„Können die Leute lachen?“ - Promi-Treff mit dem Prinzipal

Der Prinzipal Christian Stratmann (Bildmitte sitzend) und seine Gäste, die Stadtspiegel-Leser Jörg Petersen, Ursula Stephan, B. Martin, Renate Petersen, Ursula Weiler, Marita Neumann und Anneliese Somplatzki. Fotos: Gerd Kaemper
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„Das sind ja alles schon alte Freunde von mir. Die habe ich ja alle schon mal hier gesehen!“ staunte der Prinzipal des Mondpalastes von Wanne-Eickel, Christian Stratmann, als er die Stadtspiegel-Leser begrüßte, die das Promi-Treffen mit ihm gewonnen hatten. Und er behielt Recht, denn nur eine Leserin feierte mit diesem Treffen ihre persönliche Premiere in dem Volkstheater.

Von Silke Sobotta

GE./Wanne-Eickel. Normalerweiese trägt der Prinzipal ein Schild am Revers, das ihn als einen „ganz scharfen Kontrolleur“ ankündigt, wenn er die Gäste des Mondpalastes am Eingang begrüßt. Ein typisches Wortspiel, wie Stratmann es liebt. Die Stadtspiegel-Leser begrüßte er mit Handschlag und vielen warmen Worten.
Marita Neumann erinnerte sich an ihren letzten Besuch im Mondpalast: „Sie haben uns begrüßt als die Schönen und Reichen. Ich habe geantwortet, dass Sie die Reichen bitte weg lassen sollten.“
Daraufhin erläuterte Christian Stratmann seine Philosophie: „Wer unser Theater besucht, ist nach unserem Verständnis kein Besucher, sondern ein Gast und Gäste werden nun einmal vom Gastgeber begrüßt. Dabei versuche ich mich den Gästen anzupassen und habe schon ein Gespür dafür, ob sie zu einem Spaß aufgelegt sind oder nicht. Aber ich kann auch den Damen, die zu 70% als erstes nach ihrem Eintritt die Toilette aufsuchen, den Weg dorthin weisen. So müssen sie nicht lange suchen. Ein anderes Fakt ist die Tatsache, dass ich sehe, wenn ein Gast über zwei Meter misst oder aber sehr klein ist. Der Lange bekommt dann einen Platz mit Beinfreiheit, von denen halten wir immer ein paar bereit, und der Kleine bekommt ganz dezent eine Sitzerhöhung an den Platz gebracht.“
Mit einem Lachen kommentierte Stratmann, dass in seinem Theater eben noch der Unternehmer persönlich an der Tür steht und bei Problemen hilft. „Das kann ja mal passieren, dass die Karten an der Pinwand hängen bleiben. Das wird hier ganz unbürokratisch gelöst und die Karten können hinterher zugeschickt werden.“
Hinzu kommt, dass er dann alle 700.000 Gäste, die das Haus in den sieben Jahren seines Bestehens besucht haben, gesehen hat und manch einen von ihnen als „Wiederholungstäter“ wiedererkennt.
„Und da bekommen Sie alles so in den paar Minuten mit, die Sie brauchen, um die Eintrittskarten zu kontrollieren?“, interessierte Marita Neumann.
„Ja, klar. Das ist eben die Unternehmensphilosphie, das sich hier jeder wohl fühlen soll. Darum werden auch die Schauspieler, die zum Teil schon seit sieben Jahren, also von Anfang an, dabei sind, von mir persönlich begrüßt. Für sie ist ja auch jede Vorstellung eine Premiere, denn es sind ja immer Gäste da, die das Stück noch nie gesehen haben.“
Als privates Haus, das ohne Subventionen agiert, muss man etwas bieten, meint der Prinzipal. Aber diese Denkweise entspricht auch seinem Naturell. Für ihn beginnt der Theaterbesuch beim Kartenkauf, darum werden die Karten auch von „Eingeweihten“ verkauft, die die Stücke und das Haus kennen und den Ansprüchen der Gäste gerecht werden.
