Persönliche Gedanken zur Flüchtlingsunterkunft (nicht nur) in Gelsenkirchen
Gelsenkirchen musste am vergangenen Montag mehrere Flüchtlinge aufnehmen. Dies erfolgte in einer leerstehenden Schule im Stadtteil Scholven.
Krieg verursacht unermessliches Leid vor allem bei der Zivilbevölkerung. Die Nachrichten berichten tagtäglich über bewaffnete Auseinandersetzungen. Und durch die Unterkunft in Scholven sind nicht nur die hilfesuchenden Menschen in Gelsenkirchen angekommen, sondern auch das Thema Krieg und Vertreibung. Ein Thema das jeder hier in Deutschland gerne verdrängt. Sind doch die Krisengebiete so weit von uns entfernt. Es ist Aufgabe des Roten Kreuzes, auch in Gelsenkirchen, die Regeln des humanitären Völkerrechts nicht nur zu verbreiten, sondern auch zu praktizieren. Nun lindern wir ein wenig die Not der Flüchtlinge, direkt hier in Gelsenkirchen vor der Haustüre. Es ist schon was anderes, Flüchtlinge in der Tagesschau anzusehen, oder ihnen direkt hier im Stadtteil zu begegnen. Aber viele dieser Menschen haben ein Martyrium unvorstellbaren Ausmaßes hinter sich gebracht. Und nun sind sie hier in Gelsenkirchen angekommen und sollen sich sicher fühlen. Viele dieser Flüchtlinge habe es sich nicht freiwillig ausgesucht ihr Land, ihre Freunde und vor allem ihre Heimat zu verlassen, und teilweise alles unwiderruflich hinter sich zu lassen. Aber der Überlebenswille war so stark, dass sie diesen Entschluss zur Flucht gefasst haben. Wohl kaum einer kann sich eine solche Vertreibung aus dem heimatlichen Umfeld vorstellen.
Es gilt nun, nicht nur vor dem Fernseher Betroffenheit zu zeigen, sondern diese Betroffenheit in Kraft und Hilfen für diese Menschen umzuwandeln, um denen, die bisher alles verloren haben eine sichere Umgebung auf Zeit zu bieten. Und neben dem Verlust ihrer Heimat, verspüren sie überall wo sie in Europa auftauchen, dass sie nicht erwünscht sind. Vieles können wir nicht direkt beeinflussen, aber ein wenig mehr Verständnis für diese Kriegsflüchtlinge, die in ihren Heimatländern von Verschleppung und Tod bedroht wurden können wir aufbringen.
Niemand verlangt, dass wir für diese Menschen in Not spenden, aber ein wenig mehr Akzeptanz in der derzeitigen Diskussion um Flüchtlingsunterkünfte würde wohl jedem gut zu Gesicht stehen. Und wenn jemand in seinem Hausstand noch Kinderspielzeug entbehren kann, kann er hier ein Glänzen in den Augen der kleinsten Flüchtlinge zaubern. Und strahlende Kinderaugen berühren Menschen überall auf der Welt, egal welche Sprache sie sprechen.
Bedenken wir einfach nur die Tatsache, dass für viele Flüchtlinge aus Syrien und anderen Kriegsgebieten die Flucht alternativlos war.
Und das beschimpfen der Einsatzkräfte, die mit großem persönlichem Einsatz diese Unterkunft eingerichtet haben und derzeit betreiben, ist auch nicht ergebnisfördernd. Die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr, der Polizei, des Roten Kreuzes und der Stadt Gelsenkirchen spenden viel Zeit und Kraft um den Flüchtlingen ein klein wenig Sicherheit zu vermitteln.
Wolfgang Schieren
Seit über 20 Jahren beim Roten Kreuz tätig
Autor:Wolfgang Schieren aus Gelsenkirchen |
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