo wir gerade von Wasser reden: Die Toilettenanlagen im ganzen Haus werden über eine Regenwasser-Zisterne betrieben.“

Gestaltungssatzung für die Büros

Für das Haus gilt auch eine Gestaltungssatzung, wie Steinmann in einem Büro erläutert, das die Leser besichtigen dürfen. Für die Mitarbeiter bedeutet das, dass sie die Wände nicht mit privaten Dingen zukleistern dürfen und dass es auch keine privaten Elektrogeräte in den Büros geben wird. Dafür gibt es auf jeder Etage vier Teeküchen. Für die privaten Topfpflanzen wird es standartisierte Übertöpfe geben.
Die Büros haben bei einer Nutzung durch zwei Personen durchgängig eine Größe von 19,78qm. Die Büros der Abteilungsleiter sind etwas kleiner, da sie nur eine Person beherbegen. Die der Vorstände wiederum sind größer.
Im Konferenz-Raum des Verwaltungsvorstandes erläuterte der Projektleiter die Technik. Das ganze Haus verfügt über W-Lan, Flachbildschirme dienen der Darstellung von Präsentationen im Konferenzsaal, den Sitzungssälen, Fraktionsräumen und dem Ratssaal. Ob das Haus abhörsicher ist, konnte Steinmann nicht beantworten, geht aber davon aus, dass das Intranet der Stadt gut abgesichert ist.

Probesitzen im Ratssaal

Im neuen Ratssaal konnten die Stadtspiegel-Leser schon einmal Probesitzen und Platz nehmen auf den Sitzen des Verwaltungsvorstandes, des OB und der Ratsleute. „Dieser Ratsaal ist einer der modernsten Ratssäle der Republik. Die beweglichen Pulte machen ein Stühlerücken möglich, je nachdem welche Konstellationen eine Kommunalwahl mit sich bringt. Der Sitzungsleiter ist auch der Herr über die Technik und kann die Mikrofone der einzelnen Ratsmitglieder frei geben, das Licht regeln, die Sonnenblenden und alles was technisch regelbar ist. Und das alles per Touchscreen“, erklärt Steinmann.
In der ersten Etage erinnerte der Projektleiter die älteren Stadtspiegel-Leser daran, dass man in den Fenstern auf dieser Etage früher einmal die Schaufensterpuppen des dort residierenden Möbelhauses sehen konnte. Auch hier wurden die Fenster an die alten Maße und das Aussehen angepasst. Einzig die Technik musste verändert werden, weil die Fenster ursprünglich schiebenderweise geöffnet wurden, heute werden sie gekippt.

Das Bürgerforum im Haus für die Bürger

Zurück in der Eingangshalle erläuterte Steinmann das Bürgerforum, das schon bald von der emschertainment GmbH bespielt werden soll: „Ob hier noch mal getanzt wird, kann ich Ihnen nicht sagen.“
Natürlich erörterte der Projektleiter auch noch einmal das kommunale Vergaberecht in Zusammenhang mit der Bestellung von Unternehmern auf der Baustelle Hans-Sachs-Haus und den damit verbundenen Problemen.
Angesichts der Begeisterung der Stadtspiegel-Leser forderte Thilo Steinmann sie auf: „Sie müssen sich bei den Gelsenkirchenern bedanken, die für den Erhalt der Fassade gekämpft haben.“ Und verabschiedete sich mit den Worten: „Machen Sie Werbung für das Wochenende der offenen Tür!“

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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