„Der Palm ist eben so ...“
Serie Rotthauser Urgesteine: Eckhard Palm. Bezirksbeamter
Die Polizei hat bekanntlich nicht das beste Image: Videos mit prügelnden Beamten oder Schlagzeilen zu rechtswidriger Polizeigewalt sind jeden Tag in den Medien zu finden. Respektlos werden Polizeibeamte „Bullen“ genannt. Eckhard Palm wird selten derart betitelt, „Der Ecki ...“ heißt es, wenn man von ihm spricht und wer ihn so nennt, spricht von ihm dennoch mit Respekt. Eckhard Palm ist einer der beiden Bezirksbeamten, die in Rotthausen ihren Dienst tun.
Eckhard Palm ist eine Mischung aus Respektsperson und Kumpel. Fast ein „Hauptwachtmeister Krause“ – nur ohne K750 und mit anderer Statur. Er kann resolut sein, aber auch aufmerksam und freundlich. Es kommt immer darauf an, wer ihm gegenübersteht: Die alte Dame beispielsweise, die wieder einmal ein Problem hat und deshalb extra in das Büro des Bürgervereins gekommen ist, wo man den Bezirksbeamten auch hin und wieder trifft. „Sie entschuldigen ...“ , unterbricht er das Interview, um sich ganz ihren Nöten zu widmen. Natürlich nicht in der Öffentlichkeit. Dafür geht er mit ihr ins Nebenzimmer. Und als beide wieder herauskommen, schaut die alte Dame entspannt und zufrieden aus. „Und sie kümmern sich drum?“ „Ja, ich kümmere mich drum ...“ „Ich kümmere mich drum“ scheint der Satz zu sein, den Eckhard Palm tagsüber am häufigsten sagt.
Meist draußen vor Ort
Will man den Bezirksbeamten in der Polizeiwache in der Karl-Meyer-Straße erwischen, dann muss man früh da sein, denn sonst ist er wieder weg. „Ich bin die meiste Zeit draußen vor Ort“, erklärt er und lacht: „Aber vorher habe ich bestimmt schon ein paar Anzeigen aufgenommen.“ Denn bei Dienstantritt, morgens acht Uhr, stehen oft schon Rotthauser mit ihrem Anliegen vor der Wache. Wenn ihnen geholfen wurde, dann wird das Mäppchen gepackt, die Uniformjacke übergezogen und die Polizeimütze aufgesetzt. Ordnung muss sein. Auch wenn Eckhard Palm im Winter schon mal mit der Wollmütze auf dem Kopf anzutreffen ist.
Seit 16 Jahren ist er in Rotthausen als Bezirksbeamter im Dienst und sein Tag, so der Polizist, sei nie langweilig: Er kümmere sich in der Schule und im Kindergarten um das Sicherheitstraining, er gehe gemeinsam mit dem Ordnungsamt auf Streife und schaue nach dem Rechten. Er hält die Kontakte zu Unternehmern, Bürgern und Vereinen und immer ist er es, den die Leute ansprechen. Ganz gleich, ob er im Dienst ist oder sich in der Frühstücks- oder Mittagspause beim Bäcker in der Karl-Meyer-Straße Kaffee und Brötchen holt. Die Rotthauser wissen genau, wann sie ihn dort finden. Und so ist der Bezirksbeamte Palm acht Stunden ständig im Dienst und kommt sich manchmal vor wie ein Sozialarbeiter. Er hat ja nicht nur mit Kindergartenkindern und Schülern zu tun.
„Rotthausen ist ein sehr lebhafter Bezirk. Hier gibt es viel Zeit ...“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Wie überall treffen sich auch hier Jugendliche an Orten, wo sie andere stören, weil sie laut sind, trinken oder kiffen. Wenn es dann Beschwerden gibt, geht Eckhard Palm dem nach. „Ich kenne meine Pappenheimer“, sagt er. Und die Jungen und Mädchen kennen ihn. Oft sei es so, dass die Gruppe ihn schon von Weitem sieht, entweder von selbst geht oder sie ins Gespräch kommen. Dann hört er auch schon mal:“Herr Palm, das kommt nicht wieder vor.“ Dann gingen sie an einen anderen Ort, wo sie auch nicht sein sollten und er muss wieder kommen. „Irgendwann, Wochen später sitzen sie wieder an der Litfaßsäule.“ Dabei hat Palm bis zu einem gewissen Grad Verständnis: Wo sollen Jugendliche in Rotthausen hin? Kneipen? Pubs? Davon gibt es hier nicht viel. Um hier etwas zu ändern, arbeitet er im Präventionsrat mit.
