„Skateboardfahren ist mein Leben“
Was die Bowling-Hemden für Charly Sheen in „Two and a half Man“ waren, das sind für Maik Rokitta die Skater-Klamotten. Was seine Mutter früher als etwas skurril empfand, macht sie heute stolz, denn ihr Sohn hat seinen Sinn des Lebens genau in dem gefunden, was auch sein Leben seit jeher ausmacht: Auf den etwas anderen Brettern, die die Welt bedeuten.
Brett ist nicht gleich Brett
Im Falle des Gelsenkircheners sind mit den Brettern aber nicht die Bühnen dieser Stadt oder der Welt gemeint, sondern Skateboards in all ihren Facetten. Mal als Longboard, mal als Slalomskateboard oder auch als Snakeboards, wie sie heißen und aussehen spielt für ihn keine Rolle.
„Ich nehme alles: Kaputte, abgenutzte, nicht verwendbare oder neue, die nicht mehr gebraucht werden. Wenn mir einer ein Brett bringt, ist mir das 5 Euro wert. Aber ich spende auch wieder von jedem verkauften Brett 5 Euro an die Bremer Engel, eine mobile Familienhilfe für schwerstkranke Kinder und ihre Angehörigen“, schildert der passionierte Skateboarder, der sich seit 31 Jahren kein Leben ohne „Rollbrett“ vorstellen kann.
Kürzlich hat er eine richtig große Lieferung erhalten: 41 Skateboards von den Bottroper Jungs. Die Skateanlage, die die Bottroper Jungs ansonsten tagtäglich bespielen, wird derzeit umgebaut und so hatten die begeisterten Skater die Bretter gerade über, weil bei täglicher Nutzung hält so ein Brett nur zwei bis drei Monate, wie der Fachmann weiß.
Hollywoodschaukel, Essecke, Bett oder Singleküche - alles ist möglich
Genau solche Großspenden dienen dann dazu, auch großflächige Projekte anzugehen: „Am Anfang habe ich ganze Bretter verbaut. Daraus habe ich dann eine Hollywoodschaukel oder eine Essecke gemacht. Mein Bett ist auch von Skateboarden umrahmt und mein nächstes Großprojekt ist eine Singleküche. Als Aufbau dienen dann Europaletten und die Fronten bilden die Skateboards.“
Und auch wenn er schon mit 13/14 Jahren angefangen hat, die ausrangierten Boards seiner Freunde zu sammeln, so hat es noch bis zur Jahrtausendwende und dem zarten Alter von etwa 28 Jahren gedauert bis er die richtigen Iden hatte, was er mit der Sammlung anfangen könnte.
Den letzten Ausschlag gab eine Arthrose in der Schulter, die dafür sorgte, dass er seinem eigentlichen Beruf nicht mehr nachkommen konnte und auch sein Hobby, das Skateboardfahren, für eine Weile an den Nagel hängen musste. Trotzdem informierte sich Maik Rokitta natürlich weiter in Sachen Skateboard-Technologie und stellte fest, dass die modernen Boards druchgefärbt sind.
„Das brachte mich dann auf ganz neue Ideen und mit Hilfe der Agentur für Arbeit, die mich unterstützt hat, habe ich angefangen, meine Ideen umzusetzen“, erzählt der Kunsthandwerker, der heute keine Schulterprobleme mehr kennt.
Der Hippie-Skater unter den Kunsthandwerkern
Inzwischen fühlt er sich ein wenig wie ein Hippie-Skater, weil er oft und gern in seinem alten Wohnwagen übernachtet, der genau so alt ist wie sein Zugpferd, ein 1978er Opel Ascona B.
Seine Exponate reichen von Kinderspielzeug in Form von kleinen Autos, die die Kinder mit Hilfe der Skateboardrollen bewegen können und die sogar mit Namen personalisiert werden, über Finger- und Ohrringe, Armbänder, Kettenanhänger, Haarspangen, Lampen-Schirme, Schlüsselanhänger, Salatbestecken, Tofuwendern, die aber auch für andere Pfannengerichte verwendet werden können, Hornhautraspeln bis hin zu Magnetwänden und Garderoben.
Statt Tanne mal ein Adventkranz aus Skateboard-Rollen - warum nicht?
Und damit ist der Phantasie des Gelsenkircheners kein Ende gesetzt: „Die alten Achsen und Rollen werde ich mir auch noch vornehmen und sie sinnvoll umgestalten.“ Das ist ihm schon einmal gelungen, als er aus den Rollen Halter für Teelichter erschuf und diese als Adventskalender neu in Szene setzte.
Auch wenn die Mutter den ewigen Skateboard-Kleidungsstil (zerfranste kurze Hosen, Chucks, Mütze und Shirt) ihres Sohnes zwischendurch skurril fand, so sind die Eltern inzwischen sehr stolz auf ihren erfolgreichen und dabei sehr glücklichen Sohn. Denn er arbeitet sich Schritt vor Schritt vor, weil seine Devise lautet, dass er nie mehr in Angriff nimmt, als er sich leisten kann. Und damit lebt er augenscheinlich gut oder noch besser: zufrieden.
Live zu erleben beim Zeltfestival Ruhr
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, der trifft Maik Rokitta in der Zeit vom 21. August bis 6. September auf dem Markt der Möglichkeiten beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See an.
Auch ansonsten ist der Gelsenkirchener auf vielen Festivals in der Umgebung zu Gast wie kürzlich beim Juicy Beats Festival, Olgas Rock oder Zucker für die Seele In Essen.
Im Internet kann man Exponate besichtigen auf der Seite www.formwechsel.com.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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