Perry Rhodan-Storys aus GE und vieles mehr

Die Protagonisten Ulrich Spiegelberg und Hans Frey wollen mit „Fantastisches Ruhrgebiet“ die Menschen aus dem Hype der neuen Medien lösen und zurück holen zur guten alten Literatur. Aber auch eine Lanze brechen für all die unbekannten, aber durchaus erfolgreichen Autoren aus der Region. Foto: Gerd Kaemper
  • Die Protagonisten Ulrich Spiegelberg und Hans Frey wollen mit „Fantastisches Ruhrgebiet“ die Menschen aus dem Hype der neuen Medien lösen und zurück holen zur guten alten Literatur. Aber auch eine Lanze brechen für all die unbekannten, aber durchaus erfolgreichen Autoren aus der Region. Foto: Gerd Kaemper
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Dass der ehemalige Landtagsabgeordnete Hans Frey ein Visionär ist, beweisen schon seine Science-Fiction-Romane. Nun möchte er aber gemeinsam mit dem Diplom-Bibliothekar und Mitarbeiter an der hiesigen Stadtbibliothek Ulrich Spiegelberg beweisen, dass der Untertitel „Literaturstadt“ für Gelsenkirchen mehr als nur Utopie sein könnte.

Von Silke Sobotta

GE. Dazu initiiert Hans Frey das Projekt „Fantastisches Ruhrgebiet - Woche der populären Literatur“ vom 2. bis 9. Dezember in Gelsenkirchen. In Ulrich Spiegelberg hat der Gelsenkirchener einen Mitstreiter gefunden, der sich gern bereit erklärte, mitzuwirken. Projektträger ist das aktuelle forum nrw e.V., dessen Vorsitzender Hans Frey ist, in Zusammenarbeit mit der Stadt Gelsenkirchen.
Die Idee hinter dem Ganzen ist es, wieder mehr Menschen für Bücher zu begeistern und sei es auch nur für die oft verschmähte Unterhaltungsliteratur.
„Die populäre Literatur wird oft belächelt, aber auch millionenfach verkauft. Dabei spiegeln die Inhalte das gesellschaftliche Klima nicht nur wieder, sie beeinflussen es auch. Denn die Autoren sind ja wie alle anderen Autoren auch verbunden mit ihrem historisch-politischen Hintergrund“, schildert Frey.
Als Beispiele nennt Hans Frey den Gelsenkirchener Heinrich Maria Denneborg, der durch seine Kinderbücher bekannt wurde, und den Dortmunder Axel Rudolph. Während Denneborg sich den Nazis sehr opportunistisch angeboten hat, war Rudolph im Widerstand und wurde 1944 von den Nazis hingerichtet.
Was am Ruhrgebiet so fantastisch ist, erläutert Frey, indem er auf die Vielfältigkeit der hiesigen Literatur verweist. „Da gibt es die Heimatliteratur, die mal kritisch und auch mal romantisierend sein kann. Dann haben wir die Arbeiterliteratur und als dritten Aspekt die Autoren der populären Literatur, die den meisten aber unbekannt sind und nun in den Fokus gestellt werden sollen.“
Diese Autoren sind zwar Ruhrpöttler, aber sie schreiben nicht über das Ruhrgebiet. „Ein Autor aus New York schreibt ja auch nicht zwangsläufig nur über New York und doch wird er als New Yorker Autor betitelt“, kritisiert Frey.
Ulrich Spiegelberg sieht sein Ziel bei dem Projekt darin, die Menschen im Zeitalter der neuen Medien wieder ans Lesen und die Literatur heranzuführen und dabei macht er keinen Unterschied zwischen den Genres. „Denn Lesen erweitert nicht nur den Bildungshintergrund, es stärkt auch die Hirnfunktionen“, ist sich der Bibliothekar sicher.
Dabei sind sich beide Herren einig darin, dass es um das Kriterium der Unterhaltung gehen sollte und nicht um gute oder schlechte Literatur.
Und wer hätte schon gedacht, dass Gelsenkirchen das „Mekka der Westernromane“ ist? „G.F. Unger und Herbert C. Nagel sind in einem uramerikanischen Genre in der ganzen Republik und weit darüber hinaus bekannt und durchaus berühmt für ihre Western im Groschenformat. Und beide haben Bezüge zu Gelsenkirchen. Nagel stammt aus Gelsenkirchen und Unger hat nach dem Krieg 16 Jahre hier gelebt und war sogar der Ingenieur, der nach Kriegsende die Uhr am Buerschen Rathaus wieder ans Laufen brachte“, weiß Hans Frey.
Der Gelsenkirchener Autor Dr. Herbert Knorr dürfte Perry Rhodan-Fans eher bekannt sein als Wim Vandemaan, einem der Stammautoren der Science-Fiction-Heftromanserie, die im September ihr 50-jähriges Bestehen feierte.
Die Liste der Autoren aus dem Ruhrgebiet, die als „Schundroman“-Autoren gutes Geld verdienen, ließe sich endlos fortsetzen, wie Hans Frey durch seine Ausführungen belegte. Einige von ihnen hat er auch zu den unterschiedlichen Veranstaltungen der Woche der populären Literatur nach Gelsenkirchen eingeladen.
„Das gesamte Projekt soll ein Anstoß sein, ein Impulsgeber zur Beschäftigung mit Literatur. Und vielleicht läuft es gut und wird zur Reihe. Dann heißt es irgendwann Gelsenkirchen – die Literaturstadt oder Gelsenkirchen, die Wiege der populären Literatur“, hoffen Frey und Spiegelberg, die damit auch die Menschen wieder ans Lesen, aber auch Schreiben bringen wollen, wie die Zusatzangebote deutlich machen.

