Königsblauer S04 bei der Gala der Wirtschaftsinitiative

So gut besucht wie noch nie, präsentierte sich die Gala der Wirtschaftsinitiative in diesem Jahr. Foto: Gerd Kaemper
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Alle Jahre wieder lädt die Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen am Tag nach Aschermittwoch zu ihrer Gala ein. In diesem Jahr musste der Termin verlegt werden. Grund war das Motto, das lautete: „FC Gelsenkirchen Schalke 04“. Entsprechend blau und weiß wurde auch die Zentrale von „Viva West“ im Nordsternpark präsentiert.

von Silke Sobotta

GE. Natürlich wurde das Motto auch mit Leben gefüllt und dafür sorgte nicht nur der blau-weiße Mannschaftsbus, den Busunternehmer Uli Nickel direkt vor dem Eingang plaziert hatte, sondern auch die Gesprächsgäste.
Kein Wunder also, dass es so viele Anmeldungen gab, wie nie zuvor. Rund 400 Gäste machten sich auf den Weg zur Zeche Nordstern. Als „Erkennungszeichen“ erhielt jeder Gast einen Fan-Schal, der am Ende des Programms zum Song „Königsblauer S04“ in Nordkurvenmarnier geschwenkt wurden.
Doch zurück zu den Gästen, unter ihnen quasi drei Generationen von Schalke-Spielern: Angefangen bei den Meistern 1958 mit Willi Koslowski, Heiner Kördell und Manfred Kreuz, über das 72er Team, von der Rüdiger Abramczik leider nicht den Weg nach Horst fand, ganz anders aber der legendäre Fallrückzieher-Erfinder Klaus Fischer, gaben sich auch die Eurofighter, Ingo Anderbrügge und Olaf Thon die Ehre.
Den Anpfiff vollzog standesgemäß DFB-Schiedsrichterin Kathrin Heimann. Zu „Whatever you want“ marschierte jede Generation mit der eigenen Trophäe ein: Meisterschale, DFB-Pokal und UEFA-Cup. Ihre Vorstellung erfolgte, wie sollte es anders sein, durch Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann.
In den Gesprächen, die Moderator Jörg Seveneick führte, erfreuten sich die Gäste an mancher Anekdote aus den nicht immer rosigen oder besser blau-weißen Zeiten.
In seiner Begrüßung betonte Dr. Christopher Schmitt noch einmal die Bedeutung des Clubs für die Stadt: „Nichts ist in Gelsenkirchen prägender als Schalke 04. So wird Gelsenkirchen weltweit bekannt, dank seines Fußballclubs.“ Und er zitierte den Schalker Finanzchef Peter Peters, der beim Empfang des Pokalsiegers im Mai verkündete: „Schalke und Gelsenkirchen gehören zusammen wie blau und weiß.“ Das machte er auch daran fest, dass Ehrenpräsident Gerd Rehberg auch Ehrenbürger der Stadt ist. Schmitt verglich Oberbürgermeister Frank Baranowski, Bürgermeisterin Gabriele Preuß und Bürgermeister Klaus Hermandung mit einem Team, dessen Kapitän der OB ist.
Seine blau-weiße Passion lebte der Gelsenkirchener Regisseur Frank Bürgin mit seinem „Zeitlupe“ aus und erinnerte an die alte Zeit von den 20er Jahren bis zu den aktuellen Erfolgen.
Jörg Seveneick zitierte einen Fan: „Schalke ist mehr als Religion. Religion kann man widerlegen, Schalke 04 nicht. Denn Jesus habe ich nicht gesehen, aber Schalke schon.“
Dann folgte der große Augenblick der drei Meisterspieler. Dabei verriet Manfred Kreu, dass es das Ziel der Mannschaft war, gute Arbeit abzuliefern, „dass es dafür ein paar Pfennige gab, war schön“. Denn die damaligen Spieler kamen zunächst der Arbeit wegen, so wie Willi Koslowski, der 1952 kam und Bergmann wurde. Sein Ziel war aber von Anfang an, bei S 04 zu spielen. Er hat es erreicht, ebenso wie den Erwerb des Knappenbriefes.
Heiner Kördell erinnerte an die Treffen der Spieler mit den Fans im Vereinslokal Bosch. „Die Fans haben uns auch Druck gemacht, wir wollten sie nicht enttäuschen, also haben wir unser Bestes gegeben.“ Ging die Partie mal nicht gut für die Königsblauen aus, blieben die Fans weg, eine Maßnahme, die heute undenkbar wäre. „Dafür wurden die Abende nach den Spielen mit den Fans meist lang“, weiß Willi Koslowski.
TV-Spaßvogel Peter Nottmeier, (Switch reloaded), musste sich nicht verstellen als er den Schalke-Fan zum Besten gab. Der gebürtige Wanne-Eickeler hängt mit ganzem Herzen an den Königsblauen und lässt sich auch in seiner Wahlheimat Köln keines Besseren belehren. „Ich sage immer, ich hätte eine Ziegenallergie.“
Manager Horst Heldt stellte der Moderator vor als Mann, der es schafft jeden Tag ein Held zu sein. Dabei gab der sich bescheiden als er erklärte, dass er wohl noch kleiner sei als Peter Nottmeier und über S 04: „Den Mythos, den Stolz ein Schalker zu sein, wird der Verein aus unserer Nachbarstadt niemals haben.“ Dabei ist seine Arbeit nicht einfach, denn Ziel ist, dass der Verein wirtschaftlich mithalten kann und dabei seine Tradition erhält. „Peter Peters hält dazu das Geld zusammen und erinnert uns immer wieder an die Konsolidierung“, lachte der Manager, der nicht gern von Schulden des Clubs spricht, sondern von Verbindlichkeiten.