Während Renate Petersen sich noch daran erinnerte, wie gut ihr diese persönliche Begrüßung durch den Hausherrn gefallen hat, erinnerte sich Marita Neumann, dass sie das Prozedere auch im Revuepalast in Herten, einer weiteren Bühne von Christian Stratmann erlebt hat: „Dort gehen Sie zwischen den Tischen umher und fragen die Gäste nach ihrem Eindruck und ihrem Empfinden.“
„Nur so kann ich erfahren, was die Leute bewegt und das ist wichtig. Denn auch ein kleines Problem, kann den Genuss stören“, erläuerte der Prinzipal.
Woher die Stücke kommen, die im Mondpalast gespielt werden, interessierte Jörg Petersen.
„Sigi Domke ist unser Haus-Autor. Diesmal hatte ich mal die Idee, wo etwas stattfinden könnte, aber ich kann weder schreiben noch inszenieren und geschweigedenn schauspielern. Aber Sigi kennt unser Team und weiß immer sofort wer vom Ensemble in welche Rolle passt. So sieht man immer wieder jemand anderen in der Hauptrolle, aber alle Stücke sind den Schauspielern quasi auf den Leib geschrieben“, schilderte Stratmann.
Wie lange es von der Idee bis zur Premiere dauert, wollte Renate Petersen wissen. „Das ist immer ein halbes bis ein dreiviertel Jahr“. weiß der Fachmann. „Das wichtigste dabei ist für mich immer die Frage: Können die Leute lachen?“
Und auch wenn die Schauspieler nicht alle ihre Wurzeln im Ruhrgebiet hatten, so sind sie inzwischen „integriert“ und erleben hier das typische Ruhrgebietsleben hautnah mit. „Sie müssen ja das Umfeld hier in der Region kennen, um die Stücke zu verstehen und mit den Charakteren des Ruhrgebietes liebevoll umgehen zu können“, gab Stratmann preis.
Dabei sind die Schauspieler überaus wandelbar, wie Stratmann anhand einer Anekdote über Thorsten Brunow vermittelt: „Wir waren mit dem ganzen Ensemble mit einem Boot auf dem Ijsselmeer unterwegs und plötzlich sprach Thorsten Brunow perfekt niederländisch. Ein Holländer hätte ihn natürlich nicht verstanden, wir aber auch nicht und in unseren Ohren klang es nach fließendem niederländisch.“
Christian Stratmann stellte den Gästen noch die anderen Projekte vor, die ihn in Atem halten: Eben den Revuepalast in Herten, in denen Travestie-Shows geboten werden nach der guten alten Sitte der Illusion und der Kunst der Verwandlung. In den Wanne-Eickeler Kammerspiel(chen) gibt es sogar ein „Prinzipälchen“, wie der Leiter David Böttcher liebevoll genannt wird. Und in den Sommer- und Osterferien gibt es die Sommerakademie, bei der man Schauspiel erleben und erproben kann und zwar am eigenen Leib.
Als der Prinzipal an die Tür eilt, um seine Gäste zu begrüßen, entlässt er die Promi-Treff-Runde damit in die „Flurwoche“ und konfrontiert sie mit Vorurteilen und unbekannten Wahrheiten und einem Stück, das auch zu Hause noch für Gespräche und Nachdenken sorgt.

Der Prinzipal Christian Stratmann (Bildmitte sitzend) und seine Gäste, die Stadtspiegel-Leser Jörg Petersen, Ursula Stephan, B. Martin, Renate Petersen, Ursula Weiler, Marita Neumann und Anneliese Somplatzki. Fotos: Gerd Kaemper
„Jeder hat seinen Lieblings-Italiener. Ich möchte, dass Jeder hier sein Lieblingstheater hat,“ lautet die Devise von Christian Stratmann. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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