OB Machens kehrt zurück nach Gelsenkirchen
Theodor Machens war von 1900 bis 1919 Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen. Keine einfache Zeit, die von Kaiserreich, erstem Weltkrieg und der beginnenden Weimarer Republik bestimmt wurde. In seine Amtszeit fiel auch die Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Gemeinden Braubauerschaft (ab 1900 Bismarck), Schalke, Ückendorf, die Gelsenkirchen zur Großstadt anwachsen ließen. 1903 zählte die Stadt eine Grundfläche von 3184 HA und rund 140.000 Einwohnern.
Gelsenkirchen um 1900
Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt ein regelrechtes Wirrwarr an Firmen, Zechen, Siedlungen. Einzig die Altstadt verfügte bereits über einen Stadtkern, der als solcher erkennbar war. Für Machens galt es nun aus den vielen kleinen Gemeinden eine Stadt zu formen und deren Bürgern eine gemeinsame Identität zu geben.
Der Werdegang des Theodor Machens
Machens stammte aus Hannover und war Sohn eines Beamten, der seinen Kindern eine gute Ausbildung angedeiehen ließ.Theodor Machens besuchte die Rektoratsschuke zu Papenburg, das Gymnasium in Meppen und studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, Berlin und Göttingen. Er ließ sich als Anwalt in Verden nieder, heiratete und bewarb sich um freiwerdende Bürgermeisterstellen in Duderstadt. Hier erwartete den jungen Mann keine leichte Aufgabe, denn die Stadt hatte ein Magistratsverfassung. Alle Beschlüsse mussten durch Magistrat, Kollegium, Bürgermeister und drei Senatoren genehmigt werden. Viele Hürden, die genommen werden mussten, wenn es galt etwas in der Verwaltung zu bewegen. Doch der junge Rechtsanwalt machte seine Sache gut und empfahl sich so als Bürgermeister der Stadt Gelsenkirchen.
Bereits vor seinem Amtsantritt lobte die Gelsenkirchener Zeitung ihn als einen „durchaus befähigten Verwaltungsbeamten.... mit vorzüglichen menschlichen Eigenschaften. Er wird geschildert als eine durchaus selbstständige Persönlichkeit von ernstem Charakter, der aber dem Humor und dem Frohsinn nicht abgeneigt ist. Im amtlichen wie persönlichen Umgange bekundete er eine große Liebenswürdigkeit. In Duderstadt lobte man allgemein seine Freundlichkeit gegenüber den Beamten und seine Gefälligkeit im Verkehr mit dem Publikum.“
Herausragende Eigenschaft
Er soll niemanden wegen seiner Konfession oder seines Standes benachteiligt haben. Als überzeugter Katholik war er um die öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen bemüht und sorgte für die Gleichstellung der lutherischen Volksschule mit der katholischen. Er vertrat seine eigene Meinung, ohne dabei Rechthaberisch zu wirken, dafür aber mit Wortgewandheit und Schlagfertigkeit.
Am 2. Mai 1900 legte Theodor Machens seinen Amtseid ab und endete dabei mit den Worten: „Von diesem Augenblick an soll mir nichts höher stehen als das Wohl der Stadt Gelsenkirchen, Gott schütze sie!“
Gelsenkirchen wird Stadt
Mit der Stadtwerdung wurde Gelsenkirchen durch die Bürgermeisterverfassung geprägt. Damit lag die Verantwortung für die gesamte Verwaltung in Händen des Bürgermeisters. Ihm zur Seite standen Beigeordnete, für den Fall, dass er verhindert war, und die Stadtverordnetenversammlung, entschied über Gemeindeangelegenheiten, die nicht in die Hände des Bürgermeisters gehörten. Allerdings hatten er oder sein Vertreter auch hier den Vorsitz.
Die Eingemeindung forderte die volle Aufmerksamkeit des Bürgermeisters. Die Kölsche Zeitung schrieb am 19. April 1903: „Um die sieben Landgemeinden zu einem halbwegs erträglichen Ganzen zusammenzuschließen, war große Geduld, zäher Wille und zielbewusste Tatkraft notwendig. Bürgermeister Machens hat diese schwere Aufgabe, soweit sie überhaupt zu lösen war, bewältigt.... Machens hat den Grund gelegt zu einer neuzeitlichen Großstadt, die sich im Konzert der rheinisch-westfälischen Industriestädte sehr gut sehen lassen kann.“
Kampf dem Thyphus
Im Zuge der Gesundheitspflege musste eine geregelte Kanalisation möglich gemacht werden. Machens war interessiert worden an der Gründung der Emschergenossenschaft, als Zweckverband, der die stark verschmutzte Emscher zum einwandfreien Vorfluter regulieren sollte.
