Ein „Jubiläum“ steht bevor
Es ist kein richtiges „Jubiläum“, aber wenn man die fünfte Auflage der StraßenFeuer Spendengala und das 20-jährige Bestehen des Vereins Arzt Mobil in Gelsenkirchen zusammen nimmt, dann kommen 25 Jahre dabei rum. Und dieses „Jubiläum“ gilt es am 4. März 2018 zu feiern, natürlich wieder im Bürgersaal des Hans-Sachs-Hauses.
Nach der StraßenFeuer-Spendengala ist vor der StraßenFeuer-Spendengala
Aber bevor Ideengeber und Initiator Norbert Labatzki mehr über die nächste Spendengala erzählte, verriet er, welche sensationelle Spendensumme bei der vierten Spendengala zusammen kam.
„Wir haben insgesamt 11.400 Euro eingenommen, die nun auf das Arzt Mobil und die Initiative `Warm durch die Nacht - Gelsenkirchen packt an!´ aufgeteilt werden“, schilderte ein stolzer Norbert Labatzki. „In Summe bedeutet das, dass das Arzt Mobil 9120 Euro, also 80 Prozent des Erlöses, und Warm durch die Nacht 2280 Euro erhalten.“
Die Gesamtsumme inkludiert die Eintrittsgelder der Besucher der Spendengala, einer Spendensammlung bei einer Lesung von Labatzki in der Buchhandlung Junius, die Versteigerung eines für die Gala erstellten Kunstwerkes von Ines Gauchel und „viele Einzelspenden, die mir Bürger wirklich auf der Straße zugesteckt haben. Dabei handelte es sich um Spenden zwischen 10 und 50 Euro, die ich immer akribisch gesammelt habe. Und genau solche Aktionen beweisen mir, warum ich so gern hier in dieser tollen Stadt lebe“, freute sich Labatzki.
Der Gelsenkirchener dankte allen Beteiligten für ihr ehrenamtliches Engagement, denn bekannterweise treten nicht nur die Künstler, wie in diesem Jahr Standup-Comedian und Autor Bastian Bielendorfer, kostenlos auf, sondern es stellen sich auch bereitwillig ehrenamtliche Garderobenhelfer zur Verfügung, die Firma Stage Systems sorgt für das nötige Equipment und die Techniker, die damit umgehen können.
Ein großer Dank von Labatzki gilt auch dem Musiktheater im Revier, das von Anfang an die Spendengala mit einem musikalischen Beitrag unterstützt hat: „Das ist für mich nicht selbstverständlich. Umso mehr freue ich mich, dass der Intendant des Hauses mir auch für 2018 wieder seine Unterstützung zugesichert hat.“
Den Top-Act, eben Künstler wie Bastian Bielendorfer, Fritz Eckenga oder Herbert Knebel, steuert die emschertainment GmbH bei und ihr Geschäftsführer Prof. Dr. Helmut Hasenkox erklärt: „Das Dabeisein bei dieser Veranstaltung ist inzwischen schon ein Pflichtprogramm und das nicht nur für die Zuschauer.“
Edle Spender gesucht für Rollups
Bereits Anfang Februar wird im Vorfeld der fünften „StraßenFeuer Spendengala“ im Hans-Sachs-Haus eine Ausstellung des Stadtspiegel-Fotografen Gerd Kaemper eröffnet, der die bisherigen Galas mit seiner Kamera begleitet hat und etwa 23 Rollups mit seinen Fotografien gestalten möchte.
Für die Anschaffung und den Druck der Rollups sucht Norbert Labatzki nun Spender, die bereit wären eine Summe zwischen 60 und 80 Euro zur Verfügung zu stellen, die ein solches Rollup kosten würde. „Die Namen der Spender werden auf dem jeweiligen Rollup natürlich ausgewiesen“, verspricht der mit Herzblut der guten Sache verbundene Musiker.
Wer bereit wäre, ein Rollup zu sponsern, das anschließend auch im Rahmen aller weiteren Spendengalas zum Einsatz kommen soll, aber auch dem Verein Arzt Mobil oder der Initiative Warm durch die Nacht zur Illustration ihrer Tätigkeiten zur Verfügung gestellt wird, der kann via Facebook mit Norbert Labatzki Kontakt aufnehmen oder auch unter Telefon 0172-7815775.
Ein Ausblick auf die fünfte Spendengala
„Das Programm steht noch nicht, dafür aber der Top-Act“, verriet Helmut Hasenkox. „Dabei kam uns ein Zufall zur Hilfe. Ich hatte Hagen Rether nach seinem Programm im Musiktheater im Revier angesprochen, ob er Lust hätte einen Videobeitrag für unseren Facebook-Auftritt einzuspielen und er antwortete:`Ich spiele jede Gala, aber bleib mir weg mit Facebook!´ Ich habe ihn beim Wort genommen und sofort mit seinem Management nach einem Termin geschaut und dabei kam der 4. März 2018 heraus“, strahlte Hasenkox.