Dass ihn die Leute „Ecki“ nennen, hat sich so eingebürgert. Palm sieht darin auch eine Art von Vertrauen. Die wenigsten aber duzen den Polizisten. Er ist eben ein ganz eigener Typ. Besonders wenn er von sich in der dritten Person spricht: „Der Palm ist eben so ...“
Natürlich gibt es in Palms Berufsalltag nicht nur Friede und Freude. „Bei den unangenehmen Aufgaben wird der Ecki zu Herrn Palm“, sagt er. Herr Palm ist er, wenn er Haftbefehle vollstreckt, Raser oder Aufenthalte ermittelt oder Beschuldigte ins Gericht oder in die JVA bringen muss.
Polizist aus Zufall
Eckhard Palm kennt Rotthausen wie seine Westentasche. Er ist vor 57 Jahren hier geboren, wuchs im Gartenbruch 2 auf, besuchte die Hauptschule am Dahlbusch und machte hier seinen Hauptschulabschluss. Nach dem Unterricht pölte er am liebsten mit seinen Freunden. Dem Fußball ist er bis heute treu geblieben. „Ich bin Schalke -Fan durch und durch.“
Dass er eines Tages den Berufsweg als Polizeibeamter einschlagen würde, hatte er nicht auf dem Plan. Ganz in der Tradition seiner Generation und der Ruhrpottarbeiterfamilien verwurzelt, begann er eine Ausbildung in der Firma Delog-Detag, wo auch sein Vater arbeitete. Er wurde Betriebsschlosser und arbeitete noch eine Zeit lang als Geselle. Bis er sich überreden ließ, die Schlosserkluft gegen die Polizeiuniform zu tauschen. Da war er 17. „Das war eher Zufall“, erzählt er. Sein Onkel sei im Kegelverein gewesen und hatte dort einen Sportsfreund, der bei der Kripo arbeitete. Und dieser Mann habe seinen Onkel eines Tages gefragt: „Hör mal, der kleine Eckhard ... will der nicht bei der Polizei anfangen?“ „Der kleine Eckhard ...“. Jetzt muss Palm lachen. „Der kleine Eckhard hat mittlerweile die stattliche Größe von 1,92 m.“
„Ich liebe es, für die Menschen zu arbeiten“, sagt Eckhard Palm von seinem Job. „Ich versuche alles möglich zu machen und zu helfen. Das Schöne an meinem Beruf ist, dass der nächste Tag anders ist als der vergangene und nicht nach einem 0-8-15-Schema verläuft. Ich mag diese Abwechslung, weil sie eine Herausforderung ist. Dienst getan und tschüss - das gibt es bei mir nicht.“
Trotzdem hat er natürlich auch ein Privatleben. Nicht in Rotthausen. Seinen Wohnort hat Eckhard Palm in eine ruhigere Gegend, quasi aufs Land in die Nähe von Dorsten verlegt. Dort kann er in seiner kleinen Wohnung abschalten oder sich seinen Hobbys widmen. Und die sind so gar nicht spektakulär: Er sammelt leidenschaftlich gern Münzen, seit er zum 12. Geburtstag ein altes Markstück aus dem Kaiserreich geschenkt bekam, liebt die Stones und John Lennon, ist Sizilienfan, besucht gern die Tochter und das Enkelkind in Baden Baden. Und „sollte sich beim Palm mal Stress ansammeln, dann geht er ins Fitnessstudio oder zieht den königsblauen Trainingsanzug über und läuft.“ Er hat schon an drei Marathonläufen teilgenommen. Danach verabschiedete er sich allerdings von diesem Sport. „Der Palm kommt eben auch in die Jahre“, schmunzelt er. Eine große Liebe hat er auch noch: Sein Cabrio, ein roter VW Golf, natürlich Rolling Stones Collection.
„Sie müssen das sehen ...“, schwärmt der Bürgervereinsvorsitzende Georg Gerecht: „Wenn der Ecki an der Straße mit lauter kleinen Würmchen steht und mit ihnen das Sicherheitstraining macht ... Die himmeln den einfach nur an. Ein Bild für die Götter!“
Der so Gelobte winkt lächelnd ab: „Ich bin doch hier nicht der einzige Polizist. Mein Kollege Bernd Tröster macht auch gute Arbeit.“ Klar. Nur ist Eckhard Palm Rotthausens „Krause“.
Autor:Silvia Dammer aus Hagen |
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