Auch die Gründung des Hygieneinstituts, das noch heute für das gesamte Ruhrgebiet tätig ist, geht auf Machens zurück. Er hatte in Gelsenkirchen eine große Thyphusepidemie erlebt, die viele Menschenleben forderte. Die zunehmende Industriealisierung brachte immer mehr Menschen in den Schmelztiegel des Ruhrgebietes, damit wurden die Hygiene und die Gesundheitspflege immer wichtiger. Das Institut für Hygiene und Bakteriologie wurde mit erstklassigen Laboratoriumsräumen eingerichtet.
Der eifrige Spaziergänger Machens widmete sich aber auch der Erweiterung und dem Ausbau der Stadtgärten. Seinen Ideen zur Verkehrsführung fiel die ein oder andere Immobilie zum Opfer, dafür wurden die Straßenbahnlinien deutlich erweitert. Volksschulen entstanden allerorten in der Stadt und wurden durch eine zwar zweckmäßige aber auch ansprechende Archítektur sowie hohe Ansprüche an die Schulhygiene errichtet.
Bürgermeister Machens wird Oberbürgermeister
Am 19. Dezember 1904 wurde Theodor Machens zum Oberbürgermeister ernannt und im August 1907 erhielt er das Recht zum Tragen einer Goldenen Amtskette.
Durch seine guten Kontakte zu den heimischen Wirtschaftsgrößen konnte Machens eine Abwanderung in andere Städte verhindern und Gelsenkirchen wuchs weiter.Der Zentralschlachthof wurde als innovatives Bauwerk gelobt und auch der Stadthafen sorgte für Aufsehen im Ruhrgebiet.
Die Wiederwahl
Am 2. August 1911 wurde Theodor Machens einstimmig für weitere 12 Jahre wieder gewählt.
Während Machens den Südflügel des Rathauses an der Ahstraße bewohnte, plante er in seiner zweiten Amtszeit ein neues Rathaus. Auch ein Komplex für die Fachschulen und ein neues Theater sollten entstehen. Der erste Weltkrieg kam dazwischen und machte den Plänen ein Ende.
Nun galt es der vielen Nöte, die der Krieg mit sich brachte Herr zu werden. Um die Not der Arbeiter und ihrer Familie in den Griff zu bekommen, wurde ein großangelegter Fürsorgeapparat aufgezogen. Das forderte so viele Mittel, dass keine anderen Pläne mehr umsetzbar wurden. Der verlorene Krieg forderte in Gelsenkirchen ein Opfer und die große Zeit des Theodor Machens endete.
Machens zog sich nach Münster zurück und war zunächst zur Untätigkeit verurteilt. Doch er erholte sich und wurde Verwaltungsrat und später Rechtsanwalt. Er arbeitete für den Sparkassenverband und lehrte an der Universität in Münster Kommunalpolitik.
Der Machensplatz wird benannt
Pünktlich zu Machens 70.Geburtstag 11. Oktober 1931 ereilte ihn die Nachricht, dass die Stadt Gelsenkirchen den Grünplatz vor dem Rathaus an der Ahstraße, wo wir heute das Hamburg-Mannheimer-Hochhaus kennen, ihm zu Ehren den Namen Machensplatz gegeben hatte, den er bis heute trägt. Machens starb am 17. April 1932.
Konrad Herz auf den Spuren von Machens
Mehr als 80 Jahre später entdeckte Konrad Herz aus Buer bei einem Spaziergang auf dem Zentralfriedhof in Münster das Grab des früheren Oberbürgermeisters Theodor Machens. Der an der Historie der Stadt Gelsenkirchen interessierte Steinmetz, der auch am Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden beteiligt war, wandte sich mit einem Schreiben an den Erben Machens, Dr. Konrad Machens aus Siegburg. Herz bat ihn, falls er jemals daran denken würde, das Grab aufzugeben, an die Verbundenheit Theodor Machens mit Gelsenkirchen zu denken. Herz bot an, die Grabplatte auf seine Kosten nach Gelsenkirchen zu bringen und hier einen Ort zu ihrer Verewigung zu Ehren eines verdienten Bürgers und Oberbürgermeisters zu finden.
Machens Erbe stimmt dem Vorhaben zu
Angesichts der Verbundenheit Machens mit der Stadt Gelsenkirchen antwortete Dr. Konrad Machens kurze Zeit später und bat um ein Gespräch.
Die spontane Idee des Konrad Herz stieß auf große Zustimmung bei Dr. Machens. Schnell hatte Herz auch die Idee, wo die Grabplatte von Oberbürgermeister Machens einen würdigen Platz in der Stadt Gelsenkirchen finden könnte. Im SPD-Stadtverordneten und Heimatinteressierten Axel Barton fand Herz einen Gleichgesinnten und nun geht die Idee in den Rat.
Angesichts der Tatsache, dass sich Konrad Herz bereit erklärte, die fachgerechte Entsorgung der Grabplatte in Münster, den Transport nach Gelsenkirchen und die Installation am neuen Ort, dem Eingangsbereich zum Westfriedhof in Heßler zu organisieren und zu zahlen, sind keine Einwände des Rates zu erwarten, den „großen Oberbürgermeister“ Theodor Machens nach Gelsenkirchen zurück zu holen.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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