Ein Rotkehlchen trauert!

Meine damalige Arbeitsstelle war nur ca. 7 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Deshalb konnte ich es mir erlauben mein Mittagessen zu Hause einzunehmen. An einem dieser Tage erzählte mir meine Frau folgende Begebenheit. Als sie die Flurtreppe zum Dachboden hochging um ihre Wäsche abzunehmen, kauerte in einer Ecke neben der Eingangstür zum Trockenboden ganz verängstigt ein kleines Rotkehlchen. Es musste wohl durch das kleine offene Flurfenster hereingeflogen sein und hatte nicht mehr hinaus gefunden. Es war sehr verängstigt, ließ sich aber doch von meiner Frau ohne Gegenwehr fangen. Sie transportierte den kleinen Piepmatz die wenigen Stufen hinunter zu dem geöffneten Flurfenster und ließ ihn in fliegen. Er flog direkt auf den nächsten Baum und bedankte sich von dort direkt mit einem lauten Gezwitscher.
Einige Tage nach der Beerdigung meiner Frau (sie starb 2008), ging ich noch einmal zu ihrem Urnengrab, das vorerst nur mit einem kleinen Holzkreuz und den üblichen Blumenschmuck versehen war. Als ich dort ankam, sah ich zusammengekauert ein kleines Rotkehlchen auf dem Holzkreuz sitzen. Sofort fiel mir ihre Geschichte ein, die sie mir damals erzählt hatte. War es vielleicht das gleiche Rotkehlchen, das sie damals befreit hatte und es wollte sich von ihr verabschieden. Ist schon komisch, dass einen plötzlich solche Gedanken kommen.
Aber wer kann schon mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es nicht so war.

Da ich meinen Fotoapparat immer dabei habe, wollte ich es auf dem Holzkreuz fotografieren. Aber es flog auf den Grabstein neben an. Hier konnte ich aber ein Foto von dem Piepmatz machen.
Ich finde man sieht dem Rotkehlchen an, dass es traurig war oder?