Gern würde der Rether, der über „Liebe“ in ständig aktualisierter Fassung philosophiert, dabei einen Flügel auf der Bühne begrüßen, aber das ist kein Muss. Dafür freut sich Rether über die Mischung der Genres, die bei der Spendengala üblich ist.
Auf jeden Fall wieder dabei sein wird Oberbürgermeister Frank Baranowski, der bereits zugesagt hat, dass er die Eröffnungsrede halten wird. Auch Rafael Cortes, der für Labatzki einfach dazu gehört, soll nicht abgeneigt sein, ein weiteres Mal seine Kunst auf der Gitarre zu präsentieren.
Der Geschäftsführer des Musiktheaters im Revier, Tobias Werner, erklärte: „Unser Haus trägt die Botschaft, dass es uns um die Menschen geht, ja schon auf seinem Dach nach außen. Aber wir leisten was wir können und stellen gern Künstler bereit, um die Initiative von Norbert Labatzki und dem Arzt Mobil zu unterstützen. Es ist schon bewunderswert, dass solche Künstler, wie die Genannten, immer wieder gern nach Gelsenkirchen kommen, um sich in den Dienst der guten Sache zu stellen.“
Ewige Forderung: Eine Statistik!
„Es ist immer wieder leicht von den Pennern zu reden, aber dahinter verbergen sich Schicksale. Ich habe selbst versucht ein halbes Jahr auf der Straße zu leben, allerdings nur in der Woche. An den Wochenenden musste ich meinen Lebensunterhalt verdienen und war zu Hause. Aber ich habe das Experiment nach drei Monaten abgebrochen, weil ich nicht mehr konnte“, schilderte Norbert Labatzki einen Selbstversuch. Darum beklagt er, dass es immer noch keine offizielle Obdachlosen-Statistik in der Bundesrepublik Deutschland gibt.
Die Arbeit des Vereins Arzt Mobil
Karin Schneider arbeitet beim Arzt Mobil in der psychosozialen Beratung von Abhängigen verschiedenster Drogen und schilderte ihre Tätigkeit: „Das Spektrum reicht von Menschen, denen man ihren Konsum nicht ansieht bis hin zu solchen, die man als klassischen Junkie bezeichnen würde. Das ist aber ein Schimpfwort und wir bezeichnen die Menschen als Abhängige.“
Der Weg auf die Straße ist schnell erklärt: Zu den Drogen führen oft eine gescheiterte Ehe oder Partnerschaft, der Verlust des Arbeitsplatzes und andere Schicksalschläge. Der Drogenkonsum ist kostspielig, also wird zunächst an Lebensmitteln gespart, dann wir der Strom nicht mehr bezahlt und später auch nicht die Miete und schon bleibt nur die Straße. Ein wahrer Teufelskreis.
Ihre Tätigkeit verstehen die Streetworker des Arzt Mobil als Begleitung zurück in die Gesellschaft. Aber auch einfach als Ansprech- und Gesprächspartner, Helfer bei medizinischen Anliegen, Berater zu Drogenersatzstoffen wie Methadon oder auch als Ansprechpartner für Bürger, die sich über die „Szene“ vor ihrer Tür beklagen möchten. Das Feld ist so vielfältig wie die Nöte der Menschen, mit denen die Streetworkerinnen zu tun haben.
In den nächsten drei Jahren finanziert die Stadt Gelsenkirchen drei Streetworkerstellen des Vereins, was diesem nicht nur Planungssicherheit liefert, sondern auch die Chance, Spenden wie die der StraßenFeuer Spendengala für anderes als Personalkosten verwenden zu können. Denn auch die medizinische Ausstattung der Ärztin des Vereins muss finanziert werden. „Die Spende in dieser Höhe sorgt dafür, dass wir in diesem Jahr ruhig durchatmen und unsere Arbeit der kleinen Schritte in Ruhe angehen können. Denn wir müssen uns den Menschen auf der Straße anpassen, die nicht wie der Rest der Gesellschaft gesteckte Ziele verfolgen und darum bedeuten uns schon kleine Schritte sehr viel“, so Karin Schneider.
Es gibt schon Karten für die fünfte Spendengala
Wer nichts dem Zufall überlassen möchte, der kann sich ab sofort mit Karten für die StraßenFeuer Spendengala am 4. März 2018 ab 17 Uhr eindecken. Eintrittskarten zum Preis von 18 Euro gibt es bei der Stadt- und Touristinfo im Hans-Sachs-Haus. Bei allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen müssen Gebühren entrichtet werden, darum kosten die Karten dort 21,70 Euro.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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