Erinnert an das Spiel in München, das mit einer 2:0-Niederlage endete, musste Horst Heldt die Krawatte lösen, weil er auch zwei Tage später noch immer den „dicken Hals“ bekam: „Man kann in München verlieren, das passiert anderen auch, aber ...“ Er beklagte, dass die Leistung nicht gut war, die Spieler zu wenig Mut hatten, nach vorn zu gehen und die schwache Abwehr der Bayern zu nutzen. Er zeigte sich stolz über Platz 4, aber das Ziel bleibe Platz 3 am Ende der Saison. In der Europa-League ist sich Heldt sicher, dass sein Team den nächsten Gegner Twente Enschede schlagen wird. Für die nächste Runde wäre dann Hannover 96 Wunschgegner, während sich auf der Insel Manchester United und Manchester City ein Derby liefern sollten. „Das Endspiel ist auf jeden Fall unser Ziel.“
Im Rahmen eines „Beziehungsgespräches“, das Dr. Christopher Schmitt zwischen Frank Baranowski und Schalke-Schatzmeister Peter Peters moderierte, erklärte der OB: „Gelsenkirchen braucht Schalke und Schalke braucht Gelsenkirchen, allein schon wegen des Namens.“
Peter Peters sprach sich für Gelsenkirchen aus, weil es Heimat des Vereins war, ist und immer bleiben werde. Er verriet aber auch, dass der Club „ganz kurz“ über einen Wegzug nachgedacht hat, als die Stadt beim Kauf des Arenageländes nicht so kooperativ war, wie es sich der Club gewünscht hätte. Aber eben nur einen Augenblick.
Zu den Verbindlichkeiten erklärte Peters, dass es kein verlorenes Geld sei, sondern in Vermögen investiert wurde, nämlich die Arena. „Und wenn 2021 die stille Beteiligung der Stadt fällig ist, sind die Verbindlichkeiten weg, aber das Vermögen bleibt.“
Nach dem schönsten Schalker-Moment befragt, erklärte Baranowski, dass es für ihn der Pokalsieg 2011 war. „Zunächst an der ‚kaputten Kirche‘, wie die Schalker die Gedächtniskirche nennen. Dort gab es ein blau-weißes Meer und später dann den Autokorso an der Ringstraße. Ich wollte eigentlich nur mal schauen, wie dort gefeiert wird und dann habe ich den Humba getanzt, dass war ein echt tolles Schalker-Erlebnis.
Für Peters gibt es viele tolle Momente. Dazu zählt das Abonnement auf die Vizemeisterchaft, aber auch die vier Titel, die errungen wurden. Aber: „Ein schönstes Erlebnis gibt es für mich nicht. Es gibt nur Beeindruckendes und Bleibendes.“ Gut in Erinnerung ist ihm noch die Aufregung als der Arena-Bauvertrag unterschrieben werden sollte: „Rudi Assauer und mir stand schon der Schweiß auf der Stirn, weil wir ja über Summen entschieden haben, die man sich nicht so einfach vorstellen kann. Und dann erschien der österreichiche Baukontrolleur nicht, der parlieren sollte, aber Angst hatte. Das war ein Hammer.“
Dr. Schmitt erinnerte daran, dass Schalke seit sechs Jahren Mitglied in der Wirtschaftsinitiative ist und verkündete augenzwinkernd: „Und heute wird auch die Wirtschaftsinitiative Mitglied im FC Schalke 04. Und auch ich selbst habe eine Mitgliedsantrag unterschrieben.“
Als Geschenk für die beiden angehenden „50er“ Baranowski und Peters sowie die Gäste auf der Ehrentribüne gab es ein Tryptichon des Künstlers Markus Kiel mit Darstellungen der drei Spielstätten, Glückauf-Kampfbahn, Parkstadion und Arena.
Fallrückzieher-Legende Klaus Fischer erinnerte sich, wie Günter Siebert als Präsident ihn aus Zwiesel im Bayrischen Wald ins Ruhrgebiet holte: „Meine Mutter hatte Sorge, dass ich keine weißen Hemden mehr tragen könne, weil hier ja alles voller Ruß sein sollte.“ Aber er fühlt sich heimisch und lebt auch nach der aktiven Zeit in Gelsenkirchen. Zwischendurch fährt er aber gern in seine alte Heimat, aber nur zu Besuch.
Olaf Thon dankte Rudi Assauer, dass er einst Huub Stevens nach Schalke geholt hatte: „Rudi und Huub waren die Köpfe bei unserem UEFA-Cup-Sieg 1997.“
Abschließend wurde am Tischkicker entschieden, wer die bessere Mannschaft war, 72 oder 97. Dabei konnte Klaus Fischer, der gleich zwei Mal antrat, seine Ehre verteidigen und siegte gegen Thon und Anderbrügge.
Als dann „The Florians“ den Hit „Königsblauer S04“ anstimmten, hielt es keinen Gast mehr auf dem Stuhl und diese verwandelten die ehemalige Zeche Nordstern in die Nordkurve.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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