"Held ist ein Erz-Komödiant"
Einem großen Fernsehpublikum ist Thomas M. Held bekannt durch seine Rollen als schwuler Türke Metin oder Mafios Vittorio in der Sat1-Serie „Sechserpack“ oder als Tom Lorenz in der ZDF-Telenovela „Lena - Liebe meines Lebens“. Doch derzeit sieht man den Schauspieler eher auf den Theaterbühnen der Republik und so auch im Kleinen Haus des MiR.
Kurze Vorbereitung gehört zu Helds Spezialitäten
Denn Thomas M. Held hatte nur vier Tage lang Zeit, um sich auf die Premiere der Wiederaufnahme der Weihnachtskomödie „Der Messias“ von Patrick Barlow am heutigen Samstag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr vorzubereiten.
40 Seiten umfassen die Dialoge, die Thomas Weber-Schallauer gemeinsam mit Thomas M. Held dem Publikum kredenzen wird. Damit stehen an den vier Abenden, an denen „Der Messias“ gespielt wird, gleich zwei Österreicher auf der Bühne.
„Fälschlicherweise steht im Programm, dass Maria schwäbelt. Das muss in diesem Jahr ausfallen, denn schwäbeln kann ich nicht“, lacht Held, der durch die TV-Comedy die Erfahrung gemacht hat, dass „es verwerflich ist, wenn ein Schauspieler einen Dialekt spricht, den er nicht beherrscht.“
Ein in Köln geborener Österreicher
Dabei ist der Schauspieler mit der österreichischen Staatsbürgerschaft und seiner Geburtsurkunde aus Köln in Sachen Dialekt schon gut unterwegs und verfällt gern ins rheinische. „Meine Familie stammt aus der Steiermark, doch mein Vater hatte ein berufliches Engagement in Köln und so wurde ich dort geboren. Man könnte sagen, dass ich aus der Steiermark stamme, aber ich bin auch ein Kölscher Jung“, freut sich der sympathische Schauspieler.
Wenn ihn eine Rolle reizt, kennt er aber keine Gnade gegen sich selbst und lernt auch noch nach einem anstrengenden Probentag englische Phonetik, um im Theatre National du Luxembourg seiner Rolle in „Squirrels“ gerecht zu werden.
Dabei ist Held ohnehin ein Multitalent. So studierte er am Konservatorium in Graz, sieht sich als klassischen Schlagzeuger, beherrscht aber auch die Querflöte. Und auch wenn er betont, dass er es nicht professionell getanzt hat, so beherrscht er das klassische Ballett. Hinzu kommt, dass er gesangsfreudig ist und sich durch die Rolle des Erzählers „Njegus“ in der Operette „Die lustige Witze“ von Franz Lehár „angefixt fühlt“ mal etwas in diesem Bereich zu machen. Darum hat er sich ein Ziel für „Der Messias“ gesetzt: „Mensch, Held, mach einen guten Job, dann darfst Du vielleicht wieder kommen an dieses tolle Haus und mal auf der großen Bühne spielen.“
Verliebt in das MiR
Denn auch wenn er schon oft im Ruhrgebiet zu tun hatte und die Menschen hier sehr schätzt, so hat er das erste Mal am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zu tun und ist einfach nur begeistert. „Ich bin erstaunt und erfreut über die Freundlichkeit, vor allem aber auch die Homogenität an diesem Haus, die zwischen den Beteiligten herrscht. Hier geht es überhaupt nicht beamtisch zu, wie ich es von anderen Häusern kenne. Dafür wird hier mit Begeistertung und Freude gearbeitet“, freut sich Held, der zum ersten Mal in seiner Laufbahn an einem Opernhaus spielt.
Sein erstes Theaterengagement hatte Thomas M. Held in Marburg mit den Buddenbrooks und spielte dabei unter einem Regisseur aus der ehemaligen DDR, der schon damals sagte „Held ist ein Erz-Komödiant“ und den Schauspieler darauf auf eine gute Idee brachte.
