Boten der Lüfte - Am Tag der Brieftaube stehen die Schläge offen

"Da muss man 365 Tage im Jahr für die Taube da sein.": Peter Stollfuß will am Sonntag zusammen mit anderen Taubenzüchtern den Besuchern den Taubensport näher bringen.Foto: Gerd Kaemper
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  • "Da muss man 365 Tage im Jahr für die Taube da sein.": Peter Stollfuß will am Sonntag zusammen mit anderen Taubenzüchtern den Besuchern den Taubensport näher bringen.Foto: Gerd Kaemper
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Wenn am morgigen Sonntag, 15. April, der Tag der Brieftaube begangen wird, öffnet die „Reisevereinigung Gelsenkirchen 1894“ ihre Einsatzstelle am Hördeweg 142, von 12 bis 16 Uhr, in der Altstadt.

Dann können sich alle Interessierten über den traditionellen Brieftaubensport informieren, der in vergangenen Zeiten den Züchtern viel Geld einbrachte. "Früher drehte sich viel ums Geld, bis zu 50.000 DM waren zwischen 1980 bis 1990 in Gelsenkirchen bei einem Preisflug drin", berichtet Taubenzüchter Peter Stollfuß. "Heute geht es nur noch um Urkunden und Trophäen."
Ob Geldpreise oder Ruhm und Ehre - das Wettkampfprinzip fürs "Rennpferd des Bergmanns" ist erhalten geblieben. Die Tauben werden mit Spezial-Lkw zu weit entfernten Auflassplätzen gefahren, um dann in den Heimatschlägen freudig die schnellsten Rückkehrer zu registrieren. Von den heutigen 130 Mitgliedern haben noch 47 reisende Schläge.
"Die Brieftauben werden auf Leistung gezüchtet", erklärt Stollfuß. "Wir versuchen in der Zucht, den Heimkehrwillen zu stärken und zu formen." 40 Kilometer fliegen die Tauben am ersten Wochenende zur Saisoneröffnung. Diese Vorflüge werden von 40 bis 150 Kilometer gesteigert, dann beginnen die Reiseflüge mit 220 Kilometer bis nach Aschaffenburg - gesteigert zu 620 Kilometer bis nach Wels in Österreich. "Das erreichen wir im Juli. Endflug ist am 21. Juli, die Alttierreise für die erfahrenen Reisetauben", so der 51-Jährige. Die Jungtauben legen kürzere Distanzen von 20 bis insgesamt 300 Kilometer zurück.

Taube fliegt über 100 Stundenkilometer

Der Vorsitzende Peter Stollfuß hat einen von insgesamt neun Brieftaubenschlägen auf dem Vereinsgelände am Hördeweg. Seit dem sechsten Lebensjahr ist er dem botenschnellen Federvieh verfallen, das um die 100 Stundenkilometer schnell fliegen kann. Opa, Vater und die älteren Brüder reichten das Hobby weiter. "Familientradition", meint der Taubenvatta, "heute sind die Familien ja anders strukturiert. Hobbys waren Fußballspielen und Brieftauben, so war das bei uns früher. Heute sind ja Internet und Spielkonsolen viel interessanter."
Den Gartenschlag am Hördeweg hat er 2008 errichtet, die dortige Halle steht seit 1993. Selbst hat er derzeit noch 200 Tauben. Bei Preisflügen, so schätzt er, werden heute noch 1.200 aufgelassen, früher waren es 7.000.
Der Frührentner verbringt viel Zeit mit seinen Tieren, kontrolliert das Gewicht, sorgt dafür, dass sie topfit sind. Einfach sei es nicht. "Da muss man 365 Tage im Jahr für die Taube da sein."

Zweitjüngster hofft auf Nachwuchs

Als zweitjüngstes Mitglied in der Reisevereinigung Gelsenkirchen hofft er auf neue Mitstreiter, betont, dass der "Tag der Brieftaube" eigens für die Öffentlichkeit durchgeführt wird, in der Hoffnung, dass noch der ein oder andere Jüngere am Hobby hängen bleibt. Jung ist dabei Ansichtssache. "Ich freue mich auch über jungen Nachwuchs ab 50 Jahren", sagt er. 

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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