Für den „Gerechten unter den Völkern“
Dem Gelsenkirchener Mediziner Dr. Rudolf Bertram wurde posthum im Jahre 1980 von der Israelischen Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. In Gelsenkirchen erinnert nun eine Gedenktafel an seinen Einsatz während des NS-Regimes.
Dr. Rudolf Bertram (1893 – 1975) praktizierte als Chirurg während des Zweiten Weltkrieges und bis 1965 in den katholischen Krankenhäusern in Horst und Rotthausen.
Der Arzt bewies Mut und Scharfsinn, als er 1944 ungarische Jüdinnen, die als Zwangsarbeiterinnen bei der damaligen Gelsenberg Benzin AG eingesetzt waren und bei einem Luftangriff auf das Werk am 11. September 1944 schwer verletzt wurden, vor dem sicheren Tod rettete.
Sowohl er als auch die in den Krankenhäusern tätigen Ordensschwestern, die ihn unterstützten, riskierten mit beispielhaftem Einsatz ihr Leben, um das Leben der Jüdinnen zu retten.
Durch diesen selbstlosen Einsatz erlebten die Frauen und Mädchen ihre Befreiung im April 1945 im Horster Josef-Hospital und im Rotthauser Marienhospital – heute Standort der Seniorenwohnanlage Haus Marien.
An dieses mutige Wirken erinnert nun eine Gedenktafel an der Seniorenwohnanlage Haus Marien, die sich an der Ecke Haydn- und Mozartstraße am Standort des einstigen Marienhospitals befindet.
„Mit der Enthüllung und Segnung der Erinnerungstafel erinnern wir an einen Mann, der in den dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte Mut und Zivilcourage, Menschlichkeit und Gerechtigkeitssinn auf eindrucksvolle Weise bewiesen und gelebt hat. Dr. Rudolf Bertram widerstand auf seine ganz eigene und ganz besondere Weise der Nazi-Ideologie vom unwerten Leben. Er ahnte das vermeintlich unabwendbare Schicksal dieser Frauen und stemmte sich als Christ und als Arzt, getreu dem hippokratische Eid, die Patienten vor Schädigung und Unrecht zu bewahren, gegen das von den Nazis in ihrem Vernichtungswahn vorgesehene Unrecht“, erinnerte Ansgar Suttmeyer für die St. Augustinus Gelsenkirchen Stiftung, die gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt den neu geschaffenen Erinnerungsort ermöglicht hatte.
Ortrud Kathol Bertram, die Tochter von Dr. Rudolf Bertram, stellte den Anwesenden Lebensweg und Motivation ihres Vaters vor.
In einer Grußbotschaft betonte auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen Judith Neuwald-Tasbach die besonderen Verdienste des hier Geehrten: „Er ist uns allen ein großes Vorbild an Zivilcourage, für seinen Gerechtigkeitssinn und seine Menschlichkeit! Er und seine Mitarbeiter gehörten zu den wenigen, die eben nicht weggeschaut haben, sondern geholfen haben, Menschenleben zu retten, in Zeiten, wo Menschenleben nichts mehr wert waren. Im babylonischen Talmud, Traktat Sanhedrin 37a steht: `Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.´ Und so bin ich dankbar und glücklich, dass die Erinnerung an ihn weiterlebt und wir seiner mutigen Tat gedenken!“
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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