Zwei Österreicher auf einer Bühne
Das komödiantische Talent kommt ihm auch in „Der Messias“ zugute. Sein Engagement verdankt er der Zusammenarbeit mit Thomas Weber-Schallauer am Düsseldorfer Theater. Weber-Schallauer inszenierte dort „Zauberhafte Zeiten“ und erinnerte sich bei der Suche nach seinem Mitstreiter für die Weihnachtskomödie gern an den Österreicher. Denn er hatte ihn kennengelernt als jemanden, der schnell Rollen umsetzen kann.
Das hat er beim Fernsehen gelernt. „Da muss man auf den Punkt funktionieren, wenn eine Außenaufnahme ansteht und die Gewitterwolken schon fast greifbar sind. Da heißt es, beim ersten Mal seine Markierungen treffen, das Licht beachten und den Text fehlerfrei und emotional rüber zu bringen. Fernsehen ist oft Akkordarbeit. An Theatern spreche ich angesichts von Raucher- und Kaffeepausen hingegen gern von Probentötungs-Delikten. Aber ich genieße auch diese Entspanntheit bei der Arbeit und möchte in Zukunft mehr Theater spielen als Fernsehrollen.“
Der Messias bereitet noch ein wenig Kopfschmerzen
„Die Weihnachtskomödie ist sehr abwechslungsreich. So schlüpfe ich in fünf verschiedene Rollen und Kostüme. Das versetzt mich in gesunde Spannung und bereitet mir auch ein wenig Kopfschmerzen. Von einer Migräne bin ich aber weit entfernt“, lacht der Schauspieler, der sich bei der ersten Bühnenprobe angesichts der erforderlichen schnellen Umzüge gefühlt hatte wie „ein aufgeschrecktes Huhn“.
„Aber ich verlasse mich auf Thomas Weber-Schallauer, der mir mit einem Augenzwinkern kleine Zeichen gibt für meine Einsätze und mir signalisiert, was zu tun ist“, gibt sich Held hoffnungsvoll für den Premierenabend.
Außerdem freut sich Thomas M. Held schon auf den „Messias“, denn er sieht ihn als „großes Vergnügen für alle Beteiligten auf und vor der Bühne. Das Stück durchbricht die Genres und Schauspiel trifft dabei auf Musik. Das sollte sich kein Gelsenkirchener entgehen lassen. Denn gerade dabei merkt man wie viel Spaß am Theater an diesem Haus gelebt wird. Man könnte wirklich sagen: Hier wollen doch alle nur spielen.“
Zu sehen ist die Weihnachtskomödie "Der Messias" im Kleinen Haus des MiR neben der Wiederaufnahmen-Premiere am heutigen Samstag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr auch noch an den Donnerstagen, 22. und 29. Dezember, und am Samstag, 31. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es zum Preis von 15 Euro an der Theaterkasse oder unter Telefon 4097-200.
Zur Person
Thomas M. Held ist verheiratet mit der Requisiteurin Annika Barth, die im Sommer mit Sönke Wortmann im Ruhrgebiet „Sommertraum“ gedreht hat, während Held in seiner Elternzeit den gemeinsamen Sohn hütete.
Die Familie erwartet schon bald den zweiten Nachwuchs, lebt in einem 150 Jahre alten Bauernhof in der Eifel und plant neben den zwei Ferkeln noch weitere Tiere anzuschaffen. Mit dem Hof hat sich Held einen Traum erfüllt und er legt mit seiner Frau auch selbst Hand an die Renovierungsarbeiten oder spaltet mit der Kettensäge das Holz für die Kamine.
Das ländliche Leben bedeutet für die Eheleute eine Auszeit vom Film- und Bühnenleben und viele Kollegen, die zu Besuch kommen, lernen die vermeintliche Einöde mit dem telefonischen Funkloch ebenfalls zu lieben.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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