Zusatzangebote sollen Geschmack machen

Neben dem reinen Programm gibt es drei Zusatzangebote. Das erste ist ein Begleitbuch zum Projekt. Darin finden sich Informationen über die Ruhrgebietsautoren, die für Cowboys, Raumschiffe, Agenten, Romanzen und Zombies sorgen. Das Buch stammt aus der Feder von Hans Frey.
Zusatzangebot 2 richtet sich an Schulen, denn ihnen werden Workshops angeboten, in denen die SchülerInnen die Projektwoche begleiten, die Zusammenhänge aufarbeiten, kritisch diskutieren und sich vielleicht selbst in dem Genre versuchen.
Last but not least gibt es als drittes Zusatzangebot einen Literaturwettbewerb, bei dem die besten Geschichten prämiert und bundesweit veröffentlicht werden sollen.
Dazu gibt es den Wettbewerb im Doppelpack. Beim Preis der Stadt Gelsenkirchen winken den ersten drei Siegern Geldpreise in Höhe von 250, 150 und 100 Euro. Erlaubt sind alle Genres, gewünscht ist aber eine Kurzgeschichte von maximal vier Din A4-Seiten in deutscher Sprache. Einsendeschluss ist der 31. Dezember um 24 Uhr. Die Preise stiftet das Literaturreferat der Stadt. Die Sieger werden im Februar in einer öffentlichen Veranstaltung geehrt.
Der Preis des aktuellen forums nrw ist ein Science Fiction-Wettbewerb, der zusammen mit dem Pabel Moewig Verlag ausgeschrieben wird. Gesucht werden Short-Short-Stories in deutscher Sprache und es geht um folgenden Hintergrund: Wir befinden uns im Jahr 5050 auf dem Raumhafen der Stadt Kainga im Marae-System. Soeben ist die Stellaris gelandet. Menschen vielleicht auch Außerirdische steigen ein und aus. Und jetzt ist Fantasie gefragt.....
Die zehn nominierten Storys werden bundesweit im Rahmen einer Stellaris-Geschichte in der Perry Rhodan-Serie veröffentlicht. Einsenschluss ist wiederum der 31. Dezember um 24 Uhr.
Das Programmheft und weitere Infos gibt es auf www.aktuelles-forum.de.

Das Programm:
Die Woche wird eröffnet am Freitag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr im Foyer des Bildungszentrums in der Ebertstraße 19 mit der Ausstellung „Fantastisches Ruhrgebiet – Unendliche Welten“. Dabei geben Cover bekannter Romane als Bilder, aber auch Bücher und Hefte in Vitrinen einen Überblick über die Vielfalt der populären Ruhrgebiets-Literatur.
Bei der Film-Matinee am Sonntag, 4. Dezember, um 11 Uhr in der Schauburg Buer, Horster Straße 6, dreht sich alles um „Perry Rhodan – Unser Mann im All“. Dazu wird die Gemeinschaftsproduktion von ZDF, Arte und WDR anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Heftromanserie präsentiert und im Anschluss mit Wim Vandemaan (Drehbuch) und André Schäfer (Regisseur) diskutiert.
Weiter geht es am Donnerstag, 8. Dezember, um 20 Uhr mit dem „Abend der Autoren“ in der Mayerschen Buchhandlung in der Bahnhofstraße. Dort werden die Autoren Wim Vandemaan (Science Fiction), Christiane Dieckerhoff (Krimi) und Jason Dark (Horror) aus ihren Werken lesen. Anschließend besteht die Gelegenheit zur Diskussion.
Den Abschluss der Woche bildet die Podiumsdiskussion „Populäre Literatur – Schund oder Kulturgut?“, die am Freitag, 9. Dezember, um 19.30 Uhr im Saal des Bildungszentrums in der Ebertstraße 19 stattfindet. Daran werden der Literaturwissenschaftler, Kritiker und Autor Dr. Hartmut Kasper, der Verleger, Herausgeber, Autor und Kurd-Laßwitz-Preisträger Hardy Kettlitz, und Diplom-Bibliothekar Ulrich Spiegelberg teilnehmen.
Alle Veranstaltungen sind kostenlos und für jeden zugänglich.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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