Nikolaus der Wohnungslosen - Heinz Banning geht mit 90 Jahren und nach 30 Jahren als Nikolaus in Rente

Heinz Banning holt schon mal Mitra und Bart für seinen letzten Auftritt als Nikolaus heraus. Das Gewand wartet noch in der Propsteikirche auf seinen Einsatz. | Foto: Caritas Gelsenkirchen
  • Heinz Banning holt schon mal Mitra und Bart für seinen letzten Auftritt als Nikolaus heraus. Das Gewand wartet noch in der Propsteikirche auf seinen Einsatz.
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Mehr als 30 Mal ist er schon zum Lied „Lasst uns froh und munter sein“ ins Wilhelm-Sternemann-Haus eingezogen. In diesem Jahr war Heinz Banning zum letzten Mal der Heilige Nikolaus für die wohnungslosen und bedürftigen Menschen in der Caritas-Beratungs- und Begegnungsstätte.

Einen Tag zuvor – am 5. Dezember – feierte Heinz Banning seinen 90. Geburtstag. Ein guter Anlass für den engagierten Mann, den Bischofsstab an seinen Nachfolger weiterzureichen und Grund genug, Heinz Banning und sein ehrenamtliches Engagement vorzustellen.

Krieg und Diktatur bestärken den Glauben

1927 wird Heinz Banning als drittes von neun Kindern in Gelsenkirchen geboren. Seine Erfahrungen im Krieg und in Nazi-Deutschland – insbesondere die Deportation und Ermordung des ihm bekannten Heinrich Königs ebenso wie sein eigenes Kreuzverhör durch die Gestapo – bestärken ihn, sich dem Glauben und der Kirche zuzuwenden.
Der gelernte Schreinermeister wird Küster in St. Augustinus, engagiert sich in der Kolpingfamilie und lässt in den 1980er Jahren zusammen mit anderen Männern die Vinzenzbrüderschaft der Propsteigemeinde wiederaufleben.
Ziel der Vinzenzbrüder ist es, den wohnungslosen Menschen in Gelsenkirchen zu helfen. Daher unterstützten sie Propst Wilhelm Sternemann und Pater Marino bei der Gründung einer Teestube für Wohnungslose. 1984 wurde das Wilhelm-Sternemann-Haus gegründet. Seither war Heinz Banning unermüdlich für die Besucher im Einsatz: Gitarren- und Geburtstagsrunden, Ausflüge, Bastelarbeiten und mehr hat er organisiert und mitgemacht.
Ob es in den drei Jahrzehnten Wohnungslosenhilfe eine besondere Begebenheit für ihn gab? „Nein, es war alles ganz normal“, erinnert sich Heinz Banning und lässt seine vielen mittlerweile verstorbenen Wegbegleiter im Kopf Revue passieren. „Einer“, verrät Banning dann doch, „einer ist beim Krippenbasteln vom Alkohol weggekommen. Er brauchte einfach die Beschäftigung. Wir haben ihn sogar nach den Öffnungszeiten weiter werkeln lassen“, blickt der Vinzenzbruder zurück.

Bundesverdienstkreuz für das Ehrenamt

Die Zeit, die er im Wilhelm-Sternemann-Haus verbracht hat, kann Banning nicht messen. Vor rund 15 Jahren hat er vor allem für diesen ehrenamtlichen Einsatz bereits das Bundesverdienstkreuz bekommen. „Mein kostbarster Besitz“, sagt der Ehrenamtler.
Um Ausflüge zu ermöglichen, hat er noch bis vor drei Jahren mit den Besuchern Krippen, Kalender und Engel gebastelt und sie dann verkauft.
Das geht heute nicht mehr. Dafür ist Bannings Sehkraft mittlerweile zu schlecht geworden. Auf seinen Stock gestützt, läuft Banning noch einen ordentlichen Schritt. Trotzdem ist er aufgrund seines Alters auch bei seinem Engagement auf Hilfe angewiesen: „Meine Kinder unterstützen mich darin“, sagt der Vater von vier Kindern.
Auch wenn Heinz Banning am Nikolaustag den Bischofsstab an seinen jüngeren Vinzenzbruder Hans-Joachim Brauer übergab, bleibt Banning dem Wilhelm-Sternemann-Haus treu. Die Aufsicht am Wochenende, wenn die hauptamtlichen Mitarbeiter frei haben, wird er zusammen mit anderen Ehrenamtlichen weiterhin regelmäßig übernehmen. Und auch die Bibelstunde wird er wie gehabt leiten.
Seinen 90. Geburtstag feierte Heinz Banning groß am zweiten Adventswochenende. Geschenke mochte er keine, „lieber Spenden für das Wilhelm-Sternemann-Haus“, wünschte sich das Geburtstagskind.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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