J.G.Ballard - Sci-Fi-Autor oder nicht?

Hans Frey bietet mit seinem neuen Sachbuch allen Science-Fiction-Fans die Gelegenheit mehr über J.G.Ballard zu erfahren und ihn dabei kennen und vielleicht  auch lieben zu lernen. Foto: SiSo
  • Hans Frey bietet mit seinem neuen Sachbuch allen Science-Fiction-Fans die Gelegenheit mehr über J.G.Ballard zu erfahren und ihn dabei kennen und vielleicht auch lieben zu lernen. Foto: SiSo
  • hochgeladen von silke sobotta

Science-Fiction ist ein Literatur-Genre, das man entweder liebt oder hasst, viel Raum dazwischen gibt es nicht. Wenn man es aber liebt, dann hat man auch klare Vorstellungen davon, was wirklich Science Fiction ist. Und darum schieden und scheiden sich die Geister an den Werken von J.G. Ballard.

Hans Frey und die Liebe zur Science Fiction

Und genau hier kommt Hans Frey ins Bild. Der Germanist und Lehrer, der vielen Gelsenkirchenern noch bekannt ist als SPD-Landtagsabgeordneter fand bereits im zarten Alter von 13 Jahren zur Science-Fiction und sie ließ ihn seitdem nicht mehr los. Nun widmete er sich einem umstrittenen Autor in dem Sachbuch „J.G. Ballard - Science Fiction als Paradoxon“.
„Wie viele andere Science-Fiction-Fans auch war ich nie begeistert von J.G.Ballard. Er nannte seine Werke Science-Fiction, aber sie waren im Kreise der Fans sehr umstritten, weil er nicht von der Entwicklung in die Zukunft, sondern eher von einem Rückschritt oder bestenfalls der Erstarrung schreibt“, schildert Frey, der Ballard zeit Lebens „links liegen ließ“ wie man hier im Pott so schön sagt.
Für Frey erfüllt der Autor nicht die Prämisse des Genres, nutzt aber die Formen des Sci-Fi. Dabei ist seine stilistische Brillanz unumstritten unter Literaturfreunden, nur an den Themen scheiden sich eben die Geister.

Eine hübsche Sammlung weckt das Interesse

Im Jahre 2007 stieß er auf eine Sammlung der gesammelten Erzählungen von Ballard, die im Heine-Verlag erschienen war, inzwischen aber vergriffen ist. „Ich habe die Bücher eigentlich nur gekauft, weil sie nett anzusehen waren. Es handelt sich um zwei dicke Wälzer jeweils von der Stärke eines Backsteins“, erinnert sich der Sci-Fi-Fan. Irgendwann packte es ihn und er griff zum ersten Band.
Die Sammlung enthält 18 Romane und mehr als hundert Erzählungen. Eine Menge Lesestoff für jemanden, der eigentlich nicht auf den Autor steht. „Ballard ist schwer zu lesen, weil er eine hohe Anforderung an Konzentration und Durchhaltevermögen stellt. Er gibt seinen Lesern Rätsel auf, schreibt oft verschlüsselt und bewegt sich dabei immer auf einem hohen literarischen Niveau“, erklärt der Gelsenkirchener, der zu gibt, dass er die Wälzer auch mal zur Seite legen musste, um etwas locker-leichtes zu lesen. „Es findet sich viel Psychokram in seinen Werken und das kann einem schon mal auf den Geist gehen.“
Darum gibt Hans Frey auch gern zu, dass man eigentlich lieber Bücher schreibt über Autoren, die man gut findet. Trotzdem geht er in diesem Fall den anderen Weg und aus seiner Sicht auch zu recht.

Eine andere Sicht der SciFi

„Ballard ist eine Bereicherung für die Science-Fiction, auch wenn er für Hardcore-Fans eher ein Ärgernis darstellt. Er hat sich mit einigen seiner Werke einen Platz unter den großen Sci-Fi-Autoren erworben“, schwärmt der Gelsenkirchener, der Ballard als den Erfinder der New Wave innerhalb der Science-Fiction sieht. „Das war aber nur eine kurze Phase von etwa 1965 bis 1972 und diese experimentellen Texte waren auch nicht mit kommerziellem Erfolg verbunden.“
Durch seine intensive Beschäftigung mit Ballard, die etwa zwei bis drei Jahre dauerte, ist Frey zu einem wahren Kenner geworden. Dabei stellte er fest, dass Ballard für neue Elemente im Genre gesorgt hat und als Vorreiter gewertet werden muss in literarischer Hinsicht, aber auch beim Einfließen von Wissen um die Psyche des Menschen, der Politik und der Umweltfragen.

Ein 417-Seiten-Buch

Am Ende kam ein Werk mit 417 Seiten heraus, davon nimmt die Deutsche Bibliographie zu den Werken Ballards 54 Seiten in Anspruch. Außerdem findet sich im Anhang ein 16-seitiges Interview von Werner Fuchs und Joachim Körber.
Die Reihe SF Personality in der das Buch „J.G. Ballard - Science Fiction als Paradoxon“ erscheint, gab es lange Jahre bis sie in der Versenkung verschwand und durch den Verlag Golkonda wieder zum Leben erweckt wurde. Der Verlag war begeistert von Hans Freys Idee ein Sachbuch über den Autor zu schreiben, weil sich bisher „noch keiner an Ballard herangewagt hatte“.

"Ein Buch wie dieses gibt es nicht noch einmal!"

Nicht ohne Stolz verkündet Hans Frey: „Ein Buch wie dieses gibt es nicht noch einmal. Es ist die einzige umfassende Monografie über Ballard in deutscher Sprache.“ Und wer mehr über Leben und Werk des umstrittenen Autors erfahren möchte, der ist hier genau richtig. Das Buch enthält einen Überblick über Leben und Werk, aber auch eine Beschreibung aller von Ballard verfassten Texte. Anhand der Kurzbeschreibungen kann man sich einen umfassenden Eindruck von den Werken machen, ohne sie selbst gelesen zu haben.

Daten zum Buch

Erhältlich ist „J.G. Ballard - Science Fiction als Paradoxon“ aus dem Golkonda-Verlag für 24,90 Euro im Buchhandel oder als eBook bei amazon für 9,99 Euro. Die ISBN lautet ISBN 978-3-944720-79-1.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.